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Platzeck und Stolpe auf dem Landesparteitag der Brandenburger SPD 2010 in Velten (Oberhavel).

© Bernd Settnik/dpa

Update

Reaktionen: Deutschland trauert um Manfred Stolpe

Die Nachricht vom Tod des ersten Brandenburger Ministerpräsidenten bewegt das Land. Zahlreiche Bundes- und Landespolitiker trauern um Manfred Stolpe (SPD) - auch die Kanzlerin und sein Nachfolger Matthias Platzeck.

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Potsdam - Zahlreiche Politiker aus ganz Deutschland trauern um den einstigen Brandenburger Ministerpräsidenten und früheren Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte seinen Einsatz für Brandenburg und ganz Deutschland. „Leidenschaftlich und geradlinig im Einsatz für seine Mitbürger prägte er die Politik unseres wiedervereinigten Deutschlands auf Landes- und Bundesebene entscheidend mit“, erklärte sie am Montag in Berlin. „Als Ministerpräsident des neugegründeten Bundeslandes Brandenburg trug Manfred Stolpe maßgeblich zum erfolgreichen Aufbau demokratischer Strukturen und Prozesse bei.“ Sie fügte hinzu: „Er war über viele Jahre Landesvater, Gesicht und Stimme Brandenburgs.“

Merkel erinnerte auch an seine Zeit als Bundesverkehrsminister und späterer Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Länder. In diesen Funktionen habe er „wesentliche Akzente, gerade auch für das Zusammenwachsen unseres Landes“ gesetzt. „Ich gedenke ebenso des engagierten Christen Manfred Stolpe, der auch unter widrigen Umständen ein lebendiges christliches Leben gestaltete.“ Sie trauere mit seiner Familie und den vielen Menschen, „die er mit seinem Wirken berührt hat“. 

"Eine nichtversiegende Quelle für Mut und Zuversicht"

Auch Matthias Platzeck (SPD) zeigte sich tief betroffen vom Tod Manfred Stolpes. "Der Gründungsvater unseres Landes ist nicht mehr unter uns - der Tod von Manfred Stolpe erschüttert mich sehr. Wie kein anderer hat er Brandenburg und den Weg des Landes geprägt. Er hat in den schwierigen 90er Jahren, der Zeit des tiefgehenden Umbruchs und des Neuanfangs vielen Menschen Halt und Orientierung gegeben", sagte Platzeck den PNN. Platzeck hatte im Juni 2002 nach Stolpes Rücktritt den Posten des Ministerpräsidenten übernommen. "Gemeinsam mit Regine Hildebrandt war er eine nichtversiegende Quelle für Mut und Zuversicht, auch indem er dafür gesorgt hat, dass sich die Menschen mit ihrem Land identifiziert haben. Der rote Adler wurde durch Manfred Stolpes Wirken zum Symbol für Heimat, Aufbruch und wieder wachsendem Selbstbewusstsein", so Platzeck.

"Als Mann der Kirche hat er ohne Unterlass versöhnt statt zu spalten. Manfred Stolpe hat sich selbst nie besonders wichtig genommen, sondern hat Menschen zusammengeführt und sie und ihre Fragen und Probleme in den Mittelpunkt gestellt. Er hatte dabei ein unversiegbares Reservoir an Geduld und Ausdauer, meist gemischt mit einer guten Portion pommerscher Dickschädeligkeit", sagte der frühere Potsdamer Oberbürgermeister. "Für ihn waren alle Menschen und ihre Anliegen gleich wichtig, in der Staatskanzlei z.B. wandte er sich dem Boten genauso zu wie dem Abteilungsleiter - dies und vieles weitere hat mich und viele, die mit ihm zusammenarbeiten durften, geprägt. Mit Manfred Stolpe ist ein wirklich Großer von uns gegangen, ein besonderer und außergewöhnlicher Mensch. Danke, Manfred Stolpe!"

Manfred Stolpe (SPD) anlässlich einer Pressekonferenz als Verkehrsminister in Berlin.
Manfred Stolpe (SPD) anlässlich einer Pressekonferenz als Verkehrsminister in Berlin.

© imago images/Christian Thiel

"Er war ein großartiger Mensch"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte ihn als „überragende politische Persönlichkeit“. Er habe „weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus den Weg Ostdeutschlands in die Demokratie des geeinten Deutschland geprägt und gestaltet“, hieß es in einem Kondolenzschreiben an Stolpes Witwe vom Montag. Stolpe sei den Bürgern verbunden gewesen. „Bescheiden in eigener Sache, war er doch anspruchsvoll und fordernd, was den sozialen Ausgleich in unserem Land angeht. Er hat persönliche Härten bis zur Selbstverleugnung zurückgestellt und zugleich mit Mut und Tatkraft dem Gemeinwesen gedient.“

Steinmeier erinnerte daran, dass Stolpe in der DDR als Mann der Kirche vielen Menschen geholfen habe, die wegen kritischer Meinungen, ihrer christlichen Überzeugung und kirchlichen Bindung oder einfach wegen eines Ausreisewunsches vom SED-Regime drangsaliert worden seien. Später als Ministerpräsident und dann als Bundesminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland habe er mit aller Kraft um den wirtschaftlichen Aufbau, um Arbeitsplätze und um neue Lebensperspektiven gekämpft. Nicht zuletzt habe Stolpe im Verhältnis des geeinten Deutschlands zu seinen östlichen Nachbarn vertrauensstiftend gewirkt.

Auch Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) würdigte seinen einstigen Weggefährten: „Manfred Stolpe war ein großer Sozialdemokrat, aber vor allem war er ein großartiger Mensch“, hieß es in einer Mitteilung. Er habe sich durch eine besondere Mitmenschlichkeit und Bodenhaftung ausgezeichnet und sei ihm in seiner Zeit als Kanzler „ein treuer und loyaler Mitstreiter“ gewesen.

„Als Ministerpräsident in Brandenburg und später als Bundesminister arbeitete er darauf hin, dass das Zusammenwachsen von Ost und West nicht als die Übernahme eines neuen Systems, sondern als eine Einigung der Menschen zu begreifen sei“, erklärte Schröder.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) würdigte ihn als „Mittler zwischen Ost und West“. Er habe sich in zwei Systemen hohe Verdienste erworben - vor der Wiedervereinigung im Bund der Evangelischen Kirchen der DDR als „kirchlicher Chefdiplomat“, nach 1990 als Ministerpräsident und Bundesminister. "Sein Denken war das des versierten Juristen, sein Handeln das des preußischen Staatsdieners, sein Glaube ein christlicher, seine politische Haltung eine sozialdemokratische“, so Schäuble. 
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) twitterte, Stolpe sei ein kluger Sozialdemokrat gewesen, der sich um unser Land verdient gemacht hat. "Ich werde ihn vermissen." Dazu veröffentlichte er ein Zitat Stolpes: "Ich habe Politik immer als eine Möglichkeit verstanden, Freiräume zu schaffen, Lebensbedingungen zu verbessern. 

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) schrieb: "Berlin ist tief betroffen von Manfred Stolpes Tod. Er war eine der großen Persönlichkeiten unseres Landes. Stolpe hat als wahrhafter Landesvater sein Brandenburger Land in die neue Zeit des vereinten Deutschlands geführt." Und auch der Bundesrat äußerte seine Trauer. 

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans schrieb am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter, Stolpes Tod mache ihn "sehr traurig". "Mit ihm verlieren Deutschland, Brandenburg und die Sozialdemokratie eine prägende Persönlichkeit", fügte Walter-Borjans hinzu.

Eine Stimme der Ostdeutschen 

Stolpe hat nach Ansicht des sächsischen SPD-Chefs Martin Dulig wie kaum ein anderer den Neuanfang der ostdeutschen Sozialdemokratie geprägt. Dulig würdigte den Verstorbenen am Montag als „herausragenden Politiker, engagierten Sozialdemokraten und einen Menschen mit Herz und Seele“. Stolpe habe den Menschen in Ostdeutschland eine Stimme gegeben und sich stets für die Belange anderer eingesetzt. Er werde schmerzlich fehlen. „Eindeutig in der Sprache, sachlich im Ton und immer mit einem klaren Ziel vor den Augen, so habe ich Manfred Stolpe vor vielen Jahren kennengelernt“, sagte Dulig. 

Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) hat den verstorbenen früheren Ministerpräsidenten von Brandenburg, Manfred Stolpe (SPD), gewürdigt. Stolpe sei eine bedeutende Stimme gewesen - „und das freundliche Gesicht nicht nur des Landes Brandenburgs, sondern ganz Ostdeutschlands“. Mit seiner Leidenschaft habe Stolpe letztlich für die Vollendung der deutschen Einheit gekämpft, sagte Haseloff laut Mitteilung.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) würdigte Stolpe als „engagierten Streiter für Augenhöhe im vereinten Deutschland“. Auch nach seiner politischen Tätigkeit habe er immer wieder für Respekt vor ostdeutschen Lebensleistungen geworben. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erinnerte: „Er kämpfte mit großer Leidenschaft für sein Heimatland wie für den gesamten Osten und damit für die Vollendung der deutschen Einheit.“

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) beschrieb Stolpe als klugen Konstrukteur der Wendezeit, der vielen Brandenburgern eine in die Zukunft gerichtete Lebensperspektive gegeben habe. 

Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), schreibt zum Tod von Manfred Stolpe bei Twitter: "Sein Wirken für Brandenburg und seine großen Verdienste um die Deutsche Einheit sind unvergessen. Sein Name steht für die Überwindung  des Ost-West-Gegensatzes und für das zusammenwachsende Deutschland."

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"Ein Freund klarer Entscheidungen" 

Brandenburgs Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) erklärte in einer Pressemitteilung: "Er hatte alle menschlichen Qualitäten und Eigenschaften, die ein echter Landesvater braucht. Er konnte sehr gut zuhören und wollte für die Menschen immer Ermöglicher und Unterstützer sein. Manfred Stolpe beherrschte die Kunst der Diplomatie und war zugleich ein Freund klarer Entscheidungen."

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, schreibt bei Twitter: "Manfred Stolpe war ein besonnener, kluger Politiker, der in Brandenburg und im ganzen Land viel für die deutsche Einheit getan hat."

Ein Mann mit Pflichtbewusstsein 

"Manfred Stolpe war mit seiner Gabe, sich Herausforderungen des Lebens zu stellen, und seinem Pflichtbewusstsein ein Vorbild für viele Generationen", schreibt Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Er habe in den schwierigen Zeiten der 90er-Jahre den Menschen Zuversicht gegeben. "Es ist sein Verdienst, dass sich die Brandenburgerinnen und Brandenburger heute mit ihrem Land identifizieren. Für diese Brandenburger Identität hatte sich der ‚Häuptling der Streusandbüchse‘, wie Manfred Stolpe sich selbst augenzwinkernd nannte, seit 1990 stark gemacht“, sagte Mike Schubert. Manfred Stolpe sei mit Leib und Seele Brandenburger und in seiner Heimatsstadt Potsdam fest verwurzelt gewesen. "Die Stadt verliert mit ihm auch eine Stimme, die in den Konflikten der Stadtgestaltung gehört wurde und die immer dazu aufgefordert hat, im Gespräch miteinander nach Lösungen zu suchen, statt im Streit zu verharren.“  Die Offenheit, mit der er und auch seine Frau mit der Krebserkrankung über viele Jahre umgegangen sind, hat vielen Erkrankten und deren Angehörigen Mut gemacht“, so Schubert. 

Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) twitterte: "Landesvater, Versöhner, Ratgeber - er wird mir sehr fehlen." 

"Brandenburg verdankt Manfred Stolpe viel. Er hat dem wiedergegründeten  Land nach 40 Jahren DDR-Zentralismus seine Identität zurückgebeben", so der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Jan Redmann, bei Twitter. 

Die Potsdamerin und Grünen-Bundesvorsitzende Annalena Baerbock twitterte: "Brandenburg wäre ohne Manfred Stolpe ein anderes Bundesland. Wir verdanken ihm nicht zuletzt das Bündnis Tolerantes Brandenburg - damals wie heute mehr als notwendig." 

Die Brandenburger Grünen-Landesvorsitzende Alexandra Pichl teilte in einer Pressemitteilung mit: „Als Brandenburgerin Jahrgang 1978 hat Manfred Stolpe mein Bild von einem demokratischen Brandenburg maßgeblich geprägt. Ich habe große Achtung vor seinem Engagement und seiner Leistung für Brandenburg." Die Grünen-Fraktionsvorsitzende  Petra Budke sagte, Stolpe habe die Menschen zusammengeführt und das Land geeint. "Bis ins hohe Alter nahm er regen Anteil an der gesellschaftlichen Entwicklung und setzte sich für die ostdeutschen Interessen ein. Viele Menschen haben ihn geliebt, weil er ihnen zuhörte und ihre Sorgen ernst nahm. Damit erwarb er sich hohe Anerkennung.“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erinnerte an Stolpes "unermüdlichen Einsatz für die evangelische Kirche in der DDR sowie als Partner und Brückenbauer zwischen der evangelischen Kirche in Ost und West". Seine Verdienste um die deutsche Einheit und die Aussöhnung zwischen Ost- und Westdeutschland blieben unvergessen. 

Nach der Gründung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) leitete Stolpe von 1969 bis 1981 dessen Sekretariat, danach war er Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg (Ost) und stellvertretender BEK-Vorsitzender.

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, bezeichnete Stolpe als "sehr eindrückliche Persönlichkeit: menschenfreundlich, verbindend und voller Gottvertrauen.“ Er sei stets ein Mann der Kirche gewesen und habe in schweren Zeiten Verantwortung getragen, betonte der Bischof: „Er hat dafür gesorgt, dass die evangelische Kirche auch in der DDR ihren eigenständigen Platz bewahren konnte.“

(mit dpa und epd) 

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