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Nachfrage. Beim Ausbau des Schienenverkehrs von und nach Berlin sieht die Brandenburger Landesregierung auf mehreren Strecken die S-Bahn vorn – zum Beispiel auf der sogenannten Stammbahnstrecke und zwischen Spandau und Nauen.

© Paul Zinken/dpa

S-Bahn in Brandenburg: Gute Chancen für S-Bahn-Ausbau

Das Land Brandenburg sieht hohes Fahrgastpotenzial auf der Stammbahn. Allerdings gibt es dabei einen Haken. Die größte Nachfrage wird übrigens bei einer S-Bahn-Verbindung nach Nauen erwartet.

Potsdam - Punktsieg für die Stammbahn: Bei der laufenden Korridoruntersuchung des Landes für den Schienenverkehr von und nach Berlin zeichnet sich eine Tendenz ab. Wie Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) am Montag mitteilte, habe eine S-Bahn von Zehlendorf über den Europarc Dreilinden bis Potsdam ein großes Fahrgastpotenzial. Das hatte S-Bahn-Chef Peter Buchner Anfang November bereits den PNN gesagt.

Allerdings hat die Sache laut Schneider einen Haken: Baut man die sogenannte Stammbahn als S-Bahn-Strecke und nicht als Regionalbahnstrecke, wird die stark belastete Berliner Stadtbahn nicht vom Regionalverkehr entlastet. In Berlin gibt es Überlegungen, die Stammbahn, auf der 1838 die ersten Züge in Preußen von Berlin nach Potsdam fuhren, wieder komplett bis zum Potsdamer Platz aufzubauen. Die Gleise werden seit Kriegsende nicht mehr befahren.

Für die S-Bahn-Variante spräche allerdings, dass nur eine Anbindung an die bestehende Strecke der S1 in Zehlendorf nötig wäre. Für die Regionalbahn müsste hingegen fast die gesamte Strecke bis zum Potsdamer Platz gebaut werden. Dort wurde zwar in den 1990er-Jahren eine Rampe aus dem Tiergartentunnel errichtet, die endet aber bisher im Nichts. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte im Oktober bei einem Vor-Ort-Termin darauf hingewiesen, dass der Europarc in Kleinmachnow eine bessere Verkehrsanbindung brauche, aber alle Gemeinden im Berliner Umland einen besseren Bahnanschluss fordern würden.

S-Bahn von Teltow nach Stahnsdorf habe geringeres Nachfragepotenzial

Ein Weiterbau der S-Bahn von Teltow bis Stahnsdorf habe dagegen ein geringeres Nachfragepotenzial, hätten die bisherigen Variantenuntersuchungen ergeben, sagte Schneider, die die Ergebnisse jetzt den Kommunen und Landkreisen vorgestellt hat. Stahnsdorf, Kleinmachnow und Teltow haben eine eigene technische Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die sie am 12. Dezember präsentieren wollen. Flächen für die Schienen haben die Kommunen bereits gesichert.

Auch die S-Bahn-Verlängerung von Spandau nach Nauen hat nun bei der Landesregierung in Potsdam eine Chance, die sich bisher dagegen ausgesprochen hatte. Sie favorisierte den Bau eines dritten Gleises für den Regionalverkehr, während sich Berlin für die S-Bahn einsetzt.

Größte Nachfrage bei Verbindung nach Nauen erwartet

Bei den Nachfrageprognosen auf den sogenannten Korridorstrecken im Berliner Umland sei die größte Steigerung bei einer S-Bahn-Verbindung nach Nauen prognostiziert worden, teilte Verkehrsministerin Kathrin Schneider jetzt mit. Ein Ausbau würde mindestens 250 Millionen Euro kosten. S-Bahn-Chef Peter Buchner hatte eine Express-S-Bahn vorgeschlagen, die nicht an allen Stationen hält.

Unsicher sei aber, ob ein Ausbau der S-Bahn und eine daraus folgende Einschränkung im Regionalverkehr allein die Konflikte zwischen Regional-, Fern- und Güterverkehr auf der Hamburger Bahn lösen könnten, ergänzte Schneider. Verspätet sich ein Fernzug, gerät heute meist auch der Fahrplan im Regionalverkehr auf der dicht befahrenen Strecke durcheinander. Deshalb müsse weiter geprüft werden, ob der Bahnhof Spandau, der heute ein Engpass im Netz ist, erweitert werden könne, sagte Schneider.

S-Bahn nach Rangsdorf? 

Im „Entscheidungsprozess“ befinde sich auch eine Verlängerung der S-Bahn bis Rangsdorf, teilte Schneider weiter mit. Die parallelen Gleise der Dresdner Bahn für den Fern- und Regionalverkehr könnten vor allem durch den Flughafen-Express zum BER „auf längere Sicht“ überlastet sein, sagte Schneider. Die S-Bahn könne dann eine Alternative sein.

Für die Strecke Kremmen–Velten–Berlin gilt die Einbindung des Regionalverkehrs mit dem RE6 aus Wittenberge über Tegel nach Gesundbrunnen als erste Option. Aber auch eine Verlängerung der S-Bahn bis Velten ist laut Schneider nicht ausgeschlossen.

Die Untersuchungen – und Gespräche mit dem Senat – gehen nun weiter. Kritik gab es am Montag vom Bahnkundenverband DBV. Die Rahmendaten lägen alle seit Jahren auf dem Tisch, doch fehlten konkrete Ergebnisse, hieß es. Außerdem kritisierte der DBV, dass Schneider den Zwischenstand nur vor einem „handverlesenen Kreis“ bekannt gegeben habe.

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