zum Hauptinhalt
Export-Lokomotive. Zur Einweihung einer neuen Produktionshalle besichtigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Juni 2017 das japanische Pharmaunternehmen Takeda in Oranienburg. Die Branche ist eine der exportstärksten des Landes.

© Ralf Hirschberger/dpa

Brandenburg: Prima Klima

Die IHK-Konjunkturumfrage zeigt: Die Wirtschaft brummt. Nur beim Export steht die Mark auf der Stelle

Von Matthias Matern

Berlin - Die Geschäfte laufen weiterhin glänzend in der Hauptstadtregion – und in Brandenburg womöglich noch etwas besser als in Berlin. So zumindest schätzen es die Unternehmen in der aktuellen Konjunkturumfrage der vier Industrie- und Handelskammern (IHKn) in den beiden Ländern ein. „Das Ergebnis ist wieder glänzend, beinahe wird es langweilig, weil wir seit Jahren immer das Gleiche erzählen“, witzelte Berlins IHK-Chef Jan Eder am gestrigen Donnerstag bei der Präsentation der neuesten Umfrageergebnisse in Berlin. Demnach bewerteten 95 Prozent der befragten Unternehmen in der Hauptstadtregion ihre Geschäftslage zum Jahresbeginn als gut oder befriedigend. Nur fünf Prozent berichteten von schlechten Geschäften – laut IHK der niedrigste Wert seit 1995.

Im Vergleich zum Nachbarn Berlin ist die Laune der Brandenburger Unternehmer offensichtlich nochmal besser. Denn erstmals lag der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen in Brandenburg insgesamt mit 57 Zählern – wenn auch knapp – über dem Berlins (56). Besser als in der Bundeshauptstadt laufen die Geschäfte der IHK-Umfrage zufolge etwa im brandenburgischen Dienstleistungsgewerbe. Hier sei vor allem bemerkenswert, wie schnell sich die Lage offenbar verbessert hat – und zwar innerhalb eines Jahres um 13 Punkte, von 46 auf 59. Ebenfalls „etwas schwungvoller“ als in Berlin sei die Konjunktur der Brandenburger Industrie. Dazu habe nicht zuletzt die wachsende Nachfrage aus dem Ausland beigetragen, heißt es im Konjunkturbericht der Kammern. Laut des Statistikamtes Berlin-Brandenburg war der Auslandsumsatz märkischer Industriefirmen zuletzt immerhin um 8,2 Prozent gestiegen.

Gleichzeitig aber zeigt sich insbesondere beim Export, wie weit Brandenburgs Wirtschaft noch vom Niveau hinterherhinkt. Zwar hat der Außenhandel in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt, der Abstand zum Bundesdurchschnitt blieb zuletzt aber gleich. Derzeit sind die USA, Polen und Frankreich die mit Abstand wichtigsten Absatzmärkte. Die exportstärksten Branchen sind die Pharma-Industrie, die Automobilsparte, die Metallerzeugung und die chemische Industrie. Angaben der IHK Cottbus zufolge betrug die Exportquote märkischer Industrieunternehmen im Jahr 2016 insgesamt gut 31 Prozent. Bundesweit waren es aber knapp 50 Prozent – eine Differenz von 18,2 Prozent. Im Jahr davor betrug der Unterschied 17,1 Prozent und im Jahr 2014 noch 18,1 Prozent.

Dass sich der Abstand nicht maßgeblich verändert, liegt aus Sicht des Cottbuser IHK-Chefs Wolfgang Krüger nicht nur an der kleinteiligen Struktur der Brandenburger Wirtschaft. 98 Prozent der Unternehmen seien kleine- und mittelständische Betriebe, die einfach keine personellen Ressourcen hätten, sich um den Ausbau von Außenhandelsbeziehungen zu kümmern. Auch von der Landesregierung müsse mehr kommen, forderte Krüger am Donnerstag in Berlin. „Es fehlt einfach eine gewisse Stringenz, etwa bei der Frage, auf welche Länder man sich konzentrieren möchte“, so der Cottbuser IHK-Chef. Seit Jahren käme die Landesregierung etwa bei der Novellierung der Außenhandelsstrategie des Landes nicht voran. „Da muss man einfach mal Prioritäten setzen“, so Krüger. Flankierend hatte sein Berliner Kollege Eder auch noch einen Tipp für Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD): „Vielleicht sollte Brandenburg mal nach Berlin schauen. Wir haben nämlich bereits eine Außenhandelsstrategie.“ Zumal es ohnehin ratsam sei, sich bei der Förderung des Exports abzustimmen und gemeinsam auf bestimmte Märkte zu fokussieren.

Tatsächlich hat auch Brandenburg bereits eine Außenwirtschaftsstrategie. Die ist jedoch aus dem Jahr 2008 und sollte schon seit Jahren überarbeitet werden. Im vergangenen Jahr war nach PNN-Informationen ein mit den Kammern abgestimmter Entwurf wieder in der Schublade verschwunden. Nun aber soll es soweit sein, heißt es auf PNN-Anfrage aus dem Wirtschaftsministerium: Die neue Strategie sei in Arbeit und werde voraussichtlich nach der Sommerpause vorliegen.

Indes hätten einige der überwiegend von Geschäftsführern ostdeutscher Prägung geführten Betriebe auch noch Berührungsängste bei der Suche nach Geschäftspartnern im Ausland, räumte Cottbus’ IHK-Chef Krüger ein. „Vor allem im angelsächsischen Raum tun sie sich manchmal schwer.“ Gleichzeitig seien durch die Sanktionen zwischen der Europäischen Union und Russland im Zuge der Annexion der Krim bestehende Beziehungen zum Erliegen gekommen.

Trotzdem fällt auch Krügers Prognose insgesamt optimistisch aus, nicht zuletzt wegen der nun guten Zahlen und exzellenten Stimmung der Unternehmen. „Sowohl die Exporterwartungen als auch die Investitionsabsichten zeigen, dass die Unternehmen positiv gestimmt sind und mit weiterem Wachstum rechnen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false