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Brandenburg: Polnisch feiern

Es ist nicht nur einer der unzähligen Szeneclubs, in denen am Wochenende der Berliner Bär steppt. Die wirklich gute Party beginnt schon heute Mittag im Bahnhof Berlin-Lichtenberg, wenn im Stundentakt Züge ins polnische Kostrzyn (Küstrin) an der Oder abfahren.

Es ist nicht nur einer der unzähligen Szeneclubs, in denen am Wochenende der Berliner Bär steppt. Die wirklich gute Party beginnt schon heute Mittag im Bahnhof Berlin-Lichtenberg, wenn im Stundentakt Züge ins polnische Kostrzyn (Küstrin) an der Oder abfahren. An Bord sind jene Enthusiasten, die am Sonntagmorgen unter einer Maske aus Dreck – tief gezeichnet von einer durchzechten Nacht – wieder heimkehren. Irgendwie zumindest. Vielleicht auch nie.

Schuld an allem ist eines der größten Festivals der Welt, das polnische „Haltestelle Woodstock“-Festival, zu dem an diesem Wochenende mehr als 500 000 Rockfans an die Oder kommen. Wie viele es wirklich sind, wird niemand genau wissen. Es spielt auch keine Rolle, denn die Fete ist kostenlos und offen für jeden. Ein Bier gibt’s für umgerechnet einen Euro, Schlammpackungen aus dem großen Pool vor der Bühne sogar gratis. Auch Werkstätten mit Titeln wie „Sei wie eine Tomatensuppe, damit jeder dich mag" versprechen Spannung und Spiel (Polnischkenntnisse vorausgesetzt!). Für die Bühnen konnten mit der irischen Kneipenband Floggin Molly und „Mister Bombastic“ Shaggy immerhin auch ein paar internationale Hochkaräter gewonnen werden. Und wenn wie angekündigt noch die Sonne scheint, ist der schönste Tag des Jahres perfekt. Zumindest für alle unter 25.

Während Polens Jugend das ganze Jahr lang dem Festival entgegensehnt, ist das Woodstock hier noch ein Geheimtipp. Vor allem Berlinern, die ja besonders pompöse Partys meinen veranstalten zu können, scheint entgangen zu sein, was sich direkt an ihrem Vorgarten und nur 90 Zugminuten entfernt abspielt. Der ach so katholisch-konservative Nachbar schmeißt eine Party voller Liebe, Freundschaft und Musik, bei dem selbst der Russe das Zittern bekommt. Und wir sind sogar eingeladen, spätestens seit 2012 Präsident Joachim Gauck und sein damaliger polnischer Amtskollege Bonislaw Komorowski zusammen das Anarcho-Festival eröffneten.

Also, bis gleich in Lichtenberg! Wir sehen uns am Tor zur wahren Partywelt. Verrücktbleiben, bitte!

Henrik Nürnberger ist bereits auf dem Weg zur Haltestelle Woodstock

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