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Polizei in Brandenburg: „Ich spreche nur mit einem Mann“

Polizistinnen haben in Brandenburg noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen – vor allem auf der Straße.

Potsdam - Ein Viertel der Brandenburger Polizei ist weiblich. Damit liegt das Bundesland deutschlandweit im Durchschnitt. Der Anteil der Polizistinnen ist laut dem Landesverband der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in den vergangenen Jahren relativ konstant geblieben. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Andreas Schuster, Vorsitzender der GdP Brandenburg. „Aber es könnten mehr Frauen sein.“ Polizistinnen würden bei Konflikten häufig deeskalierend wirken, sagt Schuster. „Ein männlicher Polizist wird schneller zum Feindbild erklärt.“ Auch die Hemmschwelle, eine Frau wegzustoßen, liege höher.

Erika Krause-Schöne verweist allerdings auf eine Zunahme von Beleidigungen bis hin zu sexueller Gewalt gegen Polizistinnen. „Sätze wie ,Ich fick dich du Fotze’ hören wir häufiger“, sagte die 50-Jährige. Sie ist Beamtin bei der Bundespolizei und designierte GdP-Frauenvorsitzende. Auf der Bundesfrauenkonferenz der Gewerkschaft am heutigen Montag und morgigen Dienstag in Potsdam soll sie in ihr neues Amt berufen werden.

Auch die Kriminalstatistik zeigt: Von 2014 bis Ende 2016 ist die Zahl der bundesweit registrierten jährlichen Fälle von Widerstand gegen weibliche Vollstreckungsbeamte von 6800 auf über 8200 angeschwollen. „Und darin sind noch nicht die Beleidigungen und sexuellen Beschimpfungen enthalten“, sagte Krause-Schöne.

Ein männlicher Kollege in Elternteilzeit? Das werde häufig noch nicht akzeptiert

Vor allem wenn sie es mit Flüchtlingen zu tun haben, hätten es weibliche Beamte schwer. „Frauen finden häufig gar keine Akzeptanz“, sagte Schuster. Krause-Schöne will keine pauschale Bewertung vornehmen. „Das kommt auf die Gruppe an.“ Aber auch die 1,86 Meter große Polizistin hat schon Sätze wie „Ich spreche nicht mit Ihnen, ich spreche nur mit einem Mann“ gehört. Mangelnde Akzeptanz von Polizistinnen unter ihren männlichen Kollegen sei mittlerweile kein Thema mehr, sagte Schuster. Krause-Schöne verwies auf Vereinbarungen über partnerschaftlichen Umgang am Arbeitsplatz. Dennoch gebe es auch heute noch unangenehme Vorfälle. Das liege vor allem an der Hierarchiestruktur innerhalb der Behörde – und die meisten Chefs seien noch immer männlich. 

Am Montag und Dienstag wollen sich mehr als 100 GdP-Delegierte aus den Landesbezirken sowie dem Bundeskriminalamt und der Bundespolizei auf der Frauenkonferenz in Potsdam über Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sexuelle Gewalt im öffentlichen Dienst und die zunehmende Digitalisierung des Arbeitslebens beraten. „Das sind nicht nur Frauenthemen“, sagt Schuster. Wenn heute ein männlicher Kollege sage, er wolle in Elternteilzeit gehen, werde das häufig noch nicht akzeptiert, berichtete Schuster. Dann komme die Frage: „Hast du keine Frau zu Hause?“ (dpa)

Anna Kristina Bückmann

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