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Arne Raue.

© Rathaus Jüterbog

Stimmungsmache gegen Flüchtlinge in Jüterbog: Bürgermeister schürte bewusst Panik vor kranken Flüchtlingen

Jüterbogs Bürgermeister warnte offiziell vor Kontakt zu Flüchtlingen - wegen der Infektionsgefahr. Und er berief sich auf eine Ärztin. Nun kommt heraus: Es war alles nur ausgedacht, die Ärztin wollte etwas anderes.

Jüterbog - Arne Raue, parteiloser Bürgermeister in Jüterbog (Teltow-Fläming) warnte vor Kontakt zu Flüchtlingen – weil die angeblich ansteckende Infektionskrankheiten übertragen. Nach einem PNN-Bericht in der vergangenen Woche über Raues Stimmungsmache gegen Flüchtlinge kommt heraus: Der Bürgermeister hat offenbar ganz bewusst Panikmache gegen Flüchtlinge betrieben. Und er hat seine auf der Internetseite der Stadt Jüterbog veröffentliche Warnmitteilung entgegen erster Aussagen komplett selbst verfasst – und eben nicht nur die Angaben einer Ärztin zitiert.

Raue warnte vor geringfügigem Kontakt mit Neuankömmlingen

Wie berichtet warnt Raue in seiner Mitteilung die Bürger seiner Stadt „ausdrücklich“ vor dem Kontakt mit Asylbewerbern. Er sei von einer Ärztin, die im Auftrag der Stadt tätig sei, darauf fast wortgleich hingewiesen worden, „dass schon bei geringfügigem Kontakt mit Neuankömmlingen Gefahr von Infektionskrankheiten besteht“, auch solche, gegen die es „leider“ keine wirksame Impfung gibt und die in vielen Entwicklungsländern noch weit verbreitet sind“, etwa Tuberkulose. Das Gesundheitsministerium in Potsdam wies die Darstellung entschieden zurück, diese entspreche nicht der Wirklichkeit, die Statistik gebe das überhaupt nicht her.

Die Ärzte hatte nur eine Mitarbeiterliste angefordert

Raue hatte sich vor einer Woche geweigert, zu erklären, um welche Ärztin es sich handelt. Nun konfrontierte ihn die „Bild“-Zeitung erneut. Dabei stellte sich heraus: Besagte Ärztin hatte in dem Schreiben an Raue nur eine Liste von Mitarbeitern des Rathauses angefordert. Von „Infektionsgefahr schon bei geringfügigem Kontakt mit Neuankömmlingen“ ist dem Bericht zufolge keine Rede in dem Schreiben der Ärztin. Eine Rathaussprecherin habe dem Blatt dann noch versprochen, den Brief der Ärztin an die „Bild“ zu schicken, sagte später jedoch: „Den Brief rückt Herr Raue nicht raus.“

Der Fall hatte deutschlandweit Schlagzeilen gemacht. In den sozialen Medien erntete Raue, der damit leben kann, „als Rassist beschimpft zu werden“, besonders bei sogenannten „besorgten Bürger“, Neonazis und Asylgegnern Zuspruch. Alexander Fröhlich

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