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In Berlin haben am Montag Hunderte Fahrer gegen die aus ihrer Sicht steigenden Kosten für die Branche protestiert. Nach Angaben des Berliner Landesverbandes von Taxi Deutschland nahmen 3.000 Fahrzeuge an einer Sternfahrt von mehreren Startpunkten zum Grossen Stern im Tiergarten teil.

© Timur Emek/dapd

Brandenburg: Taxifahrer boykottieren Flughäfen für einheitliche Fahrpreise

Verkehrschaos zum Wochenbeginn in Berlin: Aus Protest gegen unterschiedliche Fahrpreise von und zum neuen Flughafen boykottierten Taxifahrer Flughäfen und Hauptbahnhof. Auf ihrem Weg zum Brandenburger Tor legten sie zeitweise den Verkehr lahm.

Berlin - Mit Sternfahrten und Boykottaktionen haben am Montag rund 3000 Berliner Taxifahrer gegen unterschiedliche Fahrpreise von und zum neuen Hauptstadtflughafen protestiert. Am Hauptbahnhof und an den Flughäfen Tegel und Schönefeld nahmen sie stundenlang keine Fahrgäste auf. Mit Sternfahrten quer durch die Stadt zu einer zentralen Kundgebung am Brandenburger Tor legten sie zeitweise den Verkehr lahm. Es kam zu langen Staus im Umfeld der Protestrouten. Reisende mussten am Vormittag in Tegel und Schönfeld länger auf ein Taxi warten. Behinderungen gab es zudem im S- und U-Bahnverkehr - wegen Bauarbeiten und einer Signalstörung. Nach einem Kompromiss zwischen Berlin und dem Landkreis Dahme-Spreewald gilt von Berlin nach Schönefeld der Berliner Tarif, vom Flughafen in die Stadt der teurere des Landkreises. Der Protest richtet sich aber auch gegen die Service-Gebühr von 1,50 Euro, die die Taxifahrer pro Anfahrt am neuen Flughafen bezahlen sollen. „Wir fordern einen Fahrpreis für ein und dieselbe Leistung. Mit rund 12 000 Beschäftigten sind wir ein wichtiger wirtschaftlicher Teil Berlins, dem ist Rechnung zu tragen“, sagte der Vorsitzende des Berliner Taxigewerbes, Uwe Gawehn, bei der Kundgebung am Brandenburger Tor. Seine Branche wehre sich gegen das „Diktat des Flughafens“. Der Vorsitzende des Verbandes Taxi Deutschland, Stephan Berndt, ergänzte: „Wir müssen das Preischaos unseren Kunden im Auto erklären. Das kann nicht sein. Wir sind in der Lage, unsere Dienstleistungen selber zu organisieren.“ Auf Transparenten war zu lesen: „Kasse leer, Schnauze voll“ und „Wen vertreten Sie, Herr Wowereit, Ihre Bürger oder den Flughafen?“ Der Berliner Senat will unterdessen in weiteren Verhandlungen mit Brandenburg erreichen, dass Taxifahrten vom und zum neuen Flughafen gleich viel kosten. „Wir werden da nicht locker lassen“, sagte Verkehrssenator Michael Müller (SPD) am Montag in der Industrie- und Handelskammer. Richard Leipold, der Vorsitzende der Berliner Taxivereinigung, kritisierte, die Kollegen würden einem Monopolisten ausgeliefert und ihre Fahrgäste auf dem Umweg der Servicepauschale an der Flughafenfinanzierung beteiligt. Zudem bringe der unterschiedliche Tarif vom und zum Flughafen die Fahrer in Erklärungsnöte, sagte Leipold. „Was kann denn ein Berliner Regierender Bürgermeister gegen die unendliche Macht eines Landrats in Dahme-Spree ausrichten?“ Das sei Gästen aus Rom, Paris und New York nicht zu erklären. Die brandenburgischen Taxifahrer wollen dagegen weiterhin den teuereren Taxitarif des Landeskreises zum neuen Flughafen kassieren. „Wenn sie von Bochum nach Dortmund und zurück fahren, zahlen sie auch jedes Mal einen anderen Tarif“, sagte der 1. Vorsitzende der Taxi-Union, Michael Firyn, am Montag in Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) der Nachrichtenagentur dpa. Die unterschiedlichen Tarife seien gesetzlich geregelt. Er hoffe aber, dass im Sinne der Fahrgäste eine Lösung gefunden werde. Da der Flughafen auf Brandenburger Gebiet liegt, dürfen hier eigentlich nur solche Taxen Fahrgäste aufnehmen, die im Landkreis Dahme-Spreewald zugelassen sind. Der im Februar vereinbarte Kompromiss sieht vor, dass zu den maximal 400 Brandenburger Taxen auch alle rund 7600 Berliner Taxen in Schönefeld Fahrgäste aufnehmen dürfen. Im Gegenzug können die Brandenburger Kollegen auch auf Berliner Stadtgebiet Fahrgäste mitnehmen. Dafür müssen die Fahrer aber eine Ortskundeprüfung ableben. Auch dagegen richtete sich der Protest der Berliner Taxifahrer. Geduld mussten am Montagvormittag nicht nur Autofahrer und Fluggäste haben. Auch auf einigen S- und U-Bahnstrecken kam es zu Behinderungen. Wegen einer Signalstörung zwischen den S-Bahnhöfen Lichtenberg und Nöldnerplatz gab es am frühen Morgen Verspätungen. Behinderungen gab es zudem auf dem S-Bahnring wegen einer Baustelle zwischen den Bahnhöfen Schöneberg und Bundesplatz. Seit Montagmorgen ist die U-Bahnlinie U1 zwischen den Bahnhöfen Möckernbrücke und Wittenbergplatz wegen Bauarbeiten im Bahnhof Gleisdreieck bis zum 8. Juni unterbrochen. Ersatzbusse sind weiterhin nach einem Wassereinbruch in der Leipziger Straße auf der Linie U2 zwischen Potsdamer Platz und Mohrenstraße im Einsatz. (dpa)

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