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Das Museum in der alten Bischofsburg in Wittstock erlangte zur Gartenschau Bekanntheit. 

© Thilo Rückeis

Schließungen in der Corona-Pandemie: Herbe Verluste für Brandenburgs Museen

Abgesagte Ausstellungen, kaum Besucher, finanzielle Einbußen: Brandenburgs Museen leiden unter dem Lockdown. Das hat auch Auswirkungen auf die Mitarbeiter. 

Die coronabedingten Schließungen machen Brandenburgs Museen zu schaffen. Viele verzeichnen durch den Besucherrückgang und abgesagte Veranstaltungen hohe finanzielle Einbußen. „Die Besucherbilanz 2020 ist sehr ernüchternd“, sagt etwa der Leiter des kulturhistorischen Museums Viadrina in Frankfurt (Oder), Tim Müller, der Deutschen Presse-Agentur. Mit 6426 Besuchern verzeichne das Museum für 2020 einen Einbruch von 46 Prozent. Die kommunale Einrichtung sei seit 3. November geschlossen, nachdem sie bereits zwischen dem 16. März und dem 21. April eine Zwangspause hatte einlegen müssen. 

Die Geschäftsführerin des Brandenburgischen Museumsverbands, Susanne Köstering, verweist in dem Zusammenhang auf eine Umfrage ihres Verbands zu den Folgen der Corona-Schließungen. An der hatten sich im Juli und August 80 Museen beteiligt, das entspricht gut 20 Prozent aller Museen im Land. Die 80 Umfrageteilnehmer berichten von einem Minus bei der Besucherzahl von insgesamt 268.000 sowie von 2103 abgesagten Veranstaltungen. Knapp zwei Drittel der Museen haben demnach finanzielle Einbußen von bis zu 10.000 Euro erlitten. Einen Antrag auf finanzielle Unterstützung hatten demnach 37 Prozent der befragten Einrichtungen gestellt.

Projektabsagen und Honorarausfälle

„Diejenigen Museen, welche beim Kulturministerium Anträge auf Ausgleich der coronabedingten Verluste gestellt haben, haben von dort volle Kompensation erhalten“, berichtet Köstering. Kommunale Museen, dieser Gruppe gehörten mehr als die Hälfte der Befragten an, hätten teilweise keine Anträge gestellt, wenn die Verluste, gemessen am kommunalen Gesamthaushalt, den Trägern gering erschienen seien. 37 Museen gaben in der Umfrage an, dass die Schließung Auswirkungen auf die freien Mitarbeiter hatte. Dabei handelte es sich überwiegend um Projektabsagen und Honorarausfälle.

„Die Zeit der Schließung wurde für die Erarbeitung neuer Ausstellungen und die Arbeit an Konzepten für die Neugestaltung genutzt“, sagt Museumsleiter Müller. Auch das Einwerben von Fördermitteln und langwierigere Ankaufsvorhaben würden aktuell einen hohen Stellenwert genießen. „Wir kommen jetzt zu Sachen, die wir sonst im laufenden Betrieb kaum schaffen, etwa unsere Glasmarkensammlung unter die Lupe zu nehmen“, sagt Antje Zeiger, Leiterin der Kreismuseen „Alte Bischofsburg“ in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin), die eine große Ausstellung zum 30-jährigen Krieg präsentieren.

Ausstellung ersatzlos abgesagt

In Wittstock waren die Museen zwischen März und Mai geschlossen, seit November ist das wieder so. Aus Sicht von Antje Zeiger ist das besonders schade, weil so die bereits vorbereitete Ausstellung „Winter-Weihnachts-Zeit“ nicht eröffnet werden kann. Im Viadrina-Museum hatte die traditionelle Weihnachtsausstellung ersatzlos abgesagt werden müssen. Einen virtuellen Rundgang wird es in Frankfurt ebenfalls nicht geben. „Leider wurde uns ein Projekt zur Digitalisierung des Museumserlebnisses nicht bewilligt“, sagt Müller.

Bemerkenswert ist aus Sicht des Museumsleiters aber, dass in den Sommermonaten deutlich mehr Einzelbesucher verzeichnet worden seien als in den Vorjahren. Auch die Wittstocker Kreismuseen hatten sich Antje Zeiger zufolge über eine große Besucherresonanz in den Monaten freuen können, in denen der Zutritt für Besucher noch möglich war. Zur größeren Bekanntheit der „Alten Bischofsburg“ hatte 2019 vor allem die Landesgartenschau (Laga) in Wittstock beigetragen. Die Kreismuseen befanden sich mitten auf dem Laga-Gelände und der Eintritt war im Ticketpreis inbegriffen.

Deshalb hofft Antje Zeiger für die Zeit nach dem Lockdown auf weiteres Nachwirken der Laga-Zeit. Sie gehört damit also zu den eher Optimisten unter den befragten Museen. Dort erwartet knapp die Hälfte keine langfristigen Folgen der Pandemie für die Museumsarbeit. 42 Prozent der Museen befürchten hingegen langfristige Folgen und sehen in Einzelfällen sogar den Bestand ihres Hauses in Gefahr. (dpa)

Christian Bark

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