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Seit Dienstag ist das Impfzentrum in Potsdam geöffnet. 

© Andreas Klaer

Schleppender Start: Kritik an Brandenburgs Impfstrategie

Das Land bundesweit nach wie vor hinten bei Zahl der Impfungen. Auch die Termin-Hotline bleibt überlastet. Die EU gibt unterdessen grünes Licht für Moderna-Vakzin.

Potsdam/Berlin - In Brandenburg wird die Kritik am schleppenden Start der Impfungen gegen das Coronavirus immer lauter. Bei der Impf-Kampagne werde das Scheitern der Landesregierung deutlich, sagte der Fraktionschef der oppositionellen Linksfraktion, Sebastian Walter, am Mittwoch. „In jedem einzelnen Landkreis in Sachsen-Anhalt wurden bereits mehr Menschen geimpft als in ganz Brandenburg – das belegt die Misere.“

Natürlich sei Gesundheitsministerin Ursula Nonnenmacher (Grüne) nicht für den Mangel an Impfdosen verantwortlich. „Sie ist aber verantwortlich dafür, dass die vorhandenen Dosen sinnvoll verteilt werden“, so Walter. „Warum also haben wir nur eine Telefonhotline, die nie zu erreichen ist? Warum werden die Impfberechtigten nicht per Post verständigt? Und warum werden sie genötigt, auf eigene Faust zu einem der wenigen Impfzentren zu reisen, statt den Transport vor allem der ganz Alten zentral zu organisieren?“ Auch aus den Kommunen kommt Kritik. „Wir machen uns regelrecht Sorgen, ob wir mit der jetzigen Strategie auch nur ansatzweise das Ziel erreichen, bis zum Sommer die Bevölkerung durchzuimpfen“, sagte der Landrat von Potsdam-Mittelmark und Präsident des Brandenburger Landkreistages, Wolfgang Blasig (SPD), der Märkischen Allgemeinen Zeitung. 

Ziel: Zahl der Impfungen erhöhen

Die Landesregierung räumt zögerlich ein, dass der Impfstart nicht gut gelungen ist. „Alle Anstrengungen müssen darauf gerichtet sein, die Zahl der Impfungen deutlich zu erhöhen“, sagte Regierungssprecher Florian Engels am Mittwoch den PNN. Um die Pandemie weiter einzudämmen, will die Landesregierung zudem am Freitag eine Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns beschließen

Nach Angaben des Potsdamer Gesundheitsministeriums wurden seit dem 27. Dezember erst rund 5400 Brandenburger geimpft. In den Zahlen sind demnach noch nicht die Impfungen in den beiden am Dienstag eröffneten Impfzentren in Potsdam und Cottbus enthalten. Nach einer Tabelle des Robert Koch-Instituts liegt Brandenburg Stand Dienstag bundesweit auf dem drittletzten Platz. Weniger Impfungen hatte es nur in Bremen (3195) und Thüringen (3711) gegeben. Bei den Impfungen in Pflegeheimen ist Brandenburg sogar Schlusslicht. Nach einer Abfrage dieser Zeitung beim Deutschen Roten Kreuz haben rund zwei Drittel der 300 Pflegeheime in Brandenburg noch nicht einmal einen Termin für ihre Bewohner. 

4000 Termine vergeben

Das Gesundheitsministerium bat am Mittwoch um Entschuldigung dafür, dass die Hotline 116117 zur Terminvergabe für die Bürger in den Impfzentren wegen Überlastung seit Montag nur schwer erreichbar gewesen sei. „Wir arbeiten intensiv an Verbesserungen“, hieß es. Auch am Mittwoch berichteten wieder zahlreiche Betroffene den PNN – impfen lassen können sich zunächst Senioren über 80 Jahre –, dass sie bei der Hotline nicht durchgekommen seien, um einen Termin für das Potsdamer Impfzentrum in der Metropolishalle zu bekommen. Senioren, die ohne Termin erschienen waren, wurden abgewiesen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg wurden seit Montag mehr als 4000 Personen mit Erst- und Zweitterminen versorgt. In Brandenburg gibt es 197.000 über 80-Jährige.

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Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich gegen Kritik an der Impfstoffkampagne in Deutschland gewehrt und um Geduld gebeten. Laut Spahn werde im Laufe des Jahres genügend Impfstoff bereitstehen: „Wir haben mehr als genug bestellt.“ Als zweiter Corona-Impfstoff ist ab sofort auch das Mittel des US-Herstellers Moderna in Europa zugelassen. Dies entschied die EU-Kommission am Mittwoch auf Empfehlung der Arzneimittelbehörde EMA. (mit dpa)

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