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Was wird jetzt aus der SPD?

© dpa

PresseSCHAU: Viele Aufgaben blieben zu lange liegen“

Platzecks Rücktritt legt laut "Spiegel" schlagartig das ganze Elend der politischen Landschaft Brandenburgs offen. Denn sei allein Platzeck, der den Blick auf die Ödnis des restlichen politischen Personals verstellte. Die Presseschau zum Abtritt.

Süddeutsche Zeitung:

Es geht nicht mehr. Matthias Platzeck konnte nur noch zwischen einer ungünstigen und einer sehr ungünstigen Entscheidung wählen. () Für die Bundes-SPD ist der Rücktritt eher zu verschmerzen. Zwar war Platzeck neben den Sellerings, Haseloffs und Tillichs einer der wenigen Ministerpräsidenten im Osten, die auch bundesweit ein Begriff waren. Aber er hat davon schon lange keinen Gebrauch mehr gemacht. () Dieser Abgang enthält auch eine Botschaft an jene, die Politiker für bequem, überbezahlt oder abgehoben halten. Hier wird offenbar, was Politik für die Akteure doch oft ist: der unmögliche Versuch, mit den eigenen Kräften zu haushalten.

Spiegel-Online:

Der Rücktritt von Ministerpräsident Matthias Platzeck ist nicht nur ein Problem für die SPD des Landes. Er legt schlagartig das ganze Elend der politischen Landschaft Brandenburgs offen. Denn es war allein Platzeck, der () den Blick auf die Ödnis des restlichen politischen Personals verstellte. () Die SPD des Landes war Platzeck, mehr hatte sie nicht zu bieten. () Brandenburg stehen schwierige Zeiten bevor, wenn der Mann, der dies alles überstrahlte, nun das Leben genießt. Es sei denn, die erfolgreichen und engagierten Menschen, die es in Brandenburger Kommunen, Vereinen und Betrieben gibt, überlassen nicht länger jenen die Politik, die es draußen zu nichts bringen.

Nordkurier:

Er geht, bevor er getragen werden muss. () In Brandenburg standen seit der Wende mit Manfred Stolpe und Platzeck echte Sympathieträger an der Spitze des Landes, die auch so manche Fehlentscheidung mit Charisma wettmachen konnten. () trotz aller Zuneigung und unermüdlichen Händeschüttelns sind viele Aufgaben unter Platzeck zu lange liegen geblieben.

Mannheimer Morgen:

Am Ende hat Platzeck akzeptiert, dass sein Körper die Anstrengungen nicht mehr hinzunehmen gewillt ist. Vielleicht gerade noch rechtzeitig. Eine Art Notbremse.

Frankfurter Allgemeine Zeitung:

Er verstand sich als Anwalt nicht nur des preußischen Kernlands, sondern auch als Sachwalter der ehemaligen DDR-Bürger. Seine lange Regierungszeit im wirtschaftlich recht ordentlich dastehenden Brandenburg war keineswegs frei von Skandalen, aber der Ministerpräsident zeigte sich bemüht, etwa mit Blick auf überhöhtes Trennungsgeld für die mehr oder weniger qualifizierten Aufbauhelfer aus dem Westen, Strenge walten zu lassen. (...) Sein Kronprinz Woidke muss in die Rolle des Kurfürsten von Brandenburg erst hineinwachsen.

Zuletzt hatte Platzeck sein politisches Schicksal ausgerechnet mit dem des Großflughafens verknüpft - der kann jetzt allein scheitern. Der SPD aber fehlt nun ein Ministerpräsident, der zugleich eine glaubhafte Stimme des Ostens ist.

Die Rheinpfalz:

Seine gesundheitlichen Probleme verhinderten den Sprung des ostdeutschen Hoffnungsträgers nach ganz oben; letztlich blieb er hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Märkische Allgemeine:

Die SPD hat ihre unangefochtene Spitzenposition im Land allein dem Charisma zweier Männer zu verdanken – Manfred Stolpe und Matthias Platzeck. () Die Ära der Volkstribunen in Brandenburg dürfte mit Platzeck aber zu Ende gehen. Und das muss nicht verkehrt sein.

Straubinger Tagblatt:

So traurig der Abgang für jemanden ist, der mehr wollte, als er zu leisten in der Lage war – es ist die richtige Entscheidung. Kein Flughafen, keine Partei und auch kein Bundesland sind so wichtig, dass man die Verantwortung dafür nicht auch in die Hände von jemand anderem geben kann. Es ist keine Schande, nicht mehr zu können.

Kölner Stadt-Anzeiger:

Matthias Platzeck wird fehlen in der deutschen Politik. Ein Mann mit Augenmaß, Anstand und Empathie. Aber nun auch einer, der neue Maßstäbe gesetzt hat in der Politikerwelt der harten Hunde. Der zeigt, dass man auch mal sagen darf, sagen muss: Ich kann nicht mehr.“ (PNN)

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