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Schon im Juli sollen in der Tesla-Fabrik Autos produziert werden.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Pläne für Tesla-Batteriefabrik in Grünheide: Drei Mal so groß wie ein Fußballfeld

Elon Musk hat für Grünheide neben dem Autowerk auch eine Gigafabrik für Batterien angekündigt. Nun hat Tesla den Bau einer riesigen Lagerhalle beantragt – dort könnte sie entstehen. 100-Millionen-Kaution geklärt.

Grünheide -  Noch ist es ein streng gehütetes Geheimnis – und damit wieder typisch für Tesla: Elon Musk macht jetzt ernst, neben der Auto-Gigafabrik in Grünheide gleich noch „die weltgrößte Batteriezellenfabrik“ zu errichten. Seit dieser spektakulären Ankündigung des Tesla-Chefs vor wenigen Wochen wird gerätselt, wann der US-Konzern dafür eine Genehmigung beantragt, wo der Standort für die Batteriefertigung in Grünheide überhaupt sein soll – und ob dies parallel zum noch laufenden Hauptgenehmigungsverfahren für das Autowerk geschieht, das bisher mit Vorab-Erlaubnissen errichtet wird und im Rohbau mittlerweile weitgehend fertig ist. Angepeilter Produktionsstart bleibt trotz Verzögerungen weiter Juli 2021. 

Halle soll zunächst anderen Zwecken dienen  

Und nun sind die Vorbereitungen Teslas für Musks Batteriefabrik offensichtlich vorangeschritten. Nach Informationen der Potsdamer Neuesten Nachrichten hat Tesla bei der Baubehörde des Kreises Oder-Spree inzwischen einen Bauantrag für eine weitere große Halle auf dem bisherigen 300-Hektar-Areal gestellt, die übergangsweise für andere Zwecke genutzt werde, aber dann die Batteriezellenproduktion für die nebenan hergestellten Teslas aufnehmen soll. 

Elon Musk beim ersten Richtfest auf der Baustelle der Tesla-Fabrik im September 20202.
Elon Musk beim ersten Richtfest auf der Baustelle der Tesla-Fabrik im September 20202.

© Sebastian Gabsch

Auf Anfrage bestätigte Mario Behnke, Sprecher des Landratsamtes dieser Zeitung, „dass unmittelbar vor Weihnachten beim Landkreis Oder-Spree ein Bauantrag von Tesla für eine Lagerhalle eingegangen ist.“ Einen Antrag für eine Batteriefabrik gibt es laut Behnke nicht. Weitere Angaben macht der Kreis nicht. Auch Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hat am Mittwoch dieser Woche im Fachausschuss des Landtages bekräftigt: „Ein Antrag auf eine Batteriefabrik liegt nicht vor.“  

Grundfläche von mehr als 20.000 Quadratmetern

Doch nach Informationen dieser Zeitung zeigt schon die Dimension des beim Landkreis beantragten Gebäudes, dass es um mehr gehen muss, als eine bloße Lagerhalle. Zum Vergleich: Ein Fußballfeld nach UEFA-Standard ist 7140 Quadratmeter groß. Das von Tesla jetzt zunächst als „Lagerhalle“ beantragte Gebäude auf dem Areal der Gigafabrik in Grünheide soll dem Vernehmen nach etwa drei Mal so groß sein, also eine Grundfläche von fast 22 000 Quadratmetern haben.  

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Entsteht dort dann tatsächlich eine Batteriefabrik, stünde in Brandenburg weltweit die erste Produktionsstätte, in der sowohl Elekrofahrzeuge als auch die dafür benötigten Batterien herstellt werden. Auf der anderen Seite sind Teslas Batterie-Pläne durchaus brisant, da sich das Areal mit dem dafür gerodeten Kiefernwald in einem Wasserschutzgebiet befindet. Zuvor befürchteten Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen bereits beim Autowerk negative Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der Region – und warnen nun unter anderem vor einer „Chemiefabrik“.  

Umweltfreundlichere Technologie

Die technologisch neue Batteriezellen-Generation, die Musk für seine Europafabrik angekündigt hat, soll allerdings deutlich umweltfreundlicher als herkömmliche Batterien sein. Die Batteriefabrik werde nur wenig Wasser benötigen und auch weniger Schwermetalle verarbeiten, heißt es. Als Tesla-Vertreter vor einigen Tagen in Fraktionssitzungen von brandenburgischer SPD und märkischer CDU im Landtag auftraten, war danach von sogenannten „Trockenbatterien“ die Rede. Das zweite Tesla-Projekt in Grünheide ordnet sich in die europäische Batterieförderung ein und wird auch vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützt.  

Dass Tesla mit dem Bau des Gebäudes schon mal vorprescht, hängt offenbar mit dem Zeitdruck auf der Hochgeschwindigkeitsbaustelle zusammen. Noch sei aber völlig offen, welches Genehmigungsverfahren es für eine etwaige Batteriefertigung am Standort geben wird, sagte Axel Steffen, Abteilungsleiter im Umweltministerium im Landtagsausschuss. Entweder es laufe nach Baugesetzbuch oder es gebe ein weiteres Verfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz.  

Sicherheitsfrage ist geklärt

Bis zum Freitag sollte Tesla gegenüber dem Land eigentlich eine 100 Millionen Euro Kaution für etwaige Rückbaukosten nachweisen. Diese Sicherheitsfrage ist, wie die PNN am Abend erfuhren, jetzt geklärt – nach einem Poker um Details bis zur letzten Minute. Zuvor hatte das Landesumweltamt auf Antrag der US-amerikanischen Firma erneut verlängert – bis zum 20. Januar. „Es wird davon ausgegangen, dass eine abschließende Vereinbarung zur Erbringung der Sicherheitsleistung in Kürze vorliegen wird“, hieß es schon im geänderten Bescheid vom 15. Januar 2021. 

Eine erste Frist im Dezember hatte Tesla verstreichen lassen, was zu einem kurzzeitigen Baustopp führte. Solch eine Kaution ist üblich, weil Tesla derzeit ohne Hauptgenehmigung auf eigenes Risiko schon so viel bauen darf. Dem Vernehmen nach soll Tesla nun die geforderten 100 Millionen Euro an seine deutsche Tochterfirma Grohmann überweisen, die anschließend eine Garantieerklärung an das Land abgibt. Zumindest dieses Problem ist damit gelöst. 

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