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Potsdam: Landessportbund entlässt ehemaligen Stasi-Spitzel

Nach Stasi-Vorwürfen hat der Landessportbund Brandenburg seinen Geschäftsführer „Sport“, Günther Staffa, entlassen.

Potsdam - 23 Jahre nach dem Ende der DDR ist ein führender Funktionär im Brandenburger Sport von seiner Stasi-Vergangenheit eingeholt worden. Günther Staffa, Geschäftsführer „Sport“ im Landessportbund (LSB) ist nach einem Präsidiumsbeschluss des LSB von seinem Amt enthoben worden. LSB-Geschäftsführer Andreas Gerlach bestätigte auf PNN-Anfrage den Vorgang, wollte ihn aber mit dem Verweis auf Personalangelegenheiten nicht begründen.

Erhoben wurde der Vorwurf, dass Staffa als inoffizieller Mitarbeiter (IM) für den DDR-Staatssicherheitsdienst tätig war, im März dieses Jahres in der Enquetekommission des Landtages. Ines Geipel, Vorsitzende des Doping-OpferHilfevereins, hatte Staffas Spitzeltätigkeit unter dem Decknamen „IM Schade“ öffentlich gemacht und in diesem Zusammenhang dem brandenburgischen Sport ein „seltsam verzahntes Stasi-Organigram“ vorgeworfen.

Als Reaktion kündigte der LSB im Mai Einsicht in Staffas Stasi-Akte an sowie je nach Fakten adäquate Stellung zu beziehen. Bis dahin hatte es einem Mehrheitsbeschluss der Mitgliederversammlung von 1993 zufolge keine Stasi-Überprüfung im LSB gegeben. Laut der Akte, die in Auszügen den PNN vorliegt, hat Staffa sich 1979 zur inoffiziellen Mitarbeit verpflichtet und lieferte Einschätzungen sowie Berichte über Studenten und Sportler.

Staffa war in der DDR stellvertretender Bezirksvorsitzender des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) in Potsdam. Nach der Wende fungierte er lange als Präsident der Europäischen Sportakademie sowie als LSB-Vize-Präsident, seit 2008 als Sport-Geschäftsführer beim LSB im Amt.

„Dass Staffa nach der durch den LSB beantragten Akteneinsicht bei der Jahn-Behörde nunmehr von seinen Aufgaben entbunden wurde, ist konsequent“, sagte Grünen-Fraktionschef Axel Vogel gestern. Doch nach der in der Enquete-Kommission laut gewordenen Kritik, dass das Land Brandenburg die Aufarbeitung der Doping- und Stasibelastung im DDR-Sport und seine Sorgfaltspflicht gegenüber den Opfern bislang vernachlässigt habe, fordert Vogel mehr: „Verantwortung umfasst jedoch mehr als eine glaubwürdige Personalpolitik: Es geht nicht nur um die Täter, sondern vor allem um die Opfer des DDR-Sports“, sagte er. So gebe es für die in der der Enquetekommission von Wissenschaftlern und Dopingopferverbänden vehement eingeforderte Unterstützung für Dopingopfer bisher jedoch kaum mehr als Absichtserklärungen. „Hier erhoffen wir uns mehr“, machte Vogel deutlich.

Neben der Ankündigung, sich mit den Stasi-Vorwürfen gegen Staffa zu beschäftigen, hatte der LSB ebenfalls im Mai erstmals öffentlich seine Unterstützung dafür zugesichert und sich dafür ausgesprochen, einen Entschädigungsfonds für Stasi- und Dopingopfer sowie eine Beratungstelle für Dopingopfer einzurichten. In diesem Zusammenhang war auch ein Konzept für eine Beratungsstelle dopinggeschädigter Sportler im DDR-Bezirk Potsdam vorgestellt worden.

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