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Brandenburg: Planungsprobleme bremsen Airport-Express

Nur noch 100 Tage bis zum Start in Schönefeld: Aufbau der Dresdner Bahn als Zubringerstrecke lässt dennoch Jahre auf sich warten

Schönefeld - Am Freitag sind es nur noch 100 Tage, bis der Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ in Schönefeld eröffnet wird. Bis auch der Airport-Express auf schnellstem Weg vom Berliner Hauptbahnhof zum Flughafenbahnhof flitzen wird, vergehen dagegen noch Jahre. Obwohl der dafür erforderliche Ausbau der Dresdner Bahn seit Jahren in einem der bisher längsten Verfahren deutschlandweit geplant wird, sind weiterhin nicht alle Streitpunkte aus dem Weg geräumt. Mindestens bis 2019/20 werden die Express-Züge zum Flughafen einen Umweg fahren müssen, der Verspätungen fast garantiert. Dabei sind bereits mehr als 600 Millionen Euro für den Bahnanschluss des Flughafens ausgegeben worden.

Bahn und Senat streiten sich noch immer um einen zweiten Zugang am S-Bahnhof Marienfelde, der beim Bau der Fernbahngleise mit errichtet werden soll. Das Land will einen weiteren Zugang von der Unterführung der Marienfelder Allee aus haben. Die Bahn hatte dies wegen der hohen Baukosten abgelehnt. Unter anderem müsste nach Angaben eines Sprechers ein Gleis verlegt und der Bahnsteig verlängert werden. Das Eisenbahn-Bundesamt, das den Ausbau genehmigen muss, kam deshalb hier nicht voran und forderte beide Seiten auf, sich zu einigen. Nun werden weitere Varianten untersucht, was wiederum Zeit kostet.

Widersprüchliche Pläne gibt es auch am S-Bahn-Haltepunkt Buckower Chaussee. Dort will der Senat die Fußgängerbrücke am südlichen Ende der Bahnsteige über die künftigen Fernbahngleise verlängern lassen, was nach Angaben der Bahn nur durch einen kompletten Neubau möglich ist. Wiederum scheut die Bahn die Kosten und hält den Umweg über die Buckower Chaussee für zumutbar. Auch hier weiß das Eisenbahn-Bundesamt noch immer nicht, welche Variante es genehmigen soll.

Unklar ist weiter, wie die Züge durch Lichtenrade fahren sollen – ebenerdig, wie es die Bahn will, oder in einem Tunnel, den Anwohner, unterstützt vom Senat, fordern. Das Verfahren wird hierdurch aber nicht aufgehalten. Denn die Bahn hat nur die ebenerdige Lösung beantragt. Sollte sie genehmigt werden, müssten die Gegner vor Gericht ziehen, was dann wiederum den Baubeginn weiter verzögern würde.

Nicht geklärt ist zudem, ob der Mauerweg durch eine Unterquerung der künftigen Bahngleise komplettiert werden kann. Noch haben sich die Bahn, die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow und das Land Brandenburg nicht geeinigt. Eine eventuelle Planungsänderung könnte aber nachträglich erfolgen, ohne jetzt das Genehmigungsverfahren an dieser Stelle aufzuhalten.

Solange die Dresdner Bahn fehlt, müssen die Züge zum Flughafen vom Hauptbahnhof aus den Umweg über die Anhalter Bahn nehmen, die aber nur über eine eingleisige Kurve mit dem Außenring verbunden ist. Den eingleisigen Abschnitt an der Genshagener Heide müssen sich Fern- und Regionalzüge und der Airport-Express in beide Richtungen teilen, was zu einem gewaltigen Engpass führt. Obwohl die Flughafenzüge deshalb alle 30 Minuten fahren sollen, befürchten Experten, dass es bei diesem Verkehr jahrelang zu erheblichen Verspätungen kommen wird. Vorgesehen ist eine Fahrzeit von 30 Minuten. Pünktlicher dürften die Züge sein, die ebenfalls alle 30 Minuten über die Stadtbahn und die Görlitzer Bahn zum Flughafen fahren.

Noch fehlen aber die für den Flughafenverkehr vorgesehenen Fahrzeuge, die zwar gebaut, aber bisher nicht zugelassen sind. Hersteller Bombardier ist jedoch zuversichtlich, die 14 vorgesehenen Bahnen, „Talent“ genannt, rechtzeitig liefern zu können, damit am Freitag in 100 Tagen in modernen Zügen zum Flughafen gefahren werden kann.

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