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Rechte Fans. Beim FC Energie Cottbus tummeln sich zahlreiche Neonazis, wie hier beim Spiel gegen den SV Babelsberg im Frühjahr.

© Presseservice Rathenow

Rechtsextremismus in Brandenburg: Neonazi-Hools haben Cottbuser Fanszene unter Kontrolle

Neue Recherchen zeigen: Mit Gewalt haben Rechtsextremisten die Cottbuser Fanszene unter ihre Kontrolle gebracht. Der Verein will sich aber erst mal auf die Transferphase konzentrieren.

Potsdam/Cottbus - In der Cottbuser Fanszene regieren jetzt die Neonazis: Wie Recherchen des rbb zeigen, haben die Nazi-Hools von Inferno Cottbus den eigenen Fanblock mit Gewalt auf ihre Linie gebracht. Die nach außen sichtbarste Veränderung: Laut dem rbb hängt im Fanblock seit Oktober 2018 nur noch ein einziges Fanbanner. Darauf zu lesen: „Betriebssportgemeinschaft Energie Cottbus seit 1966“. Zuvor hingen hier noch ein Dutzend Banner.

Die Rechtsextremisten haben ihr Ziel erreicht

Damit sind die Neonazi-Hooligans vorerst an ihrem Ziel. Schon im September 2017 hatten PNN-Recherchen gezeigt, dass „Inferno Cottbus“ versucht, die Fanszene in einen großen Zusammenschluss zu überführen.  Damals hatte sich die größte Ultra-Gruppe im Stadion des FC Energie Cottbus zum Aufgeben gezwungen gesehen. Hintergrund waren anhaltende Bedrohungen aus dem „Inferno“-Umfeld.

Und die haben nicht aufgehört. Der rbb zitiert einen Energie-Fan, der anonym bleiben will: „Backpfeifen, Hausbesuche, offene Drohungen, damit haben die hier alle eingeschüchtert.“ Ein anderer erzählt: „Normale Fans werden im Block kontrolliert und bespitzelt, ständig laufen welche rum. Und vorm Stadion macht einer die Ansagen. Der dirigiert seine ganzen Leute im Stadion. Und wenn du was dagegen sagst, wird dir gleich wieder Kloppe angedroht.“

Auch Verfassungsschutz bezweifelt Gruppen-Auflösung

Wie berichtet hatte Inferno Cottbus im Mai 2017 vorgeblich seine Auflösung bekannt gegeben. Auslöser waren gemeinsame Recherchen von PNN und rbb, die gezeigt hatten: Die Hool-Truppe verbreitete schon damals ein Klima der Angst in der Fanszene. Mit der Auflösung wollten die Rechtsextremisten offenbar einem Verbot durch die Sicherheitsbehörden zuvorkommen. 

Doch seitdem sind die Neonazi-Hooligans hinter den Kulissen weiter aktiv. Auch der Verfassungsschutz konstatierte in seinem jüngsten Jahresbericht bezüglich der vorgeblichen Auflösung: „Es darf davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei nur um ein Lippenbekenntnis handelt.“ Dafür führte er auch mehrere Belege an – etwa gemeinsame Fahrten der „Inferno“-Leute zu Rechtsrock-Konzerten und rechtsextremen Kampfsportturnieren.

Gleichwohl, für den Verein Energie Cottbus steht das Thema zurzeit nicht ganz oben auf der Agenda. Der Deutschen Presse-Agentur sagte ein Vereinssprecher: „Im Moment haben wir wegen der noch laufenden Transferperiode keine Zeit, um uns damit aktuell zu beschäftigen. Das Sportliche hat zunächst Vorrang. Aber in zwei Tagen werden wir uns damit befassen.“ Am 6. März solle es einen Runden Tisch mit Vertretern von Polizei und Verfassungsschutz geben, kündigte er an. (mit dpa)

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