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ROTE LISTE: Auerhuhn ausgestorben, Moorente wieder da

Rote Liste in Brandenburg: Knapp 40 Prozent der märkischen Vogelarten gelten als gefährdet

Von Matthias Matern

Potsdam - Den Seeadlern geht es besser, dafür wird die Feldlerche immer seltener. Die Dohle steht vor dem Aus und das Auerhuhn gibt es gar nicht mehr. Von insgesamt 219 Brutvogelarten in Brandenburg gelten derzeit 38 Prozent als gefährdet. Gestern legten Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes, Wolfgang Mädlow, Geschäftsführer des Naturschutzbundes (NABU) Brandenburg und Umweltstaatssekretär Dietmar Schulze in Potsdam die mittlerweile dritte Rote Liste bedrohter Vögel in Brandenburg vor. Demnach sank die absolute Zahl gefährdeter Arten gegenüber der letzten Auswertung 1997 von 111 auf aktuell 86.

Die Liste basiert im Wesentlichen auf den Beobachtungen der rund 300 ehrenamtlichen Ornithologen des Landes seit Anfang der 90er Jahre. Ebenfalls berücksichtigt wurden Zählungen aus der Zeit der DDR und davor. „Noch nie war die Datenlage so gut wie heute“, sagte Freude. Für die Einstufungen der einzelnen Arten bewerteten die Naturschützer nicht nur die kurz- und langfristigen Bestandsveränderungen, sondern auch Risikofaktoren wie die Abhängigkeit bestimmter Arten von anderen Lebewesen, menschliche Einwirkungen oder fehlender Austausch mit anderen Populationen. Je nach Grad der Gefährdung wurden die Vögel in vier Kategorien und eine Vorwarnliste eingeteilt. Arten, bei denen in den vergangenen zehn Jahren keine Brut mehr beobachtet werden konnte, wurden in die Kategorie 0 für „ausgestorben“ eingeordnet.

Darunter findet sich in der aktuellen Liste neben drei weiteren Arten auch das Auerhuhn. Die letzte Brutbeobachtung in Brandenburg liegt 20 Jahre zurück. Ende der 90er Jahre wurden hingegen nur noch einzelne Tiere gesichtet. Wie Matthias Freude mitteilte, sei jedoch ein Wiederansiedlungsprojekt in der Niederlausitz bereits in Planung. Schon zurückgekehrt zu sein scheint dagegen die Moorente. Noch 1997 galt sie als ausgestorben in Brandenburg. Zuletzt wurde der Wasservogel mehrfach im Süden des Landes bei der Aufzucht von Nachwuchs beobachtet. Gut entwickelt haben sich zudem seltene Arten wie die See- und Fischadler, der Kranich und der Schwarzmilan. „Manche Sorgenkinder scheinen über den Berg zu sein“, freute sich Staatssekretär Dietmar Schulze.

Trotz der auf den ersten Blick positiven Entwicklung fällt die neue Bilanz der Naturschützer durchwachsen aus. Denn gestiegen ist die Zahl der Vögel, die ausgestorben, vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet sind. Lag deren Anteil in der ersten Roten Liste des Landes 1992 noch bei 48 Prozent, sind es jetzt knapp 70 Prozent.

„Große Sorgen bereiten uns Bodenbrüter wie Kiebitz, Feldlerche oder Rebhuhn“, sagte Schulze. Besonders gefährdet seien diese Arten durch die erneut zunehmende Landwirtschaft, etwa wegen des Anbaus von Energiepflanzen, meinte NABU-Geschäftsführer Mädlow. Aber auch bei Vögeln, die Siedlungsräume bevorzugen, sei der Trend negativ. „Es gibt in unseren Dörfern immer weniger verwilderte Ecken, immer mehr Flächen werden versiegelt“, erläuterte Mädlow. Verlierer seien Vögel wie die Dohle. „Einst ein häufiger Brutvogel“, so der Naturschützer. 1997 galt sie als „nur“ stark gefährdet (Kategorie 2), heute ist sie vom Aussterben bedroht (1).

Auerhuhn und Rotdrossel gehören zu den ausgestorbenen Vogelarten. Uferschnepfe, Kiebitz und Rebhuhn sind bedroht (von oben nach unten).

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