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Der Kölner Kriminaldirektor Michael Esser während einer Pressekonferenz am Mittwoch.

© dpa

Razzien zu Missbrauchsfall: Durchsuchung auch in Perleberg

Im Zuge der Ermittlungen rund um den Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach war die Polizei auch in Brandenburg im Einsatz. Handys, Laptops und Datenträger wurden sichergestellt.

Köln/Perleberg - Bei den bundesweiten Durchsuchungen rund um den Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach hat die Polizei in Brandenburg eine Wohnung in Perleberg (Prignitz) durchsucht. Das bestätigte eine Sprecherin der Brandenburger Polizei am Mittwoch. 

Nach Angaben der Polizei und Staatsanwaltschaft in Köln waren bei der Durchsuchung am frühen Dienstagmorgen rund 30 Polizisten im Einsatz. Handys, Laptops und Datenträger seien sichergestellt worden. Bei dem Einsatz wurde der Tatverdächtige den Angaben nach leicht verletzt.

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Bundesweit waren 1000 Polizisten im Einsatz, mehr als 2000 Beweismittel wurden sichergestellt. Den Tatverdächtigen wird der Besitz und die Verbreitung kinderpornografischen Materials vorgeworfen. 

Festnahmen oder Verhaftungen gab es nicht

Die Razzien vom Dienstag richtete sich gegen 48 Männer sowie zwei Frauen, die über Chats in einem Messengerdienst entsprechendes Material getauscht haben sollen. Schwerwiegendere Verbrechen wie direkten sexuellen Missbrauch von Kindern werde den Verdächtigen nach derzeitigem Stand nicht vorgeworfen, sagte der Leiter der für den Fallkomplex zuständigen zentralen Ermittlungsgruppe der Kölner Polizei, Michael Esser. Festnahmen oder Verhaftungen gab es nicht.

Die Identitäten der Beschuldigten, die in den Chats nur anonym und unter Pseudonym agierten, mussten nach Essers Angaben zuvor erst in aufwändigen und langwierigen Ermittlungen geklärt worden. Es würden "alle technischen und rechtlichen Möglichkeiten" genutzt, um die Täter und ihre Strukturen zu identifizieren und die Opfer zu schützen. "Wir setzen immer mehr Puzzleteile zusammen", sagte Esser. Die IT-Spezialisten der Polizei zögen dabei "alle Register".

Netzwerk aus Pädokriminellen

Im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach geht es um ein Netzwerk aus Pädokriminellen, die Kinder missbrauchten und untereinander in Chats kinderpornografisches Material austauschten. Das Netzwerk wurde vor bald einem Jahr bei Ermittlungen gegen einen Mann aus Bergisch Gladbach entdeckt, daher kommt die Bezeichnung. Seither laufen großangelegte Auswertungen. Nach Angaben der Ermittler sind inzwischen bundesweit 207 Tatverdächtige namentlich identifiziert.

Nach Essers Angaben nutzten die Verdächtigen dabei alle bekannten Messengerdienste. Auch die Staatsanwaltschaft betonte am Mittwoch in Köln, wie komplex die Ermittlungen zu den Kommunikationsnetzen und die Auswertung der riesigen beschlagnahmten Datenmengen in dem Fall seien. Es gehe um ein ganz "neues Deliktfeld", in dem Täter in "vernetzten Strukturen" interagierten, sagte der Leiter der für den Komplex zuständigen Cybercrimespezialanteilung der nordrhein-westfälischen Staatsanwaltschaften, Markus Hartmann. (dpa/mit AFP)

Anna Kristina Bückmann

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