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Das Schloss Götschendorf wird die russisch-orthodoxe Klostergemeinde St. Georg beherbergen. Dazu wurde das Mönchshaus, das sich neben dem Herrenhaus befindet, hergerichtet. Es bietet Platz für 30 Mönche.

© Theo Heimann/dapd

Brandenburg: Russisch-orthodoxes Kloster in Götschendorf

Der Einzug des ersten Klosters seiner Art in Mitteleuropa findet verspätet statt / Wegen der Finanzkrise waren russische Investoren abgesprungen

Götschendorf - Auf diesen Tag hat Abt Daniil Irbits knapp drei Jahre gewartet. Mit einem feierlichen Gottesdienst wird am Freitag  das erste russisch-orthodoxe Kloster Mitteleuropas im uckermärkischen Götschendorf eingeweiht. Drei Mönche – Spätaussiedler, die in Deutschland leben – werden an der Zeremonie teilnehmen, zu der eigens der Erzbischof der russisch-orthodoxen Kirche für Berlin und Deutschland Feofan anreisen wird. „Dann werden im Mai noch drei weitere Mönche aus der Ukraine hinzukommen. Wir werden hier leben, arbeiten und beten“, sagt der aus Lettland stammende Irbits, dessen Mutter im russischen Omsk geboren ist. „Mein Vater ist Lette, meine Mutter eine Deutsche aus Sibirien und ich bin jetzt ein russisch-orthodoxer Mönch in Deutschland“, schmunzelt der Abt. Eigentlich hätte das klösterliche Leben bereits 2009 Einzug in das Areal des Götschendorfer Schlosses halten sollen. Die russisch-orthodoxe Kirche hatte das Gebäude, das in der DDR zuletzt als Erholungs- und Schulungsheim der SED-Bezirksleitung Frankfurt (Oder) genutzt worden war, von der Landesregierung für den symbolischen Euro gekauft und Investitionen in Höhe von sechs Millionen Euro zugesagt. Eine russisch-orthodoxe Kirche sollte im Schlosspark errichtet werden, für die der russische Stararchitekt Georg Tschoban bereits beeindruckende Entwürfe geschaffen hatte. Das sanierungsbedürftige Schloss und ein zu DDR-Zeiten entstandenes Bettenhaus sollten erneuert werden. Ende Mai 2008 hatte der Metropolit der russisch-orthodoxen Kirche, Kiril, den Grundstein gelegt und den Ort geweiht. Nikolai Thon, erzbischöflicher Berater bei der ständigen Vertretung der russisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, hatte damals große Pläne geschmiedet. „Hier, im uckermärkischen Götschendorf, wird sich künftig die Pilgerstätte für die russisch-orthodoxe Christenheit in ganz Westeuropa befinden“, hatte er damals gesagt. Immerhin 800.000 russisch-orthodoxe Christen leben seinen Angaben zufolge in Deutschland, weit über eine Million in Westeuropa.  Doch mit dem ersten Gottesdienst am Freitag wird der Beginn des Klosterlebens weit bescheidener ausfallen als ursprünglich geplant. An dem Neubau der Kirche wurde bislang kein Handschlag gemacht, auch die Sanierung des Schlosses lässt auf sich warten, lediglich im Nebengebäude wurde gearbeitet. Hier richtete die russisch-orthodoxe Kirche auch einen Raum für die Gottesdienste ein. Dort werden zunächst auch die drei und später die sechs Mönche leben. Ursprünglich sollte das Kloster 30 Mönche beherbergen. „Uns kam die Finanzkrise dazwischen“, erläutert Irbits in knappen Worten die Gründe für den Stillstand auf dem Gelände, der bald nach der feierlichen Grundsteinlegung eintrat. „Unsere Sponsoren, große russische Unternehmen, zogen sich zurück“, bedauert er.  Doch mittlerweile gebe es Signale, dass das Geld wieder zu fließen beginnt. Genaueres mag Irbits nicht sagen. Nur so viel, dass auch Ministerpräsident Wladimir Putin involviert sei. Mit der Einweihung des Klosters wollten die russisch-orthodoxen Mönche in Deutschlands zudem ein Signal setzen, dass sie es immer noch ernst meinen mit den Plänen, geistliches russisch-orthodoxes Leben in der Uckermark zu etablieren. Nicht zuletzt würde die russisch-orthodoxe Kirche mit der Wiederaufnahme der Bauarbeiten auch ein Versprechen an das Land Brandenburg erfüllen, das dem Verkauf des Schlosses für einen Euro unter anderem deshalb zugestimmt hatte, weil Millioneninvestitionen zugesichert wurden. Es hatte auch andere Interessenten für die Immobilie gegeben. Ein Ärztepaar aus Berlin beispielsweise wollte hier ein Kultur- und Tourismuszentrum etablieren. Die Ärzte, so hatten sie bereits 2006 erklärt, hätten für das Schloss mehrere hunderttausend Euro in die Landeskasse gezahlt.

Juliane Sommer

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