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Easyjet nutzt derzeit eine Ausweichroute (Archivfoto).

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Update

Schwierige BER-Flugroute: Easyjet meidet die "Kotzkurve"

Da kann es Passagieren schon mal mulmig werden: Nach bestimmten Starts am BER müssen sich Flugzeuge in eine ziemlich steile Kurve legen. Doch damit gibt es Probleme - zum Ärger von Anwohnern.

Schönefeld - Manche nennen sie „Kotzkurve“: Eine anspruchsvoll zu fliegende Flugroute am Flughafen BER macht Schwierigkeiten. Easyjet nutzt die Route vorerst nicht mehr und wählt stattdessen eine Ausweichroute. Anwohner beklagen sich. „Dies belastet die Gemeinden Zeuthen, Schulzendorf und Eichwalde in besonderem Maße, da alle drei Gemeinden über keinen entsprechenden Lärmschutz nach der Planfeststellung verfügen“, teilte die Gemeinde Zeuthen mit. Easyjet zeigt sich gesprächsbereit und hält eine Lösung des Problems für möglich.

Darum geht es: Bei Starts Richtung Osten sollen Piloten gleich nach dem Abheben von der Südbahn des Willy-Brandt-Flughafens eine steile Rechtskurve fliegen - die Hoffmann-Kurve, benannt nach einem Privatpiloten aus der Region, der sie vor Jahren vorschlug.

Dicht besiedeltes Gebiet meiden

Mit Hilfe der Kurve meiden die Flugzeuge dicht besiedeltes Gebiet. Sie müssen dafür aber den hohen Steiggradienten von zehn Prozent schaffen - ein „innovativer Weg“, wie es bei der Deutschen Flugsicherung heißt. Nur wenn dies nicht möglich ist, soll die Ausweichroute über Schulzendorf und Eichwalde genutzt werden. So geht es aus der Abwägung des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung von 2012 hervor.

Dieser Ausnahmefall trat laut Deutscher Flugsicherung bislang kaum ein. „Seit Inbetriebnahme der Südpiste im November 2020 wurde die Hoffmann-Kurve in den allermeisten Fällen und von allen Airlines - auch von Easyjet - genutzt.“ 98 Prozent der Piloten legten sich demnach mit ihren Maschinen auf dieser Route in die Kurve.

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Anfang August teilte Easyjet der Flugsicherung jedoch mit, die Route vorerst nicht mehr zu fliegen. Offenbar interpretiere der Bordcomputer die Hoffmann-Kurve unterschiedlich, erklärte die Flugsicherung. Der Deutschlandchef der Fluggesellschaft, Stephan Erler, widerspricht: „Es liegt nicht an unseren Bordcomputern, dass wir die Hoffmann-Kurve nicht fliegen.“ Das Zusammenspiel der Wegpunkte und der Codierung der Route funktioniere nicht in jedem Fall.

„Wir haben relativ viele Passagiere in den Flugzeugen und mehr Gepäck als andere in den Flugzeugen“, sagte Erler der dpa. „Das höhere Gewicht führt dazu, dass wir entweder die notwendige Höhe nicht haben oder die Wegpunkte nicht erreichen und es uns somit gesetzlich nicht erlaubt ist, diese Abflugroute zu fliegen.“

Easyjet-Deutschlandchef: „Das Problem ist lösbar“

Die Frage stellt sich nur an etwa jedem dritten Tag - dann, wenn die Maschinen der Windrichtung entsprechend nach Osten starten. Und sie stellt sich auch nur in jedem zweiten Monat, denn wegen des geringen Flugbetriebs werden die beiden Start- und Landebahnen des BER derzeit im monatlichen Wechsel genutzt.

Von Anfang August bis Dienstag gab es laut Flugsicherung 1071 Ost-Abflüge von der Südbahn. 233 mal nutzen die Piloten die Ausweichroute. 205 dieser Maschinen gehörten Easyjet.

Man sehe sich die Flüge genau an, hieß es bei der Flugsicherung. „Das Ziel aller Beteiligten ist es, das lärmmindernde Abflugverfahren von der Südbahn weiter aufrecht zu erhalten“, teilte das Bundesunternehmen schon Anfang August mit.

Easyjet schlägt vor, entweder größere Abweichungen von der Route zuzulassen oder zusätzliche Wegpunkte festzulegen. Das erleichtert den Maschinen die Steuerung. Das ist Sache des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung, das die Flugrouten festgelegt hat. Es hatte auch eine Evaluation nach einem Jahr BER-Betrieb versprochen. „Das Problem ist lösbar“, sagte Erler. (dpa)

Burkhard Fraune

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