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Aufmarschiert. Seit einigen Wochen läuft in Brandenburg eine Neonazi-Kampagne unter dem Motto: „Ein Licht für Deutschland.“

© Patrick Pleul/dpa

Protest von Flüchtlingsgegnern: Brauner Aufmarsch in Oranienburg

Erneut zog ein Protestzug durch Oranienburg gegen angebliche Überfremdung. Obwohl sich die Veranstalter offiziell von Rechtsextremen distanzieren, waren viele Teilnehmer Neonazis.

Oranienburg - Erneut haben in Oranienburg (Oberhavel) am Mittwochabend 250 Flüchtlingsgegner demonstriert. Offiziell vermeiden die Veranstalter des Abendspaziergangs jeden Bezug zu Rechtsextremen. Tatsächlich wurde der Aufmarsch – wie bereits beim ersten Mal im Dezember – maßgeblich von Rechtsextremen getragen. An dem Protestzug unter dem Motto „Für ein Oranienburg der Solidarität – Kein Fußbreit den Neonazis und Rassisten“ beteiligten sich ebenfalls 250 Menschen. Die Polizei schirmte beide Kundgebungen mit 400 Beamten voneinander ab.

NPD agiert im Hintergrund

Der Protestzug der Flüchtlingsgegner orientierte sich an den Forderungen der Pegida-Bewegung in Dresden. In Oranienburg weisen die Organisatoren weiterhin jegliche Einstufung als rechten Aufzug von sich. Clever argumentieren sie, sie seien gegen Sammelunterkünfte, da diese unmenschlich seien. Tatsächlich agiert die NPD im Hintergrund. Das Fronttransparent trug ein Stadtverordneter der NPD aus dem Havelland, mindestens ein Transparent wurde von Oberhaveler NPD-Aktivisten getragen und auch die Lautsprechertechnik wurde erneut von Aktivisten der NPD-Parteijugend betreut. In der Demonstration selbst waren weitere Funktionäre der NPD, darunter die Landesgeschäftsführerin der Partei, Aileen Rokohl. Die überwiegende Anzahl der Teilnehmer waren junge, teilweise vermummte Männer. In den Reden ging es um eine angebliche Asylflut und Asylbewerber, „die sich wie die Made im Speck fühlen“ oder auf Schulhöfen Drogen verkaufen würden. Der Anmelder wetterte gegen eine lokale Zeitung, die kritisch über die Proteste berichtet hatte.

Wie beim ersten Abendspaziergang fand sich auch beim zweiten ein Redner aus den Reihen der NPD beziehungsweise ihrem Umfeld. Martin U., nach PNN-Informationen auch beteiligt in der Organisation und Anmeldung der Veranstaltung, fiel durch rassistische Rhetorik auf, in dem er Begriffe wie „Asylflut“ nutzte oder davon sprach, dass Asylbewerber in den Heimen Geschenke aus den Festern geworfen hätten und wie die Made im Speck leben würden. Beim ersten Abendspaziergang sprach Aileen Rokohl, Landesgeschäftsführerin der NPD, diesmal wählte man eine in der Öffentlichkeit unbekannte Person aus den Reihen der Neonazi-Partei.

Demokratische Parteien bei Gegendemo

An der Gegendemonstration beteiligten sich Oranienburgs Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD) und Parteienvertreter von Linke, SPD, Grünen, FDP und den Freien Wählern. Auch Bewohner von Flüchtlingsheimen nahmen teil.

Auch in anderen Städten Brandenburgs sind Demonstrationen gegen Flüchtlinge und angeblichen Asylmissbrauch angekündigt. Bereits am Wochenende marschierten 250 Neonazis durch Frankfurt (Oder). Für kommenden Montag ist eine Demonstration von Pegida-Sympathisanten in Brandenburg/Havel geplant. Organisiert wird die Kundgebung von der rechten Partei Die Republikaner. Die Dresdner Pegida-Bewegung hat sich von der Aktion in Brandenburg/Havel distanziert.

Sören Kohlhuber

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