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Gute Aussichten. Mit dem russischen Mineralölkonzern Rosneft als Mehrheitsgesellschafter sieht sich die PCK Raffinerie GmbH in Schwedt gut aufgestellt. Zuletzt lagen die Umsätze nach eigenen Angaben bei rund 2,1 Milliarden Euro.

© Patrick Pleul/dpa

PCK Raffinerie in Schwedt: Mit russischem Partner in die Zukunft

Der Ölpreis sinkt, der Energiemarkt ist in Bewegung. Die PCK Raffinerie nahe der polnischen Grenze will sich behaupten – mit Russland an seiner Seite.

Schwedt - Zeitenwende bei der PCK Raffinerie GmbH (Schwedt) im Nordosten Brandenburgs: Der russische Mineralölkonzern Rosneft wird dort Mehrheitsgesellschafter. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Rosneft“, sagt Noch-PCK-Geschäftsführer Jos van Winsen. Zum 7. März wechselt er als General Manager zur Shell-Raffinerie nach Pernis (Niederlande). Der Nachfolger soll nach Unternehmensangaben später bekannt gegeben werden.

Fast das komplette Rohöl, das die Raffinerie verarbeitet, kommt aus Russland. „Mit dem russischen Öllieferanten Rosneft passen wir gut zusammen.“ Seit Jahrzehnten sei die Öllieferung stabil. Zum 1. Dezember 2015 hatte das französische Unternehmen Total seine PCK-Anteile (16,67 Prozent) an Rosneft verkauft. Noch in diesem Jahr will der russische Ölkonzern, der schon PCK-Anteile besitzt, auch die PCK-Anteile des britischen Konzerns BP (18,75 Prozent) übernehmen. Damit hielte er eine Mehrheit.

Aber nicht nur die Gesellschafterstruktur beschäftigt die Raffinerie nahe der deutsch-polnischen Grenze. Das Unternehmen bereitet sich derzeit auf die nächste Großreparatur vor, die nach Ostern beginnt. Alle drei Jahre ruht ein Teil der Rohölverarbeitung für vier Wochen, um die Anlagen technisch zu überprüfen – ähnlich dem regelmäßigen Check beim Auto. Dann werden Sicherheitsventile, Behälter, Rohrleitungen und andere sicherheitsrelevanten Ausrüstungen von einer zugelassenen Überwachungsbehörde geprüft. Die Großreparatur 2016 trägt den ungewöhnlichen Namen „kleiner“.

Dahinter verbirgt sich das Ziel, die Investitionen im Vergleich zu vorherigen Stillständen zu verkleinern. 2013 setzten die Gesellschafter 160 Millionen Euro für Investitionen und Instandhaltung ein, 2016 werden es laut PCK rund 115 Millionen Euro sein. Jährlich lässt sich das Unternehmen nach eigenen Angaben die Instandhaltung etwa 50 Millionen Euro kosten. Im vergangenen Jahr vergab PCK für mehr als 90 Millionen Euro Aufträge an Firmen in der Region.

An der Sicherheit nicht gespart

Nach Angaben des Mineralölwirtschaftsverbandes investieren die Raffinerien in Deutschland jährlich rund eine Milliarde Euro in Modernisierung und Umweltschutz. Vergleichszahlen zu Stillständen in einzelnen Raffinerien lägen nicht vor, sagte ein Sprecher. Die Branche setze jährlich 90 Milliarden Euro um und biete die Basis für 240 000 Stellen. Mineralöl sei mit einem Verbrauchsanteil von 33 Prozent der wichtigste Energieträger im Land.

Wenn auch Effizienz ein sehr wichtiges Thema sei – an Sicherheit werde nicht gespart, versichert PCK-Pressesprecherin Vica Fajnor. Neuere Instandhaltungsabläufe versprechen höhere Kosteneffizienz sowie bessere Sicherheit und Umweltverträglichkeit. Früher seien kleinere, einzelne Ausrüstungen repariert worden. „Heute tauschen wir gleich ganze Bündel, ganze Anlagenteile aus.“ Die Anlagen würden sicherer, zuverlässiger und weniger störanfällig.

Neun von zehn Autos in Brandenburg-Berlin tanken Sprit aus Schwedt

Im Rückblick auf das vergangene Jahr verweist die Schwedter Raffinerie auf zwei Rekorde: „Noch nie lieferte PCK so viele Produkte per Schiene aus“, erzählt Fajnor. Von den knapp elf Millionen Tonnen Erzeugnisse – darunter Kraftstoffe, Schwefel und Bitumen – wurden fast sieben Millionen Tonnen in Waggons transportiert. Das entspricht etwa 114 000 beladenen Kesselwagen, rechnet die Sprecherin vor. Neun von zehn Autos in Berlin und Brandenburg tankten Benzin und Diesel aus Schwedt. „Für Brandenburg bleiben wir ein sehr wichtiges Unternehmen.“ 2015 verarbeitete PCK 11,6 Millionen Tonnen Rohöl; 2014 waren es 11,4 Millionen. Angesichts des sinkenden Ölpreises geht Jos van Winsen von schwierigen Jahren für die Ölfirmen aus. „Die Gesellschaften verdienen auf den Ölfeldern Geld. Dort ist die Lage derzeit extrem schlecht.“ Den Firmen könnte in den kommenden Jahren Geld für Investitionen fehlen.

Die PCK Raffinerie GmbH hat nach eigenen Angaben 2013 und 2014 je 2,1 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Zahlen für 2015 liegen noch nicht vor. Das Werk beschäftigt nach eigenen Angaben rund 1300 Mitarbeiter, darunter 78 Azubis. „2015 war ein wirtschaftlich gutes Jahr für PCK“, betont der Chef. Bei einem internationalen Raffinerie-Vergleich sei das Unternehmen weit vorn eingestuft worden. „Wenn man zu den besseren 25 Prozent gehört, kann man überleben.“ Die Raffinerie sei gut aufgestellt, auch mit dem neuen russischen Eigner.

Steffi Prutean

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