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Sachsenhausen: Rechter Wachschutz in KZ-Gedenkstätte eingesetzt

In der Gedenkstätte im früheren Konzentrationslager Sachsenhausen wurden Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma eingesetzt, die einem mutmaßlichen Rechtsextremisten aus Cottbus gehört.

Oranienburg - Es ist ein ernster Vorfall, auch Brandenburgs Sicherheitsbehörden sind alarmiert: In der Gedenkstätte im früheren Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg sind Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma eingesetzt worden, die einem mutmaßlichen Rechtsextremisten aus Cottbus gehört. Einen entsprechenden Bericht der „Märkischen Allgemeinen“ bestätigte ein Sprecher der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.

Die Gedenkstätte hat seit Anfang 2018 einen Vertrag mit einer Sicherheitsfirma aus Neuenhagen, die ihrerseits auch auf die Dienste eines Subunternehmens zurückgegriffen hat. Mindestens sechs Schichten seien von dieser Cottbuser Firma in der Gedenkstätten übernommen worden, berichtet der Sprecher. „Das ist für uns vollkommen inakzeptabel und wir bemühen uns um weitere Aufklärung.“

Die Gedenkstätte war von der MAZ nach Hinweisen aus dem Sicherheitsgewerbe auf den Fall hingewiesen worden. Man stehe mit der Prüfung noch am Anfang, etwa ob die Cottbuser Firma auch in der Gedenkstätte Ravensbrück im Einsatz war, und werde „über weitere Schritte entscheiden“. Auch die Landesregierung und die Sicherheitsbehörden sind bereits eingeschaltet.

Keine Zweifel an Gesinnung

Der Gedenkstättensprecher sagte, es bestehe kein Zweifel daran, welche Haltung der Firmeninhaber habe – eine rechtsextreme. In den Verträgen mit der Sicherheitsfirma aus Neuenhagen gebe es klare Auflagen. Sie habe sich verpflichtet, keinerlei Kontakte zu Personen und Organisationen zu unterhalten, die dem besonderen Charakter der Gedenkstätte und ihrem Bildungsauftrag entgegenstehen. Die Firma sei aufgefordert worden, sämtliche Kontakte mit der Firma aus Cottbus zu beenden.

Das Cottbuser Unternehmen gibt als Referenzen Objektschutz für Super- und Baumärkte, Konzerte, aber auch Fußballspiele beim Drittligisten Energie Cottbus an. Sie ist aber auch in einem breit gefächerten Umfeld aus Kampfsportlern, Neonazis, Hooligans und der Türsteher- und Rockerszene verankert. Der Verfassungsschutz nannte diese Szene kürzlich ein „toxisches Gebilde“. Cottbus ist der Hotspot der Neonazis in Brandenburg.

Die Firma gehört dem Amateurboxer Ronny S., er nahm im Juni 2018 an dem Kampfsport-Event „Tiwaz“ von 450 Neonazis aus Deutschland, Russland, Frankreich und Bulgarien in Sachsen teil – sein Team: „Black Legion“. Der Name, einer Abspaltung des Ku-Klux-Clan entlehnt, kommt vom Label einer rechten Kampfsport- und Streetwearmarke. Inhaber ist ein Cottbuser Neonazi, der über ein Musiklabel „Frontalkraft“ vertreibt. Dies ist eine der ältesten Rechtsrockbands Deutschlands. Auch ein Kopf der 2017 aufgelösten Hooligan-Truppe „Inferno Cottbus“ – ein stadtbekannter Rechtsextremist – war mit S. bei „Tiwaz“ dabei.

Laut Verfassungsschutz ist der Kampfsport für die Neonazis Teil der Vorbereitung auf den „Endkampf“, den „Tag x“, um sich für „den angestrebten Zusammenbruch der staatlichen Ordnung zu wappnen“. Die sei „Ausdruck einer aggressiv-kämpferischen Haltung gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“.

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