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Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2019: Brandenburger Linke setzt auf gemischtes Doppel

Die Linke will mit Kathrin Dannenberg und Sebastian Walter in den Landtagswahlkampf in Brandenburg ziehen. Lange Zeit wurde jemand ganz anderes als Spitzenkandidat gehandelt.

Potsdam - Der Partnerlook – beide im blauen Anzug mit weißem Shirt – sei Zufall. Dennoch wollen sie künftig als Team auftreten, erklärt Kathrin Dannenberg am Samstag im Lothar-Bisky-Haus in Potsdam. Die 52 Jahre alte Landtagsabgeordnete soll die Brandenburger Linke gemeinsam mit dem 24 Jahre jüngeren Sebastian Walter als Spitzenkandidaten-Duo in den Landtagswahlkampf führen. Der Landesvorstand habe die beiden am Freitagabend einstimmig nominiert, sagte Co-Landesvorsitzende Anja Mayer, die selbst keine Ambitionen für den Landtag hat. Endgültig entscheidet eine Landesvertreterversammlung am 26. Januar über die Personalien. Eine Formalie.

Golze verzichtet auf Landtagskandidatur

Ein gemischtes Doppel mit Altersunterschied könne mehr Wähler ansprechen, glaubt Dannenberg und betont, dass sie sich beide nicht als zweite Wahl sehen würden. Denn ursprünglich war die Landesvorsitzende Diana Golze als Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Landtagswahl 2019 gehandelt worden. Nach ihrem Rücktritt als Gesundheitsministerin im Zuge des Pharmaskandals um illegale Krebsmedikamente wäre das aber nach außen schwer vermittelbar gewesen. Sie kandidiere nun gar nicht für den Landtag, erklärte Golze am Samstag. Ursprünglich hatte sie angekündigt, in Rathenow als Direktkandidatin antreten zu wollen. Dort ist der Wahlkreis von Finanzminister Christian Görke, der sich diesen von seiner früheren Kabinettskollegin nicht streitig machen lassen will. 

Dannenberg auf Platz eins, Walter auf Platz zwei

Nun soll Dannenberg auf Platz eins und Walter auf Platz zwei der Landesliste stehen. Namen, die man zwar im politischen Potsdam kennt, die beim Bürger auf der Straße aber kaum Assoziationen wecken dürften. „Wir werden viel unterwegs sein, uns bekannt machen“, erklärt Dannenberg. Seit 2014 sitzt die aus Calau (Oberspreewald-Lausitz) stammende Lehrerin im Landtag, ist dort Vizechefin und Bildungsexpertin ihrer Fraktion. Ihre Selbsteinschätzung trifft es: „Ich habe meine Arbeit im Landtag eher leise und auf bescheidene Art gemacht“, sagt sie. Im Vordergrund stehen, markige Sätze machen, laut sein – das liegt ihr nicht.

Walter lässt DGB-Job ruhen

Den Part muss im Wahlkampf wahrscheinlich Sebastian Walter übernehmen, der am Samstag schon einmal eine kleine Kostprobe gibt. „Ich habe das Gefühl, dass die Menschen die Nase voll haben von alten Politikertypen“, sagt der 28-Jährige, der schon länger als Nachwuchstalent der Linken gilt – als eines der wenigen. Wie Dannenberg hat auch Walter Lehramt studiert, verdiente anders als diese seine Brötchen aber nie im Klassenzimmer, sondern von Anfang an in der Politik. Der Eberswalder war Mitarbeiter einer Bundestagsabgeordneten, später in der Landtagsfraktion für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, arbeitete kurzzeitig in der Landesgeschäftsstelle der Linken ehe er 2016 Regionsgeschäftsführer des Deutschen Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Ostbrandenburg wurde. Da sich seine Gewerkschaftstätigkeit nicht mit der Spitzenkandidatur verträgt, werde er sich für den Wahlkampf unbezahlt freistellen lassen, sagt Walter, der auch vier Jahre lange Vize-Landesvorsitzender der Linken war. 

Programm gegen die soziale Spaltung

„Wir wollen ein neues Sozialstaatsversprechen geben“, gibt Walter die Losung für die Landtagswahl aus, bei der die Linke bangen muss, ob sie weiter in Regierungsverantwortung bleiben kann. Seit 2009 ist die Linke Juniorpartner der SPD in einer rot-roten Koalition. Bei der Wahl 2014 holte sie 18,6 Prozent, bei Umfragen liegt sie aktuell bei 17 Prozent. Das sei steigerungsfähig, befinden Walter und Dannenberg – auch wenn sie keine Zielzahl für die Wahl nennen wollen. „Wir haben die SPD ordentlich getrieben“, findet Dannenberg, zum Beispiel beim Thema Kitaqualität. Aber, wie sie selbstkritisch anmerkt: „Wir müssen uns fragen, ob das bei den Menschen angekommen ist.“ 

Kampf um Wählerstimmen mit der AfD

2025, verspricht Walter, soll es in Brandenburg niemanden mehr geben, der von seiner Arbeit nicht leben kann, die Miete nicht zahlen kann oder dem die Rente nicht reicht. Kinder sollen keinem Armutsrisiko mehr ausgesetzt sein. In Brandenburg laufe es – wenn man den Statistiken traue – für viele Menschen eigentlich recht gut, meint Dannenberg. Aber dennoch gebe es Abstiegsängste, Kinder, die ohne Frühstück in die Schule kommen. Der sozialen Spaltung müsse die Linke ein Programm entgegensetzen – auch um das Feld nicht der rechtspopulistischen AfD zu überlassen, die derzeit gleichauf mit der SPD bei 23 Prozent liegt und sich anschickt, bei der Wahl in einem Jahr stärkste Kraft zu werden.  „Das Problem sind die Gaststätten und Kneipen, dort trifft die AfD auf einen Nerv“, sagt Dannenberg. Sie könne viele Menschen verstehen, die sich abgehängt fühlen und deshalb meinen, bei der AfD Lösungen zu finden. Diese müsse aber die Linke aufzeigen. Oder wie die Landesvorsitzende Anja Mayer sagt: „Nicht jeder, der AfD wählt, ist ein Nazi.“ Gleichzeitig, betont Walter, müssten die Menschen gestärkt werden, die gegen Rechtspopulisten auf die Straße gehen. „Wir müssen die Menschen ernst nehmen, die der AfD die Stirn bieten, ihnen müssen wir Mut machen“, sagt er.

Auf Distanz zur CDU 

Zu möglichen Koalitionen nach der Wahl – für ein Zweierbündnis egal welcher Farbgebung dürfte es nach derzeitigen Prognosen nicht reichen – will sich die Linke noch nicht äußern. Die Annäherungsversuche von CDU-Landeschef Ingo Senftleben, der bei einem Wahlsieg auch das Gespräch mit der Linken suchen will, lässt das Spitzenduo im Raum stehen. Mögliche Koalitionen seien derzeit kein Thema, sagt Dannenberg. Die Rollenverteilung scheint sich schon einzuspielen. Der markige Satz kommt von Walter: „Ich habe bislang keine positiven Erfahrungen mit der CDU gemacht.“

Marion Kaufmann

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