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Panzerpolizei. Solch ein Wagen vom Typ „Survivor R“ soll ab Anfang 2018 bei der Brandenburger Polizei im Einsatz sein. 

© Rheinmetall

Terrorabwehr: Brandenburgs Polizei panzert auf

Das Spezialeinsatzkommando der Brandenburger Polizei bekommt einen schweren Panzerwagen für die Terrorabwehr. Damit soll sensible Infrastruktur besser geschützt werden können - wie zum Beispiel der Flughafen BER.

Potsdam - Es ist ein wahre Powermaschine: 330 PS, Allradantrieb, ein Lkw-Fahrgestell, leer zehn Tonnen schwer, 100 Stundenkilometer schnell, Zwölf-Gang-Automatik, ein Sieben-Liter-Dieselmotor, serienmäßig mit Schutzbelüftungsanlage gegen atomare, biologische und chemische Kampfstoffe und Platz für bis zu zehn Personen in einer hermetisch abgeriegelten Kammer. Hinter der Stahlpanzerung und den zehn Zentimeter dicken Panzerglasscheiben sind sie vor Schüssen von Maschinengewehren sicher, Handgranaten können dem Wagen laut Hersteller nichts anhaben.

Es ist ein „Survivor R“, entwickelt von Rheinmetall, Mann und dem österreichischen Spezialfahrzeugbauer Achleitner. Sachsen hat zwei dieser sogenannten Sonderfahrzeuge im Frühjahr für die Polizei bestellt, die Hamburger Polizei hat seit 2016 ein ähnliches Modell, Berlin hat Interesse. Nun zieht auch Brandenburgs Polizei nach und will das Spezialeinsatzkommando (SEK) aufrüsten.

Ein „panzergeschütztes Radfahrzeug“ muss her

„Wir stehen in Verhandlungen, ein solches Fahrzeug anzumieten“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums den PNN am Montag. Vorerst jedenfalls. Wegen des laufenden Haushalts. Erst mit dem neuen Landesetat 2019/2020 soll ein Wagen gekauft werden. In der Basisausstattung lag der Preis einmal bei 500 000 Euro. Wegen der großen Nachfrage bei der Polizei in Bund und Ländern bewegt er sich langsam auf die Million zu. „Wir rechnen damit, dass uns das Fahrzeug ab Beginn 2018 zur Verfügung steht“, sagte der Sprecher.

Der Grund für die Investition liegt auf der Hand. Nach den islamistischen Terroranschlägen von Berlin im Dezember und in anderen europäischen Städten wie Paris, wo Terroristen mit Kalaschnikow-Gewehren ausgerüstet waren, kamen die Experten der Brandenburger Polizei zum Ergebnis: Ein „panzergeschütztes Radfahrzeug“ muss her. Das Innenministerium steht voll hinter der Entscheidung des Präsidiums, alles lief „in enger Abstimmung und mit Genehmigung“ des Innenministeriums, sagte der Sprecher.

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Flughafen BER und andere potenzielle Terror-Ziele in Brandenburg

Ein weiterer Grund für die Anschaffung ist auch der Flughafen BER in Schönefeld. Er zählt zur sogenannten sensiblen Infrastruktur. Und die Gefahr ist real: Ein im Herbst 2016 in Sachsen wegen Terrorverdachts festgenommener Syrer hatte nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden einen Sprengstoffanschlag auf einen der Berliner Flughäfen vor.

Der Vorteil des neuen Einsatzwagens ist für die Experten der Polizei klar: Mit ihm können SEK-Beamte geschützt durch die dicke Panzerung sicher und direkt in die unmittelbare Nähe eines Angreifers fahren, ihn ausschalten und Verletzte bergen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) befürwortet die Anschaffung des Panzerwagens. Landeschef Andreas Schuster sagte: „Das hat unsere volle Unterstützung. Das ist überfällig und nötig.“ Die Brandenburger Polizei werde jedoch mit nur einem Panzerwagen nicht weit kommen, weitere Wagen seien nötig. Dies sei allerdings auch eine Kostenfrage. Der Bedarf sei jedoch da. „Wenn wir Terrorfälle und Amoklagen haben, brauchen wir ein Fahrzeug, mit dem die Polizei direkt heranfahren kann und in dem die Kollegen geschützt sind“, sagte Schuster. Der Panzerwagen habe eine sehr gute technische Ausstattung.

Polizei Brandenburg: Kein Platz für Waffen und Schutzausrüstung im Opel Zafira

Es ist nicht die einzige Anschaffung für die Fahrzeugflotte infolge der Terrorgefahr. Vor zwei Wochen sind 30 neue VW-Busse T6 an die Polizeiinspektionen im Land übergeben worden, weitere sollen folgen. Grund ist Platzmangel in den bisherigen Streifenwagen. Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke hatte angeordnet, dass künftig zwei Streifenwagen je Inspektion mit je zwei neuen Maschinenpistolen MP7 mit Spezialmunition, mit Schutzwesten der höchsten Schutzklasse und Titanhelmen ausgestattet werden. Im Ernstfall sollen die eigens nachgeschulten Beamten als erste am Tatort eingreifen können – und Terroristen mit AK47-Maschinengewehren gewachsen sein. Doch in den 2016 angeschafften Kompaktvans Opel Zafira ist für Waffen und Schutzausrüstung kein Platz mehr.

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