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Brandenburg: Platzeck würdigt Regine Hildebrandt

Weggefährten erinnern aus Anlass des 70. Geburtstages an die „Mutter Courage des Ostens“

Von Susann Fischer und Wolfgang Nordhausen

Sie hat der ostdeutschen Sozialdemokratie nach der Wende ihren Stempel aufgedrückt: Brandenburgs frühere Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD). Am Dienstag wäre die couragierte Politikerin 70 Jahre alt geworden. Bei einer Feierstunde in Potsdam erinnerten rund 150 Freunde und Weggefährten an die Ende 2001 verstorbene Sozialdemokratin.

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) würdigte das Engagement der „Mutter Courage des Ostens“. Weit entfernt von Ostalgie habe Hildebrandt nach der deutschen Wiedervereinigung um den Fortbestand ostdeutscher Einrichtungen wie Kindergärten und Polikliniken gekämpft. Es sei ihr dabei nicht darum gegangen, die DDR zu verteidigen. Vielmehr habe sie Erreichtes retten wollen, um ein solidarisches Miteinander zu ermöglichen. Sozialminister Günter Baaske (SPD) sagte, bis zu ihrem Lebensende sei Hildebrandt unermüdlich und selbstlos im Einsatz gewesen für all diejenigen, die Hilfe brauchten.

Platzeck sagte, Hildebrandt sei immer bescheiden und zurückhaltend gewesen, wenn es um ihre eigene Person gegangen sei. Sie sei zugleich fordernd und hartnäckig gewesen, wenn es darum gegangen sei, das Land voran zu bringen. Auch habe Hildebrandt den Mut gehabt, Fehler zu begehen und dafür um Entschuldigung zu bitten.

Mit Blick auf die heutige rot-rote Landesregierung bekannte Platzeck, wichtige Dinge erst spät von Hildebrandt gelernt zu haben. Er habe lange gebraucht, um zu erkennen, was sinnvoll sei. 1999 hatte Hildebrandt ihr Ministeramt aufgegeben, weil sie anders als der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) eine Koalition mit der CDU ablehnte und stattdessen mit der PDS regieren wollte. 2002 übernahm Platzeck das Amt des Ministerpräsidenten, 2009 bildete er erstmals eine Regierung mit der Linkspartei. Er betonte, das Wort „Miteinander“ stehe im Koalitionsvertrag auf der ersten Seite. Darüber wäre Hildebrandt sicher froh gewesen.

„Niemand besitzt die Deutungshoheit in der Frage, welchen Standpunkt Regine in der heutigen politischen Situation einnehmen würde“, ergänzte Ehemann Jörg Hildebrandt. Doch hätte seine Frau mit Sicherheit vor den Auswirkungen einer wachsenden Armut gewarnt. „Die Hartz-IV-Sätze wären für sie undenkbar gewesen“, betonte Hildebrandt.

Seiner Frau sei zu Unrecht eine Beschönigung der DDR vorgeworfen worden, fügte Hildebrandt hinzu. Seiner Frau seien immer die üblen Erfahrungen in diesem Staat bewusst gewesen. Doch habe sie in einem Brief an ihre Enkel auch von den Nachwende-Schwierigkeiten gesprochen, das richtige Maß zu finden. Ausdrücklich habe sie in der Nachwendezeit die Unabhängigkeit im Denken und Handeln vermisst.

Die langjährige Freundin Heide Simonis (SPD) machte auf einen Fehler Regine Hildebrandts aufmerksam: „Sie hat nicht genug auf sich selbst aufgepasst.“ Oft habe Regine Hildebrandt krank und blass Wahlkampf für ihre Partei gemacht, was eine große Belastung für sie gewesen sein müsse. Bereits 1996 war bei der beliebten Politikerin erstmals Brustkrebs diagnostiziert worden. Ende November 2001 erlag sie dem Krebsleiden.

Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.

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