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Probleme am Flughafen: Nicht mal das Licht geht am BER aus

Warum der noch ungenutzte Bau nachts stets hell erleuchtet ist und Flughafenchef Amann trotz aller Mängel optimistisch bleibt.

Schönefeld – Ein paar Männer arbeiten noch auf dem Flughafen. 200 bis 300 Bauarbeiter sind derzeit auf der einstigen Großbaustelle in Schönefeld beschäftigt. Mit kleineren Arbeiten, etwa in den Treppenhäusern des Terminals, das auch ohne Funktion nachts hell erleuchtet ist. Sollte selbst der Letzte gehen, könnte aber auch er das Licht nicht löschen; dafür fehle immer noch die Steuerungstechnik, sagte am Mittwochmorgen der amtierende Flughafenchef Horst Amann beim „Business Breakfast“ des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), bei dem alle Plätze belegt waren.

Amann hatte ein Heimspiel, denn die Wirtschaft wartet sehnlichst auf die Eröffnung des neuen Flughafens. Ein wenig Hoffnung machte Amann auch, aber nur ein wenig. „Wir wissen jetzt, was zu tun ist“, sagte er. Und das gilt auf der verkorksten Baustelle schon als Erfolg. Überhaupt: „Wir wollen zurück auf die Erfolgsspur“, kündigte Amann an.

Wann das erste Flugzeug am BER abheben wird, könne er aber weiter nicht sagen. Im dritten Quartal, nach Abschluss der derzeit laufenden Bestandsaufnahme, werde er einen Termin nennen. Und diesen müsse er dann auch einhalten. Nochmals dürfe ein genannter Termin nicht verschoben werden. Wenn nach der Bestandsaufnahme Verträge mit Firmen geändert oder gar neu abgeschlossen werden müssten, sei keine erneute Ausschreibung erforderlich, sagte Amann weiter. Man werde die Arbeiten mit den bisher beauftragten Unternehmen beenden.

Nicht mehr dabei sind die Architekten des Büros gmp (Gerkan, Marg und Partner), die von der Flughafengesellschaft – mit Zustimmung des Aufsichtsrats unter dem damaligen Vorsitzenden Klaus Wowereit – nach der Verschiebung des Eröffnungstermins 3. Juni 2012 gefeuert worden waren. Auf die Frage aus dem Publikum, ob dieser Schritt richtig gewesen sei, antwortete Amann: „Dies kann man so und anders machen.“ Allerdings müsse man die Konsequenzen vorher überlegen. Auf die Schnelle eine Kompensation zu finden sei schwer. Wichtig sei jetzt, dass „das Planen wieder vor dem Bauen“ erfolge. Hier sei vor allem im ersten Halbjahr 2012, als sich intern die Schwierigkeiten mit dem Einhalten des damaligen Termins abzeichneten, zu viel schiefgegangen. Schuldzuweisungen mache er aber nicht.

Während Amann die Probleme beim Bauen für lösbar hält, sieht er beim Lärm durch den Flugverkehr keine Lösung. „Betroffene wird es immer geben“, sagte er. Man könne nur versuchen, den Krach zu reduzieren. Ein verlängertes Nachtflugverbot gehöre aber nicht dazu.

Amann hat viel zu tun. Geholt worden war er im August als technischer Geschäftsführer, der zuständig für den Ausbau Schönefelds zum BER-Flughafen ist. Weil der Sprecher der Geschäftsführung, Rainer Schwarz, der fürs Kaufmännische zuständig war, inzwischen durch den Aufsichtsrat abgelöst worden ist, muss Amann derzeit auch diesen Part übernehmen. Ans Zusammenbrechen habe er bisher aber nicht gedacht, beantwortete Amann auch die Frage von VBKI-Präsident Markus Voigt, der sich erkundigt hatte, wie lange Amann diese Mammutaufgabe schaffen könne. Zur Suche nach einem neuen Chef, die sich weiter hinzieht – an diesem Freitag soll nach Amanns Angaben erst der sogenannte Headhunter ausgesucht werden, der den neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung finden soll –, sagte Amann ironisch: „Ich mache mir Sorgen um meinen Sommerurlaub.“ Ferien machen kann er aber erst, wenn weitere Probleme gelöst sind. So muss jetzt noch geklärt werden, ob der BER noch vor der Eröffnung erweitert werden soll. Möglich wäre der Einbau von vier weiteren Gepäckausgabebändern. Auch zusätzliche Check-In-Schalter innerhalb des vorhandenen Baus könnten installiert werden, weil der Flughafen nach derzeitigem Stand bereits zur Eröffnung die rechnerische Kapazitätsgrenze fast erreicht hat. Amann hat deshalb nach seinen Angaben eine Prognose zum Passagieraufkommen bis 2030 beauftragt. Davon hinge dann ab, was am BER noch gebaut werden müsse. Im Augenblick stagniere das Passagieraufkommen. Vielleicht wird auch die für 2016/17 vorgesehene Sanierung der alten Nordbahn noch vorgezogen, ehe der BER eröffnet.

Fest stehe, dass in Tegel und auch in Schönefeld-Alt noch investiert werden müsse, um den Kunden einen annehmbaren Betrieb bieten zu können. Der Aufsichtsrat hat bis zu 20 Millionen Euro bewilligt. „Wir haben ein Programm für 19,9 Millionen Euro und bleiben damit im Limit“, sagte Amann fast schelmisch. Ein weiteres Abfertigungsgebäude gehöre aber nicht unbedingt dazu. Ein Koordinierungskreis bei der Senatsverkehrsverwaltung hat jetzt ein Programm mit neun Teilprojekten, die 112 Maßnahmen umfassen, zusammengestellt – von der Instandsetzung der Startbahnen bis zur Computer-Technik.

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