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Tier-Seuche: Vogelgrippe in Märkisch-Oderland

In einem Entenmastbetrieb in Brandenburg wurde das H5N1-Virus festgestellt. 14 000 Tiere müssen vermutlich notgeschlachtet werden, das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Ostseeinsel Riems hat am Freitagabend den Vogelgrippe-Befund bestätigt.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Die Vogelgrippe ist zurück in Brandenburg. In einer Mastanlage im Landkreis Märkisch-Oderland wurde bei einigen Enten eine Infektion mit dem gefährlichen H5N1-Virus nachgewiesen, wie das Brandenburger Gesundheitsministerium am Freitag mitteilte. Die komplette Anlage, auf der 14 000 Enten gehalten werden, wurde vom zuständigen Veternitäramt gesperrt, um eine Übertragung auf andere Bestände und Wildvögel zu verhindern. Wahrscheinlich müssen alle Enten getötet werden.  

Die Tierärzte des Veterinäramtes Märkisch-Oderland hätten bei einer Routinekontrolle am Donnerstag einige verdächtige Tiere entdeckt, sagte der Sprecher des Landkreises, Tobias Seyfarth, auf PNN-Anfrage. Die Enten mussten den Ärzten zufolge niesen und hatten hohes Fieber, Atemnot sowie ein stumpfes Federkleid. Sofort seien Proben in das Landeslabor Berlin-Brandenburg geschickt worden, welches den Verdacht bestätigte. Letzte Gewissheit brachten am späten Freitagabend die Experten des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Ostseeinsel Riems: sie bestätigten den Vogelgrippe-Befund. Enten eines Geflügelmastbetriebes bei Seelow (Märkisch-Oderland) waren mit dem H5N1-Virus infiziert, teilte das Umweltministerium mit. "Allerdings wurde nur die niedrig pathogene Variante durch das Institut verifiziert", sagte Ministeriumssprecherin Alrun Kaune-Nüsslein der Nachrichtenagentur dpa. Damit werde im Radius von einem Kilometer ein Sperrkreis um den Geflügelmastbetrieb gezogen. Die mehr als 10 000 Enten sollen noch am Wochenende gekeult werden. Anschließend müssen die Stallungen ausgiebig desinfiziert werden, hieß es.

Der Vogelgrippefall ist damit der erste in Deutschland überhaupt seit 2009 und die erste Erkrankung von Nutztieren seit 2008.

Nach Aussage von Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) wurde bereits ein Krisenzentrum eingerichtet, das die Bekämpfung der Seuche auf Landesebene koordinieren soll. Auch der Bund, die anderen Bundesländer und Brandenburger Landkreise wurden informiert. Zudem hat eine TaskForce des Landes am Freitag seine Arbeit aufgenommen, die die Arbeit der Veterinärämter des Landkreises unterstützen soll.

Die Ursache für die Infektion ist noch unklar, sagte eine Ministeriumssprecherin. Auch ob ein Zusammenhang mit dem jüngsten Vogelgrippeausbruch in Dänemark besteht, sei noch nicht geklärt. In Westjütland wurde der Virus bei wild lebenden Stockenten nachgewiesen.

An welche Betriebe der Hof seine Enten in der Vergangenheit lieferte, war zunächst nicht zu erfahren. Möglicherweise bedient der Betrieb, der angeblich in der Nähe von Seelow liegen soll, eine Großschlachterei in Neutrebbin.

Die Geflügelpest des Typs H5N1 grassiert nach Angaben des Bundesministeriums für Verbraucherschutz seit Ende 2003 in Südostasien. Im Herbst 2005 wurde diese sogenannte Aviäre Influenza nach Europa eingeschleppt und breitete sich 2006 auch in Deutschland flächendeckend aus. Dabei wurde auch Brandenburg nicht verschont. Meist waren wilde Vögel betroffen, in nur sechs Fällen erkrankten – wie offenbar in dem nun aufgetretenen Brandenburger Fall – Nutztiere. Der letzte Brandenburger Vogelgrippe-Fall liegt gut fünf Jahre zurück: Ende 2007 wurde innerhalb von zehn Tagen drei Fälle registriert. Betroffen waren Höfe mit kleinen Hühnerbeständen bei Heiligengrabe (Ostprignitz-Ruppin), in Altbensdorf (Potsdam-Mittelmark) und in Altglobsow (Oberhavel). Offenbar hatten damals alle drei Besitzer Tiefkühlenten gegessen und die Reste an ihre Hühner verfüttert.

Bei der Vogelgrippe oder auch Geflügelpest unterscheidet das Robert-Koch-Institut in niedrigpathogene („wenig krankmachende“) und hochpathogene („sehr stark krankmachende“)Erreger. Das in Märkisch-Oderland entdeckte Virus H5N1 gehört zu den hochpathogenen Erregern. Das natürliche Reservoir dieses Virus sind Wasservögel, die gewöhnlich kaum daran erkranken. Hühner und Puten verenden dagegen größtenteils bereits 24 bis 48 Stunden nach Kontakt mit dem Virus. Einige Vogelgrippeviren können auch Menschen krank machen. Mit dem Erreger H5N1 können sich Menschen allerdings in der Regel nur bei sehr engem Kontakt mit infizierten Tieren anstecken (siehe Kasten). Übertragungen von Mensch zu Mensch sind sehr selten. (mit dpa)

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