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Im März suchte die Polizei mit einem Spürhund auf dem Storkower Kanal in Brandenburg nach der vermissten Rebecca. 

© Patrick Pleul/dpa

Suche auch in Brandenburg: Nach acht Wochen noch immer keine Spur von Rebecca

Vor acht Wochen verschwand die 15-jährige Berlinerin Rebecca. Immer wieder wurde in Brandenburg nach ihr gesucht - ohne Erfolg. Und nun bricht ein wichtiges Indiz weg. 

Berlin/Brandenburg - Es war ein Montag vor genau acht Wochen: Am Morgen des 18. Februar verschwand Rebecca Reusch spurlos. Und seit acht Wochen sucht die Polizei vergeblich nach der 15-Jährigen. Auch wenn sich Polizei und Staatsanwaltschaft weiter zuversichtlich zeigen, den Fall lösen zu können: Die anfängliche Hoffnung, das Mädchen zu finden und den mutmaßlichen Mörder schnell fassen zu können, ist dahin. Landet die Akte Rebecca bald als sogenannter „Cold Case“ bei den ungelösten Fällen von spurlos verschwundenen Jugendlichen?

2200 Hinweise zu Rebecca

Noch ist es nicht so weit. Die Mordkommission ist immer noch dabei, die mehr als 2.200 Hinweise aus der Bevölkerung auszuwerten. Und mehrfach war das Technische Hilfswerk mit Spezialgerät wie Echolot oder Bodenradar und die Polizei mit Suchhunden in Brandenburg entlang der A12 in Richtung Polen und an Seen unterwegs. In den vergangenen Wochen etwa am Herzberger See. Gefunden haben sie, trotz des großen Aufwands, bislang nichts.

Polizisten suchten in Brandenburg mit Hunden nach Spuren der vermissten Rebecca.
Polizisten suchten in Brandenburg mit Hunden nach Spuren der vermissten Rebecca.

© Patrick Pleul/dpa

Die Ermittler gehen davon aus, dass Rebecca nicht mehr am Leben ist. Sie hatte Mitte März ein Wochenende bei ihrer großen Schwester und deren Mann im Neuköllner Ortsteil Britz verbracht. Am Morgen sollte sie zur Schule gehen, doch dort kam sie nicht an.

Ermittler: Rebecca hat das Haus des Schwagers nicht lebend verlassen

Anhand der Handydaten von Rebecca gehen die Ermittler davon aus, dass die 15-Jährige am Morgen des 18. Februar allein mit ihrem Schwager, dem Mann ihrer Schwester, im Haus war. Und dass sie das Haus nie lebend verlassen hat.

Die Ermittler stellten anhand der Handydaten auch fest, dass der Schwager entgegen seiner Aussagen an diesem Morgen gar nicht geschlafen haben kann. Daneben ist der Kleinwagen des Mannes zweimal – am Vormittag des 18. Februar und am späten Abend des Folgetages von einem Kennzeichenerfassungssystem der Brandenburger Polizei registriert worden. Beide Fahrten könne er nicht erklären, hieß es.

Unter anderem wegen all dieser Indizien halten Polizei und Staatsanwaltschaft den Schwager für den Mörder des Mädchens. Tatsächlich haben sie aktuell nichts in der Hand gegen ihn.

Schwager unter Druck

Dabei haben die Ermittler den 27-Jährigen gehörig unter Druck gesetzt – und sind bis zum äußerten gegangen. Insgesamt drei Wochen lang saß er in Untersuchungshaft, bis ein Ermittlungsrichter den Haftbefehl aufgehoben hat: Er hatte Zweifel am dringenden Tatverdacht. Weil die Beweislage dünn war, gab sich die Staatsanwaltschaft damit zufrieden. Dennoch führt sie den Mann weiter als Verdächtigen.

Was bleiben wird, ist das Foto des Schwagers: Per Richterbeschluss hatten es Polizei und Staatsanwaltschaft veröffentlicht und um Hinweise aus der Bevölkerung gebeten. Inzwischen sind die Fotos wieder gelöscht, weil die Öffentlichkeitsfahndung keine Aussicht auf Erfolg habe. Doch das Internet vergisst nicht. Der Mann ist für sein Leben gebrandmarkt – ob er nun schuldig ist, oder nicht.

Petra Klein, die Rebeccas Schwager als Anwältin vertritt, hält das Vorgehen der Staatsanwaltschaft für einen klaren Verstoß. Und damit ist die Anwältin, die einst selbst im Dienst der Berliner Polizei war, nicht allein. Auch die Vereinigung Berliner Strafverteidiger äußerte deutliche Kritik.

Mehrere Wochen lang wollte sich Klein gar nicht äußern zu dem Fall und über ihren Mandaten. Ende März verschickte sie dann eine schriftliche Erklärung: „Der Umgang mit meinem Mandanten sowohl seitens der Strafverfolgungsbehörden als auch der Öffentlichkeit kommt einer Vorverurteilung gleich und steht in drastischem Widerspruch zur Unschuldsvermutung und dem damit verbundenen Grundsatz eines fairen Verfahrens.“

Anwältin verurteilt Fotos und Details des Schwagers

Weil verschiedene Fotos und persönliche Details des Mannes veröffentlicht wurden, „ist mein Mandant massivem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt und eine schnelle Rückkehr in Alltag und Normalität scheint ausgeschlossen.“

Dem RBB sagte sie noch, es sei faktisch zur Jagd auf den Mann aufgerufen worden. Und sie kritisiert, es sei einseitig ermittelt worden, alles habe sich darauf konzentriert, dass Rebecca nicht mehr am Leben und ihr Schwager der Täter sei. Von Aufklärung des Falls keine Spur, vermutet die Anwältin, vielmehr sei die Polizei mit der Suche nach einer Leiche beschäftigt, „die es möglicherweise gar nicht gibt“.

Rebeccas Familie glaubt an eine Entführung

Rebeccas Familie steht jedoch zu dem Mann, sie glaubt an seine Unschuld. Angeblich soll er für Drogengeschäfte nach Polen gefahren sein. Rebeccas Eltern, die Mutter, der Vater, auch ihre beiden Schwestern, auch die Frau des Verdächtigen, haben sich in mehreren „Exklusiv“-Interviews mit Fernsehsendern und Illustrierten geäußert.

Rebeccas Mutter richtete über den TV-Sender RTL sogar einen Appell an mögliche Entführer, „sie endlich freizulassen“. Die Familie glaubt, die 15-Jährige sei „weggeschnappt“ worden und werde festgehalten.

Erst kürzlich sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft: „Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass wir im Fall Rebecca doch noch weiterkommen.“ Und ganz nebenbei wurde bekannt, dass den Ermittlern ein anderes Indiz weggebrochen ist. Im Kofferraum des Wagens des Verdächtigen waren Fasern einer Fleece-Decke aus seinem Haus und ein Haar gefunden worden. Zunächst hieß es, es stamme von Rebecca. Nun hat sich herausgestellt: Es ist nicht Rebeccas Haar.

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