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Stiftung in finanzieller Not: Ex-Chefin attackiert Böll-Vorstand in Brandenburg

Nachdem bekannt wurde, dass der brandenburgische Landesverband der Heinrich-Böll-Stiftung in finanzielle Schieflage geraten ist, hat sich jetzt die ehemalige Chefin zu Wort gemeldet und schwere Vorwürfe erhoben.

Potsdam/ Berlin - Der Streit bei der in eine schwere Krise geratenen Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg spitzt sich zu: Am Mittwoch meldete sich die jüngst entlassene Geschäftsführerin Inka Thunecke gegenüber den PNN zu Wort – und warf dem derzeitigen Vorstand vor, dass er die erfolgreiche Arbeit der mit einem Jahresumsatz von 900.000 Euro „größten grünen Landesstiftung in Deutschland“ gefährde.

Ex-Chefin erhebt Vertuschungsvorwürfe

So habe der im vergangenen August gewählte Vorstand die in den vergangenen Jahren ausgeweitete Projektarbeit infrage gestellt. Ferner würden „Geschäftsgeheimnisse in der Öffentlichkeit ausgebreitet“ sowie Gerüchte und Unterstellungen gestreut. „Mit der Klage über angeblich mangelhafte Transparenz in der Betriebsführung wird versucht, fehlende Kenntnisse und mangelnden Sachverstand zu vertuschen“, teilte Thunecke mit. Die grüne Bildungseinrichtung werde nun „zunehmend destabilisiert“, auch weil Kooperationspartner wegbrechen würden.

Unter diesen Bedingungen werde die Stiftung nicht weiterarbeiten können. Und „um Schuld und Verantwortung für dieses bildungspolitische wie ökonomische Desaster von sich zu weisen“ habe der Vorstand sie selbst bereits Anfang Dezember fristlos gekündigt, so Thunecke. Wie berichtet, geht sie am Potsdamer Arbeitsgericht dagegen vor, eine Verhandlung ist für April vorgesehen.

Erheblicher Schuldenstand und Liquiditätsprobleme

Wie berichtet ist die seit 30 Jahren vor allem im Bereich der politischen Bildung aktive Stiftung nach Angaben des aktuellen Vorstands in finanzielle Not geraten. Unter anderem hatte eine Vorstandssprecherin auf Anfrage einen „erheblichen Schuldenstand“ und Liquiditätsprobleme eingeräumt. So habe die frühere Chefin Thunecke aus Sicht des Vorstands umfangreich Drittmittelprojekte angeworben, für die die Stiftung auch in finanzielle Vorleistung habe gehen müssen. Zudem hatte es Probleme bei der Fördermittelabrechnung gegeben. Zugleich hatte die Vorstandssprecherin auch gesagt, ein nicht näher benannter „Drittmittelgeber“ habe die Auszahlung eines „erheblichen Betrags“ für die nächsten Wochen in Aussicht gestellt – um die Stiftung wieder auf eine finanziell solide Basis zu stellen.

Auch der Bundesverband der den Grünen nahestehenden Böll-Stiftung äußerte sich. „Wir befinden uns zurzeit in einem Informationsaustausch und analysieren die Situation“, sagte ein Sprecher des Bundesverbands auf Anfrage. Weitere notwendige Schritte würden evaluiert. Dieser Prozess sei aber noch nicht abgeschlossen. Ob es finanzielle Hilfe für den angeschlagenen Verein geben könnte, ließ der Sprecher der Bundesstiftung offen.

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