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Brandenburg: Telefonhörer und Betäubungsgewehr

Abgeschossener Wisent: Brandenburgs Umweltminister Jörg Vogelsänger will Lehren aus dem Abschuss ziehen, der in Deutschland und Polen für Entsetzen gesorgt hat – und warnt vor dem Elch.

Potsdam - Brandenburgs Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) hält Elche für gefährlicher im Straßenverkehr als Wildschweine. Jetzt sei ja gerade die Zeit des Wildwechsels, „jeder ist gut beraten, vorsichtig zu fahren“, sagte Vogelsänger am Mittwoch im brandenburgischen Landtag. „Der Elch neigt dazu, den Straßenverkehr deutlich zu missachten und sich einfach auf die Straße zu stellen, was zu entsprechenden Konfliktsituationen führt.“ Insofern sehe er „doch eine deutlich höhere Gefährdungssituation durch den Elch als beim Wildschwein und anderen Tierarten.“ Da kam Heiterkeit auf. Allerdings hatte es bereits schwere Verkehrsunfälle mit Elchen gegeben.

Am Mikrofon im Plenarsaal stand der Minister aber eigentlich wegen eines anderen Tieres. Der Grünen-Abgeordnete Benjamin Raschke hatte in der Fragestunde den jüngsten Abschuss eines Wisents – in ganz Europa streng geschützt – bei Lebus (Kreis Märkisch-Oderland) zum Thema gemacht. Und nach einer Einschätzung des zuständigen Umweltministers gefragt.

„Hätte mir eine andere Entscheidung aus Sicht das Artenschutzes gewünscht"

Vogelsänger bedauerte die Abschuss-Entscheidung der örtlichen Behörden, die mit angeblich aggressivem Verhalten des Tiers, über die Oder nach Brandenburg geschwommen, begründet worden war. Es seien mehrere Akteure beteiligt gewesen, auch eine Polizeistreife. Er nehme diese Darstellung zur Kenntnis. „Dennoch hätte ich mir eine andere Entscheidung aus Sicht das Artenschutzes gewünscht.“ Zudem hätte das Ministerium als oberste Naturschutz- und Jagdbehörde „beratend“ einbezogen oder die Hotline des Landesveterinäramtes angerufen werden können, was beides nicht geschah. „Ich hätte es mir gewünscht.“

Nach seinen Worten sollten aus dem Fall Lehren gezogen werden, was der Minister näher erläuterte. „Wenn zukünftig bei solchen Fällen mehr zum Telefon als zur Jagdwaffe gegriffen wird, dann ist schon viel erreicht“, so der Minister. „Konkret“ nannte er aber auch „Betäubungsgewehre, und darin geübte Schützen“. Für besondere Empörung hatten nach seinen Worten „verstörende“ Bilder gesorgt, wonach dem abgeschossen Wisent der Kopf abgetrennt worden war, wie eine Trophäe. Auf die Frage einer Abgeordneten, was mit dem Kopf und dem Fleisch passiere, antwortete der Minister so: Mit dem Fleisch? Er könne die Verantwortlichen „nur auffordern, nicht noch dieses Tier zu verwerten und bei künftigen Fällen mehr Fingerspitzengefühl walten zu lassen“.

Grünen-Fraktionschef Vogel: Brandenburg muss mit einwandernden Wisenten aus Polen rechnen

Vogelsänger erwarte nicht, dass es oft Probleme mit Wisenten geben wird. „Es wird ein Einzelfall bleiben. wollen Wisente hier auch nicht ansiedeln.“

Wir Grünen-Fraktionschef Axel Vogel verwies hingegen darauf, dass in Westpolen 400 Wisente leben, man also ähnlich wie beim Wolf – der erste war vor 20 Jahren in der Mark wieder gesichtet worden – auch verstärkt mit einwandernden Wisenten rechnen müsse. Vogel brachte einen Wisent-Management-Plan ins Spiel, damit alle wissen, wie man sich beim Zusammentreffen mit einem Wisent zu verhalten habe. Die Jäger, davon ist Vogelsänger überzeugt, sind da genau im Bilde. „Wisente sind in ganz Europa streng geschützt. Jeder Jagdscheinbesitzer weiß, dass es sich um eine seltene, nicht jagbare Tierart handelt.“

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