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Noch mehr Wahlen. Am Sonntag wird unter anderem auch entschieden, wer als neuer Bürgermeister die Stadt Oranienburg regiert – und in das Barockschloss einzieht, den Sitz der dortigen Stadtverwaltung.

© Kai-Uwe Heinrich

Brandenburg: Rathauschef gesucht

Brandenburg hängt voller Wahlplakate für die Bundestagswahl. Für Dutzende Städte und Gemeinden geht es am Sonntag aber noch um eine andere Wahl

Potsdam - Merkel, Schulz & Co. – alles dreht sich zurzeit um die Bundestagswahl am 24. September. In vielen Kommunen in Brandenburg können die Bürger am selben Tag aber auch noch über etwas anderes abstimmen. Mehr als 30 Bürgermeisterwahlen stehen in Städten und Gemeinden an. Eine Auswahl.

ORANIENBURG: Die Wahl in Oranienburg (Oberhavel) ist für die Parteien von einigem Gewicht. Mit ihren 45 000 Einwohnern ist es die fünftgrößte Stadt im Land – hinter den vier kreisfreien Städten. Bekannt ist die Stadt aber vor allem für eines: Bomben über Bomben. Immer wieder werden in Oranienburg Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Knapp 300 Bomben werden nach Stadtangaben noch unter der Erde vermutet. Die Kampfmittelbeseitigung gilt als eine der großen Aufgaben für die nächsten Jahre. Daneben steht auch der Ausbau der sozialen Infrastruktur auf der To-do-Liste. Denn die Einwohnerzahlen steigen – auch wegen der guten Verkehrsanbindung nach Berlin. Acht Kandidaten gibt es bei der Bürgermeisterwahl. Der amtierende Rathauschef Hans-Joachim Laesicke (SPD) war mehr als 20 Jahre im Amt, tritt jetzt aber nicht mehr an. Dafür aber sein Sohn Alexander Laesicke – aber als parteiloser Kandidat. In den vergangenen Monaten war es zu einer kuriosen Situation gekommen, in der SPD gab es Irritationen. Denn Laesicke senior hatte erklärt, seinen Sohn zu unterstützen. Später sagte der Bürgermeister nach Gesprächen mit seiner Partei, er unterstütze beide, seinen Sohn und die SPD-Kandidatin Jennifer Collin. Die 32-Jährige ist in der Stabstelle der Landesregierung für das „Tolerante Brandenburg“ tätig, zuvor war sie im Leitungsbereich des Bildungsministeriums in Potsdam. Größere Chancen rechnen Beobachter vor Ort der CDU-Kandidatin Kerstin Kausche aus: Sie war nach eigenen Angaben lange Jahre bis 1999 beim Landkreis Oberhavel tätig, dort Chefin eines Amts und Büroleiterin des Landrats. Der hieß damals Karl-Heinz Schröter (SPD) und ist heute Innenminister des Landes Brandenburg. Von 2009 bis 2015 war Kausche dann Vize-Bürgermeisterin und Kämmerin in Oranienburg. Im Wahlkampf gepunktet hat zur Überraschung vieler der Grünen-Kandidat Heiner Klemp.

NAUEN: Die Stadt im Havelland kann viel Gutes vorweisen: Sie ist im Wachstum, die Arbeitslosenquote liegt nach Stadtangaben unter fünf Prozent. Die Nähe zu Berlin wirkt sich positiv aus, weil viele Hauptstädter hier ihren Wohnort wählen. Aber das bedeutet für die Stadt auch: Investitionen sind notwendig. Bürgermeister Detlef Fleischmann (SPD) nennt den Ausbau von Kitas und Schulen. Bedrückend war für die Stadt, dass es vor zwei Jahren einen Brandanschlag auf eine Sporthalle, die als Notunterkunft für Flüchtlinge vorgesehen war, gegeben hatte. Die Täter – Neonazis – wurden teils zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt. Bei der Bürgermeisterwahl tritt Fleischmann nicht mehr an. Nach zwei Amtsperioden hatte er für sich entschieden, nicht mehr zu kandidieren. Rund 15 000 Einwohner sind wahlberechtigt. Sie können sich unter drei Kandidaten von SPD, CDU und einer Wählergemeinschaft entscheiden.

BAD FREIENWALDE: Negativ-Schlagzeilen machte die Stadt im Landkreis Märkisch-Oderland mit einem Thema, das eigentlich ihre Schokoladenseite sein sollte: Der Status als Moorheilbad. In einem zähen Streit ging es um den Erhalt oder Abriss einer Bundesstraße. Einem Fachgremium für Kurorte zufolge passt sie nicht in das Bild eines Kurortes. Die Stadt stand kurz davor, den Heilbadstatus zu verlieren. Der Streit hatte so weit geführt, dass sogar Bürgermeister Ralf Lehmann (parteilos) um sein Amt bangen musste – eine Bürgerinitiative scheiterte aber mit einem Bürgerentscheid zu dessen Abwahl. Lehmann tritt bei der Bürgermeisterwahl wieder an, es gibt drei Gegenkandidaten. Darunter ist auch die SPD-Landtagsabgeordnete Jutta Lieske. Mehr als 10 000 Bürger sind wahlberechtigt.

KÖNIGS WUSTERHAUSEN: Die Stadt liegt im Speckgürtel um Berlin (Dahme-Spreewald) und davon profitiert sie. Es gibt aus der Hauptstadt Zuzüge, Wohngebiete werden ausgebaut, die Einwohnerzahlen steigen seit Jahren. Einen Dämpfer gab es in diesem Jahr für den Hafen in Königs Wusterhausen durch den Wegfall von wichtigen Braunkohleumschlag-Aufträgen. Bei der Bürgermeisterwahl treten sechs Kandidaten an. Rund 30 000 Einwohner sind wahlberechtigt. Der noch amtierende Bürgermeister Lutz Franzke (SPD) hatte sich bei den Mitgliedern nicht gegen den Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, Heinz-Georg Hanke (SPD), durchsetzen können, der dann als Kandidat für die Partei ins Rennen ging.

WO NOCH GEWÄHLT WIRD: In diesen 31 weiteren Städten und Gemeinden wird der Bürgermeister auch neu gewählt: Pritzwalk (Prignitz), Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin), Prenzlau (Uckermark), Glienicke/Nordbahn, Hennigsdorf, Velten (Oberhavel), Seelow, Wriezen (Märkisch-Oderland), Seddiner See, Teltow, Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark), Bestensee, Eichwalde, Luckau, Schulzendorf, Wildau, Zeuthen (Dahme-Spreewald), Luckenwalde, Nuthe-Urstromtal (Teltow-Fläming), Beeskow, Eisenhüttenstadt (Oder-Spree), Calau, Großräschen, Vetschau/Spreewald (Oberspreewald-Lausitz), Kolkwitz (Spree-Neiße), Doberlug-Kirchhain, Elsterwerda, Falkenberg, Finsterwalde, Herzberg (Elbe-Elster). (mit dpa)

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