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Ein Versorgungsproblem gibt es vor allem in kleineren Städten in ländlichen Regionen (Symbolbild).

© seventyfour/fotolia

Probleme vor allem in kleineren Städten: Brandenburgs Zahnärzte auf Nachwuchssuche

Viele Dentisten in der Mark gehen in Ruhestand. Eine Werbekampagne und ein Studiengang sollen helfen.

Potsdam - Eberhard Steglich sagt, wie es ist: „Wir haben ein Problem.“ Der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung im Land Brandenburg (KZVB) war am Montag zu Gast in der Brandenburger Landespressekonferenz. Dort stellte er eine Werbekampagne zur Gewinnung neuer Zahnärzte vor. Denn Brandenburgs Zahnärzteschaft überaltert: 520 der 1320 im Land niedergelassenen Dentisten sind zwischen 60 und 85 Jahre alt. Sie werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. 

Ein Problem gibt es vor allem in kleineren Städten in ländlichen Regionen. Während die Prignitz und die Uckermark mit Versorgungsgraden jenseits der 100 Prozent mit Zahnärzten derzeit noch überversorgt sind, liegt der Versorgungsgrad im Landkreis Potsdam-Mittelmark schon heute nur bei 88,8 Prozent. „In Werder oder im Speckgürtel ist es einfach, einen Zahnarzt zu finden“, sagt Steglich. „Aber wenn Sie in Wiesenburg im Fläming sind – na dann, viel Glück!“  

Gesundheitsministerin unterstützt die Kampagne

Unterstützung erhalten die Zahnärzte bei ihrer Kampagne auch von Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). „Wir haben einen Fachkräftemangel in allen Bereichen des Gesundheitswesens“, sagt die Ministerin. „Gerade in den ländlichen Regionen Brandenburgs müssen wir uns dringend um Nachwuchs kümmern.“ Dabei schließt Nonnemacher auch nicht aus, dass es in den nächsten Jahren ein Studium der Zahnmedizin in Brandenburg geben könnte – allerdings nicht im Rahmen der vom Staat geplanten Gründung einer medizinischen Fakultät in Cottbus, sondern vielmehr als Initiative der privaten Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB). 

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„Das Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus (IUC) soll seine Schwerpunkte in der Versorgungsforschung und der Digitalisierung haben“, sagt Nonnemacher. „Eine Zahnmedizin oder eine Pharmazie sind dort nicht geplant.“ Sie wisse aber, dass sich die MHB mit der Frage einer möglichen Gründung eines Zahnmedizin-Studiengangs im Land beschäftige. „Das ist eine kleine Morgenröte am Horizont“, sagt Steglich. Sollte es zu so einem Studiengang kommen, könne sich die Kassenzahnärztliche Vereinigung auch die Schaffung von Stipendien für Studierende vorstellen, die hinterher im Land blieben, ähnlich wie es bei angehenden Ärzten schon der Fall ist.

Kosten der Übernahme einer Zahnarztpraxis schreckt ab 

Eine, die in Brandenburg den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hat, ist Yvette Szabadi. Nach ihrem Studium in Leipzig und einer 15-jährigen Tätigkeit als angestellte Zahnärztin übernahm sie 2021 in Potsdam eine eigene Praxis. „Es hat gut drei Jahre gedauert, bis ich da eine Praxis gefunden habe“, sagt Szabadi. „Aber es ist sehr, sehr schön, endlich eigenverantwortlich arbeiten zu können.“ 

Warum das nicht mehr junge Zahnmediziner wagen? „Das ist eine Entscheidung fürs Leben“, sagt Steglich. Dass die Übernahme einer Zahnarztpraxis mal eben 600.000 Euro kostet und sich junge Berufskollegen, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagen, auf Jahre hinaus verschuldeten, schrecke eben auch viele Zahnärzte ab, diesen Weg zu gehen. Weswegen die KZVB mit ihrer Kampagne wohl noch manch dickes Brett zu bohren hat.

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