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Brandenburg: Scharfe Wurzeln

Meerrettich hat im Spreewald eine lange Tradition Die Betriebe suchen nach neuen Produktlinien

Lübbenau - Sie sehen etwas struppig aus, wenn sie aus der Erde gezogen werden, und sind für ihre Schärfe bekannt: Die Ernte der Meerrettich-Wurzeln ist im Spreewald angelaufen. Während der Direktverkauf der Wurzeln an private Haushalte in der Region kaum ausgeprägt ist, überlegen sich Verarbeitungsbetriebe neue Produkte, um andere Zielgruppen anzusprechen. Sie schätzen, dass es für das Nischenprodukt noch Luft nach oben gibt.

Auf dem Feld eines Anbauers in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) rattert die Erntemaschine. Meerrettich genießt wie die Gurke im Spreewald einen besonderen Status: Die geografische Angabe ist von der EU geschützt. Damit wollen die Betriebe punkten und der Konkurrenz aus dem Ausland, die auch wegen der Personalkosten günstiger produzieren kann, etwas entgegensetzen.

Seit Jahren bewegt sich die Meerrettich-Ernte im Spreewald auf einem stabilen Niveau und die Ernteaussichten sind für diese Saison auch wieder gut, wie Anbauer und ein Verarbeitungsbetrieb am Donnerstag zum offiziellen Start der Ernte berichten. Die Anbaufläche ging um einige Hektar im Spreewald auf 16 Hektar zurück. Die Anbaufläche variiert jährlich. Es gibt immer mal wieder Schwankungen, aber generell bleibt der Anbau stabil.

Es gibt im Spreewald nur vereinzelt Anbauer, auf deren Feldern Meerrettich wächst. Hinzu kommen noch einige Hobby-Anbauer. Der Spreewaldverein, der Anbauer und Verarbeiter vertritt, schätzt, dass in dieser Saison 240 Tonnen Wurzelstangen zusammenkommen werden.

Geerntet wird nicht alles auf einmal, sondern in zwei Zyklen. Der erste davon jetzt, und dann noch einmal ein zweiter im Frühjahr. Der Boden wird über den Winter quasi als Kühlschrank genutzt, um den Meerrettich für die Verarbeitung frisch zu halten. Dadurch fallen Lagerkosten in den Verarbeitungsbetrieben weg und die Aufbewahrungsqualität im Boden ist nach Verarbeiterangaben die beste.

Frischer Meerrettich ohne Weiterverarbeitung spielt auf dem Speiseplan der privaten Haushalte in Deutschland eine verschwindend geringe Rolle. Nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH in Bonn kaufte im Jahr 2016 jeder private Haushalt im Durchschnitt gerade einmal 16 Gramm frischen Meerrettich. Auch die Käuferreichweite sieht mau aus. Nur knapp drei Prozent der privaten Haushalte kauften 2016 den Angaben zufolge mindestens einmal im Jahr frischen Meerrettich.

Was verarbeitete Ware angeht, so setzen Betriebe auf neue Produkte und Zielgruppen. Der Geschäftsführer der Rabe Spreewälder Konserven GmbH, Markus Belaschk, sagt etwa: „Meerrettich gewinnt momentan an Bedeutung.“ Veganer oder Vegetarier könnten mit neuen Produkten wie Rote-Beete-Aufstrich oder Sandwich-Cremes, in denen auch Meerrettich verarbeitet ist, noch stärker angesprochen werden. Anna Ringle/dpa

Anna Ringle, dpa

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