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Am Montag müssen Kinder und Jugendliche wieder in die Schule – die Pandemie sorgt für Ungewissheiten.

© dpa

Schulbeginn in Brandenburg: Masken und Schnelltests statt Lollis und Klausuren

Präsenzunterricht, keine Lüfter, Prüfungen – alles, was man zum Schulstart wissen muss. Ein Überblick.

Potsdam - Für rund 298.000 Schülerinnen und Schüler in Brandenburg, darunter 23.000 Erstklässler, beginnt am Montag der Unterricht in Präsenz– aber erneut unter Pandemiebedingungen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Schulstart im Überblick.

Welche Corona-Regeln gelten?

Auch mehrtägige Klassenfahrten dürfen wieder stattfinden – obwohl in den ersten beiden Schulwochen alle Kinder und Jugendlichen – also auch Grundschüler – im Unterricht sowie im Hort Masken tragen. Nach Ende der zwei „Schutzwochen“, wie sie das Bildungsministerium nennt, gilt die Maskenpflicht nur noch an den weiterführenden Schulen. Die Option, auch an den Grundschulen länger Masken zu tragen, falls die Inzidenz weiter steigt und andere Indikatoren wie die Krankenhausbelegung auf eine verschärfte Infektionslage hinweisen, sei bislang im Kabinett nicht diskutiert worden, sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Donnerstag. Der Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs, schließt hingegen nicht aus, dass die Maskenpflicht verlängert werden muss, um die Kinder vor Ansteckungen zur schützen.

Auch bei der Teststrategie regt Fuchs ein Umdenken an. Wie vor den Ferien müssen Schüler sowie das gesamte Schulpersonal zwei Mal pro Wochen einen negativen Corona-Selbsttest vorlegen, um die Schule betreten zu können – außer sie sind vollständig geimpft oder von einer Covid-19-Erkrankung genesen. Fuchs fordert, dass auch Geimpfte einen Test vorlegen müssen, weil auch sie das Virus weitertragen könnten, obwohl sie symptomfrei sind. Welche Lehrer tatsächlich geimpft sind, darf zudem aus Datenschutzgründen nicht abgefragt werden.

Der Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs.
Der Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs.

© picture alliance / dpa

Kommen in Brandenburg die sogenannten Lolli-Tests zum Einsatz?

Nein, zumindest nicht flächendeckend. Das Land will aber, ähnlich wie Berlin, in einem Modellprojekt Erfahrungen mit den Lolli-PCR-Tests sammeln. Sie gelten als verlässlicher und gerade für Kinder als einfacher zu handhaben im Vergleich zu den Corona-Schnelltests, die bisher für Schulen benutzt werden und bei denen in der Regel mit einem Stäbchen Proben aus der Nase genommen werden. Bei den Lolli-Tests lutschen Kinder und Erwachsene in einer Schulklasse etwa 30 Sekunden lang an jeweils einem Tupfer wie bei einem Lolli. Sämtliche Tupfer kommen anschließend als sogenannter Pool in ein Proberöhrchen, das dann im Labor mit der zuverlässigen PCR-Methode auf Bestandteile des Coronavirus untersucht wird. 

Ist der Pool positiv, müssen die Beteiligten einen weiteren Lolli-Test machen, bei dem die Proben einzeln analysiert werden, um herauszufinden, wer infiziert ist. Dieses Verfahren sei zeitaufwendig und liefere nicht sofort Ergebnisse, sagte Ministerin Ernst. Zudem hätten die Labore signalisiert, dass Schultests bei einer wieder angespannteren Infektionslage nicht prioritär behandelt würden. Deswegen halte man an den in Brandenburg bereits über Wochen eingeübten Selbsttests zu Hause fest.

Muss die gesamte Klasse in Quarantäne, wenn ein Kind positiv getestet wurde?

Das entscheiden die örtlichen Gesundheitsämter von Landkreisen und kreisfreien Städten und nicht das Bildungsministerium. Sie hoffe in dieser Frage aber auf eine bundesweite Klärung und ein einheitliches Vorgehen, sagte Ernst. Denn womöglich sei es auch denkbar, dass nicht der gesamte Klassenverband, sondern nur die Schüler, die neben dem infizierten Kind saßen, zu Hause bleiben müssen.

Werden die Schulen mit Luftfiltern ausgestattet?

Nicht alle – und wann die Luftfilter kommen, ist ungewiss. Das Bundeskabinett hat zwar am 14. Juli beschlossen, die Länder bei der Beschaffung von mobilen Luftreinigern mit insgesamt 200 Millionen Euro zu unterstützen, darunter rund sechs Millionen Euro für Brandenburg. Doch bislang ist die entsprechende Verwaltungsvereinbarung nicht fertig, daher ist aus dem Bundesprogramm bislang kein einziger Luftfilter in Brandenburg angeschafft worden. Eingesetzt werden können die Mittel ausschließlich für Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit in Grundschulen und Kitas. Eine Landesförderung zum Einsatz von Geräten an weiterführenden Schulen werde derzeit geprüft, sagte Ernst.

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Die bildungspolitische Sprecherin der oppositionellen Linksfraktion, Kathrin Dannenberg, spricht von einem „Debakel“. Luftfilter oder Lüftungsanlagen für die Klassenräume blieben Zukunftsmusik. GEW-Chef Fuchs ist mehr als unzufrieden mit der Vorbereitung. Luftfilter müssten für sämtliche Räume angeschafft werden – schließlich könne es nicht sein, dass die Schüler im Winter wieder mit dicken Jacken in den Klassenzimmern sitzen müssten, weil diese gelüftet werden. „Lüften, lüften, lüften“ ist aber die Devise, auf die Ernst hauptsächlich setzt. Der flächendeckende Einsatz von Luftfiltern sei aus ihrer Sicht nicht notwendig, das Umweltbundesamt etwa habe darauf hingewiesen, dass regelmäßiges Lüften über Fenster der wirksamste Weg zur Reduzierung der Virenmengen sei.

Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst.
Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst.

© Ottmar Winter

Werden Anforderungen an Schüler geändert?

„Im Interesse des behutsamen Einlebens in den regulären Schulbetrieb“ seien die Lehrkräfte gebeten worden, „besonderes pädagogisches Augenmaß zu wahren“, heißt es vom Ministerium. In den ersten sechs Wochen des Schuljahres solle auf Klassenarbeiten und Klausuren verzichtet werden. Zudem sollen zur Entlastung der Lehrer Anzahl, Dauer und Gewichtung der Klassenarbeiten in der Primarstufe, in der Förderschule „Lernen“ und in der Sekundarstufe I reduziert werden. An den zentralen Prüfungen für Abschlussklassen werde festgehalten, dennoch werde es Anpassungen geben. Sowohl für die Prüfungen in der Jahrgangsstufe 10 als auch im Abitur werden Schwerpunkte gesetzt, um eine gezielte Vorbereitung zu ermöglichen, teilte das Bildungsministerium mit. Die Schulvisitation wird in diesem Schuljahr nochmals ausgesetzt.

In der Pandemie sind die Schulen offenbar kulanter bei der Versetzung von Schülern gewesen. Im Schuljahr 2020/21 wurden nur 283 Schüler nicht in die nächste Klassenstufe versetzt, 2018/19 waren es noch 2042. Die Zahl der Schüler, die freiwillig eine Klasse wiederholten, ist gestiegen – von 2393 auf 2748. Im neuen Schuljahr wiederholen insgesamt rund 3000 eine Jahrgangsstufe, allerdings liegt die Detailauswertung, wie viele davon „sitzengeblieben“ sind, noch nicht vor.

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