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Radwege-Zustand soll selbst ermittelt werden: Land Brandenburg stoppt Kooperation mit dem ADFC

Potsdam - Mithilfe kritischer Hinweise von Radlern will Brandenburg sein Streckennetz verbessern. Über ein zentrales Online-Hinweisportal sollen die Anmerkungen der Radfahrer gesammelt und an die Kommunen weitergeleitet werden, sagte der Geschäftsführer der Tourismus Marketing Brandenburg (TMB), Dieter Hütte, am Montag.

Potsdam - Mithilfe kritischer Hinweise von Radlern will Brandenburg sein Streckennetz verbessern. Über ein zentrales Online-Hinweisportal sollen die Anmerkungen der Radfahrer gesammelt und an die Kommunen weitergeleitet werden, sagte der Geschäftsführer der Tourismus Marketing Brandenburg (TMB), Dieter Hütte, am Montag.

Zusätzlich sieht die neue Qualitätskontrolle vor, dass eigene Radrouten-Inspektoren auf dem 11 000 Kilometer langen touristischen Radwegenetz unterwegs sind. Die gewonnenen Daten sollen zentral zusammengeführt und den Kommunen zur Verfügung gestellt werden.

Dafür wird die bisherige Kooperation mit dem Zertifizierungssystem des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) am Jahresende auf Eis gelegt. Ab 2016 werden Brandenburger Radwege dann nicht mehr mit ADFC-Sternen ausgewiesen.

Risikobehaftet sei diese Entscheidung nicht, meinte Dirk Wetzel, Radtourismus-Chef bei der TMB. Denn nur zehn Prozent der Radler würden sich bei ihrer Routenauswahl nach dem ADFC-System richten. Dies könne eine ADFC-eigene Studie belegen.

Für das neue Bewertungssystem will die TMB in den kommenden drei Jahren rund 330 000 Euro ausgeben. Dies sei sehr viel weniger als der ADFC für seine Zertifizierung verlange, betonte Wetzel. Nach seinen Angaben hat der Systemwechsel aber nichts damit zu tun, dass Brandenburg im aktuellen Ranking des ADFC-Reiseatlasses abgerutscht sei. Das Land ist bei der Klassifizierung der beliebtesten Radregionen von Platz zwei auf sechs gefallen. „Das hat nichts mit der Qualität zu tun. Der Fahrradclub hat 2015 schlicht sein Abfragedesign verändert“, erklärte Wetzel.

Für die Grünen-Fraktion im Landtag ist dies dennoch ein Alarmsignal. Das Potenzial im Radtourismus werde nicht ausgeschöpft, meinte der verkehrspolitische Sprecher Michael Jungclaus. Dabei sei seit Langem bekannt, wo Verbesserungen nötig seien, erklärte der Grünen-Politiker. „Nach wie vor stehen Lückenschlüsse im Radwegenetz aus, mangelt es an der Ausschilderung und Vernetzung mit dem ÖPNV“, kritisierte Jungclaus weiter. Nach wie vor hapere es zudem auch bei der Instandhaltung von Radwegen, für die oft finanzschwache Kommunen zuständig seien. Immer noch seien Kapazitäten zur Fahrradmitnahme im Regionalverkehr der Bahn zu knapp bemessen, zählte er weiter auf. „Wer sich am Wochenende selbst einmal Zutritt in ein völlig überfülltes Fahrradabteil erkämpfen musste, kennt die Hürden des Fahrradtourismus.“

Die TMB reagierte gelassen auf die Kritik der Grünen. Über das neue System würden Schwachstellen schneller deutlich und könnten abgestellt werden, betonte Hütte. Brandenburgs Wirtschaftsministerium des signalisierte, die Modernisierung von Radfernwegen bis 2020 mit rund 40 Millionen Euro zu unterstützen.

Der ADFC kündigte unterdessen am Montag an, das TMB-Projekt genau zu beobachten. „Alles was das Radfahren in Brandenburg verbessert, ist grundsätzlich gut“, sagte ADFC-Brandenburg-Chefin Lea Hartung.dpa

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