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Steht auch noch in 100 Jahren: Vergessenes Stück Mauer in Berlin-Mitte entdeckt

Berlin - Die Mauer muss bleiben! An der Panke, gegenüber vom Betonkoloss des Bundesnachrichtendienstes allemal.

Berlin - Die Mauer muss bleiben! An der Panke, gegenüber vom Betonkoloss des Bundesnachrichtendienstes allemal. Zumal sie dort, unweit vom früheren Grenzübergang Chausseestraße, gerade erst wiederentdeckt wurde – von Bürgern in Mitte. Durch Zufall. Bei einem Kiez-Spaziergang mit dem Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD). Möglich wurde der Fund, weil sich die kleine Bürgertruppe mal nicht ganz an Recht und Ordnung hielt. Sie hatten sich nämlich ins Gebüsch geschlagen, um den Zaun vor dem „Südpanke Park“ zu umgehen. Der Park harrt seit Jahren seiner Einweihung und ist deshalb „noch nicht gewidmet“, wie Gothe sagt. Wer sich reinwagt, tut das deshalb auf eigene Gefahr. Das riskierte die kleine Gruppe und belohnte sich selbst durch die Entdeckung der Mauer.

Zunächst löste dies Rätselraten aus, was diese Reihe auf Stoß gesetzten Betonelemente wohl mal begrenzten. Zu sehen sind nämlich nicht die bekannten L-förmigen Mauerteile mit der Rolle oben drauf. Andererseits ragen Maste empor, die Günther Schluchte von der Stiftung Berliner Mauer bei der Begutachtung des Fundes als DDR-typische Peitschen-Leuchten identifizierte. Amtlich ist nun, dass dort, an der Grenze der früheren Bezirke Wedding und Alt-Mitte, ein Stück „Vorfeld-Sicherungs-Mauer“ steht. Dabei handelt es sich gleichsam um den zweiten Sicherungsring, der auf dem Boden der früheren „Hauptstadt der DDR“ stand und Patrouillenweg sowie Todesstreifen zum Ostteil der Stadt hin abgrenzte.

Flugs hat der Bezirk die unverhoffte Entdeckung unter Denkmalschutz gestellt. Da sie im Bereich des Parks liegt, soll sie in die Grünanlage integriert werden. Wie genau das geschehen wird, muss noch mit den Planern und Denkmalschützern besprochen werden.

Vielleicht verirren sich ja sogar Touristen dorthin: Der BND-Bau als trauriger Höhepunkt der steinernen Neubau-Ideologie der späten 1990er Jahre ist jedenfalls ein städtebauliches Kuriosum. Und die Panke, mehr Rinnsal als Fluss, wurde sogar mal von Marlene Dietrich in einem Lied mit Spott belegt. So oder so: Die Mauer muss bleiben, denn viel ist eh nicht mehr von ihr geblieben. 

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