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Spreewald nach dem Hochwasser: Die Flut war nicht braun

Greenpeace gibt für den Spreewald nach dem Hochwasser vorerst Entwarnung. Die Brühe aus alten Tagebauen war weniger umweltbelastend als erwartet

Lübben - Es klingt beruhigend, was Niklas Schinerl berichtet. Beruhigend für den Tourismus und die Wirtschaft im Spreewald, für die Menschen, die in und mit der Lagunenlandschaft im Süden Brandenburgs leben: Das Hochwasser im Juni dieses Jahres hat die Verockerung der Spree nicht weiter vorangetrieben.

Schinerl, Klima- und Energieexperte bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace, gibt dennoch keine dauerhafte Entwarnung: „Eisenhaltiges Wasser drängt weiter in die Fließgewässer rund um die Spree“, sagte er am Donnerstag in Lübben bei der Vorstellung von Messergebnissen von Wasserproben aus der Region. Denn Flüsschen wie die Wuderitz bei Ragow (Oberspreewald-Lausitz) ist ein Paradebeispiel, quasi der Supergau, wie auch die Spree mal aussehen könnte. Das kleine Fließ – das Wasser aus dem wieder gefluteten Tagebaurestloch bei Schlabendorf (Dahme-Spreewald) führt – ist total verschlammt. Bis zu einem halben Meter, wie Schinerl sagt. Nur wenige Zentimeter Wasser stehen noch über dem rostroten Schlamm. Kahnfahrten sind dort nicht mehr möglich. Die Fährleute laden die Gäste ins Sammeltaxi und fahren sie vom Naturhafen in Richtung Spree. „Dort“, sagt der Greenpeace-Experte, „sind die Werte in etwa so, wie sie auch vor dem Hochwasser waren.“ Ihm zufolge gibt es rostroten Schlamm in der Wuderitz seit vielen Jahren. „Doch der war nach ein paar Wochen immer weg.“ Jetzt aber bleibt diese ockerne Masse. Und gefährdet das Ökosystem. „Wir haben tote Fische gefunden, Wasservögel, die im Schlamm gefangen waren“, warnt der Umwelt-Aktivist. „Unsere Ergebnisse decken sich mit denen der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV). Das eisenreiche Grundwasser, eine Folge des Bergbaus, hat negative Folgen für die Wasserqualität des Spreewalds.“

Greenpeace hatte schon vor dem jüngsten Hochwasser Messproben hinter der Talsperre in Spremberg und an der Grenze zum Spreewald entnommen. Um das Ausmaß der Verockerung, bei der eisenhaltiges Wasser aus ehemaligen Tagebauen in Sachsen und Brandenburg in die Fließgewässer drängt, zu untersuchen. Die Eisenverbindungen trüben das Wasser. Sie setzen sich als Schlamm am Flussgrund und an den Ufern ab. „Unsere damaligen Laborergebnisse haben die erhöhten Werte der LMBV bestätigt“, sagt Schinerl. Er befürchtete: „Wenn wegen des Hochwassers Wasser aus der Talsperre abgelassen wird, spült es dort abgelagerten Schlamm mit und in den Spreewald.“ An 100 Messpunkten haben Umwelt-Aktivsten deshalb jetzt erneut Proben gezogen. Das Ergebnis des Schnelltests: Die Hauptspree ist nicht verockert, die Belastung noch nicht dramatisch. Offenbar hat sich die braune Brühe mit dem klaren Wasser vermischt.

Auf diesen Effekt will Greenpeace nicht dauerhaft setzen. Die Umweltschutzorganisation fordert den Ausstieg aus dem Braunkohleabbau bis 2030. „Nur so“, sagt Schinerl, „lässt sich eine Ausweitung der Verockerung verhindern. Immer neue Tagebaue verschärfen das Problem. Zudem muss der Schlamm ausgebaggert und fachgerecht entsorgt werden. Bisher haben die eingeleiteten Maßnahmen der Brandenburger Landesregierung noch nicht gegriffen.“ Andreas Staindl

Andreas Staindl

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