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Sternmarsch soll Image der Stadt verbessern: Werbung für Weltoffenheit

Mit einem Sternmarsch haben Cottbuser Bürger ein Zeichen für Frieden nach der Gewalt zwischen Deutschen und Flüchtlingen in der Stadt gesetzt.

Cottbus -  Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat am Donnerstagabend in Cottbus bei einer Demonstration zum 73. Jahrestag der Bombardierung der Stadt durch die Alliierten mit deutlichen Worten für Weltoffenheit geworben und vor einem erstarkenden Rechtsextremismus gewarnt. Anlass waren die Debatten um Gewaltattacken von Flüchtlingen auf Deutsche und der wachsende Zulauf für Demonstrationen des rechten Vereins „Zukunft Heimat“. „Wir lassen uns den Ruf nicht kaputt machen, Cottbus ist eine weltoffene Stadt“, sagte Woidke.

Der Sternmarsch wird seit Jahren vom Verein „Cottbuser Aufbruch“ organisiert – ursprünglich als Reaktion auf Kundgebungen von Neonazis zum Jahrestag der Bombardierung. Auch die Landesparteien von SPD, CDU, Linke, Bündnis 90/Die Grünen und FDP hatten zur Teilnahme an der Demonstration unter dem Motto „Cottbus bekennt Farbe“ aufgerufen, ebenso das Braunkohle-Unternehmen Leag und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg.

Neben Woidke waren weitere Mitglieder der Landesregierung anwesend, ebenso CDU-Oppositionsführer Ingo Senftleben, Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU), der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Markus Dröge sowie Leag-Chef Helmar Rendez. Nach Angaben unterschiedlicher Beobachter nahmen maximal 1500 Menschen an der Demomstration teil.

Für alle Betreiligten ist die Teilnehmer-Zahl von Belang – wegen der Frage, wie stark das Signal ist, das vom<TH>Sternenmarsch am Donnerstagabend in Cottbus ausgeht. Denn die Demonstrationen von „Zukunft Heimat“ hatten wachsenden Zulauf, dabei waren auch Neonazis, Hooligans, die als rechtsextremistisch eingestufte „Identitäre Bewegung“, zuletzt zudem Pegida aus Dresden. Cottbus ist von dem rechten Bündnis zum neuen Kampfplatz gegen die Flüchtlingspolitik ausgerufen worden – wegen zweier Angriffe von Flüchtlingen auf Deutsche. Bei der jüngsten Demonstration vor zwei Wochen waren es nach neuesten Angaben fast 3000 Teilnehmer, davon zahlreiche aus Sachsen. Cottbus ist zugleich das Zentrum der rechten Szene im Land, ein Fünftel rassitischer Gewalttaten wird hier registriert. Laut dem Bündnis „Cottbus ist bunt“ ereignete sich der jüngste rechte Übergriff am Donnerstagmittag. Zwei spanischsprechende Studentinnen seien in der Stadt rassistisch angegriffen und mit Steinen beworfen worden.

Die Stadt sieht sich wegen der Auseinandersetzungen in den vergangenen Wochen zu Unrecht als rechtsgerichtet dargestellt, die Sorge vor einem Imageschaden ist groß. Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) sagte nun: „Wir sind nicht gespalten, wir sind vereint.“ Die mit dem Land vereinbarten Maßnahmen – der Zuweisungsstopp aus der Erstaufnahme, mehr Polizisten und mehr Sozialarbeiter – würden greifen. Bischof Dröge sagte, Cottbus sei eine attraktive Stadt, auch für Menschen, die aus Kriegsregionen oder unwürdigen Lebenssituationen hätten fliehen müssen. In der Stadt gebe es großes Engagement, um Flüchtlinge aufzunehmen und zu integrieren, darauf könne Cottbus stolz sein. Aber es habe auch „Erschreckendes in Cottbus gegeben“. Flüchtlinge seien bedroht und verfolgt worden, andere Flüchtlinge hätten Bürger bedroht. Das verunsichere und mache Angst. Angst dürfe jedoch nicht mit Angstschüren beantwortet werden. „Wir haben schon einmal erlebt in diesem Land, dass die Abschottung und die Vergötterung der eigenen Nation zu unendlich viel Leid, Krieg und Vernichtung geführt haben“, sagte Dröge. Dafür stehe auch der 15. Februar, der Jahrestag des Bombenangriffs auf die Stadt.

Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hatte zuvor in einem Interview mit der „Lausitzer Rundschau“ die Sorge geäußert, dass angesichts der Proteste gegen Flüchtlinge positive Entwicklungen nicht wahrgenommen werden. „Viele Menschen fühlen sich benachteiligt, aber auch in Cottbus ist sehr viel Gutes geschehen“, sagte Stolpe. „Die Stadt hat mehr Geflüchtete aufgenommen, als sie nach den Vorgaben hätte aufnehmen müssen. Das war ein starkes Stück Solidarität. Und es half auch, die Einwohnerzahl über 100 000 zu halten“, sagte Stolpe. Dies müsse aber alles organisiert werden und erfordere von allen Beteiligten höchste Anstrengungen. Alexander Fröhlich (mit epd, DPA, AFP)

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