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Die Brandenburger mögen ihre Heimat, sind aber mit ihren beruflichen Perspektiven nicht zufrieden, so eine aktuelle Studie der Universität Potsdam.

© Patrick Pleul/dpa

Studie der Universität Potsdam: Brandenburger leben eigentlich gerne hier

Die Uni Potsdam hat das Lebensgefühl der Brandenburger untersucht. Die leben gern hier, vermissen aber einiges. Und was bewirkte die landesweite Kampagne "Es kann so einfach sein"?

Potsdam - Unglückliches Brandenburg? Von wegen! Nach einer neuen Studie der Universität Potsdam zum „Lebensgefühl in Brandenburg“, die am Donnerstag in Potsdam vorgestellt wurde, leben die Brandenburger gern in ihrem Land. Sie fühlen sich wohl, ob im Speckgürtel oder fernab von Berlin. „Mich hat am meisten überrascht, wie hoch das Zufriedenheitsniveau ist“, sagte Uta Herbst, Marketingprofessorin und Verfasserin der von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse finanzierten Studie, die bemerkenswerte Einblicke liefert.

Immerhin 541 Brandenburger, die Hälfte aus dem Umland, die Hälfte aus den Landregionen, haben dafür einen detaillierten Fragebogen beantwortet. Der Durchschnittsproband ist Arbeitnehmer, kein Akademiker, hat ein Nettoeinkommen von 1000 bis 2000 Euro, typisch also. Nicht typisch ist, dass jeder zweite jünger als 40 Jahre, jeder dritte jünger als 29 Jahre war, womit der Anteil höher liegt als in der Gesamtbevölkerung. Gerade diese Schicht, in Berufen, oft mit Kindern, ist aber von besonderem Interesse.

Lange Arbeitswege, geringe berufliche Perspektiven

Gefragt wurde für diverse Kategorien von Infrastruktur bis Sozialem, was sich die Leute wünschen, und wie sie die Realität bewerten. Beim Vereinsleben etwa gibt es Spitzenwerte, sieht man das Angebot als „übererfüllt“ an. Der Gegensatz dazu: Bei beruflichen Perspektiven „liegt die Realität hinter den Erwartungen“, heißt es. Die Arbeitslosigkeit ist zwar gering, aber im Pendlerland Brandenburg zählen eben auch die langen Wege, die Erreichbarkeit der Jobs. Bei der Bildung werden die Angebote im Speckgürtel „besser bewertet als in ländlichen Regionen.“ Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangebote schneiden insgesamt gut ab. Bei der Gesundheitsversorgung kommen die ländlichen Regionen schlechter weg als der Speckgürtel. Auffällig ist landesweit das Soll-Ist-Gefälle bei der Verkehrsinfrastruktur, beim ÖPNV, beim Digitalstandard also etwa schnellem Internet.

Brandenburg punktet mit Landschaft und Natur

Brandenburg punktet auch diesmal, wie bei allen Umfragen dieser Art, vor allem mit seiner „Landschaft und Natur“. Auf der anderen Seite wird etwa im Berliner Umland die Wohnungsfrage nach den Antworten als Hauptproblem wahrgenommen. Hier sehen die Bewohner den größten Entwicklungsbedarf, auf dem Lande hingegen vor allem bei Bildung, Jobs, Gesundheitsversorgung.

Das Image eines Landes wird maßgeblich davon geprägt, wie die Bewohner selbst ihr Land sehen. Sie sind, wenn alles gut läuft, laut Herbst die wichtigsten Botschafter. Danach gefragt, verbinden die Brandenburger mit dem Land am meisten Naturnähe und Bodenständigkeit, am wenigsten „dynamisch“ und „fortschrittlich“. Es gibt also einen Widerspruch zwischen eigenem Lebensgefühl und Landes-Image, sagte Herbst.

Regierung startete Kampagne "Es kann so einfach sein"

„Brandenburg hat ein Marketingproblem“. Auch deshalb hatte die Regierung im Frühjahr die Imagekampagne mit dem umstrittenen Slogan „Es kann so einfach sein“ gestartet, bisher vor allem mit einer Plakatwelle und ein paar Autobahnschildern. Im Lande ist sie bislang verpufft. Nach der Umfrage der Uni kennen etwa drei Viertel den Einfach-Slogan bisher gar nicht, auf dem Land noch weniger als im Speckgürtel. „Er ist neutral, weckt unter Marketinggesichtspunkten keine Assoziationen, er ist bisher nicht gefüllt worden“, sagte Herbst.

Man kaufe ja auch keinen einfachen Schokoriegel, sondern einen knusprigen. „Neutral ist, wenn man an der Tankstelle etwas kauft, weil es sonst nichts gibt.“

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