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Brandenburg: Operation Grenzübertritt

Deutsche und polnische Ermittler gehen gemeinsam gegen osteuropäische Diebesbanden vor – mit Erfolg

Gorzow - Gesprengte Geldautomaten, Wohnungseinbrüche, ausgeräumte Solarparks: Die grenzüberschreitende Kriminalität hat Brandenburg nach wie vor fest im Griff. Eines der größten Probleme bleibt der Autoklau. Während die Fallzahlen in weiten Teilen Brandenburgs zurückgehen, in den ersten zehn Monaten wurden knapp 2150 registriert (2015: 2570), schnellen diese in Grenzgemeinden entlang Oder und Neiße nach oben, stellte der Brandenburger LKA-Chef, Dirk Volkland, am Donnerstag auf einer internationalen Polizeikonferenz im polnischen Gorzow fest. Von Januar bis Oktober 2016 verschwanden in Frankfurt (Oder), Schwedt oder Guben insgesamt 348 Fahrzeuge. Das seien schon jetzt mehr als im gesamten Jahr 2015. Ein Schwerpunkt blieben auch Wohnungseinbrüche, auch wenn die Fallzahlen leicht rückläufig seien, so Volkland.

Besonders problematisch: Die Übergriffe auf Solarparks (2016: 19) und Geldautomaten mit 27 Sprengungen häuften sich. Millionenschäden sind die Folge. „In der Vielzahl der Fälle können nichtdeutsche Täter verantwortlich gemacht werden“, sagte der LKA- Chef. Besonders die Gruppe der polnischen Tatverdächtigen sei sehr hoch. Bei Solarmoduldiebstählen machen sie 68 Prozent aller 2016 in Brandenburg gefassten Täter aus. 35 Prozent sind es im Bereich von Fahrzeug-, 21 Prozent bei Metalldiebstählen.

Brandenburgs Polizeipräsident Hans- Jürgen Mörke räumte ein, dass die Ermittler alle Hände voll zu tun hätten. Das Kriminalitätsgeschehen verändere sich ständig, die Polizei müsse ihr Vorgehen diesem andauernd anpassen. Die Erfolge seien aber nicht von der Hand z weisen. So sackte 2015 die Zahl der Straftaten auf einen Tiefststand. Das sei auch auf die Zusammenarbeit mit der polnischen Polizei zurückzuführen. Schon vor 25 Jahren sei klar gewesen, dass man der grenzüberschreitenden Kriminalität nur beikomme, wenn Brandenburg mit Polen kooperiere.

Heute sei die Zusammenarbeit „so gut wie nie zuvor“, sagte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD). Nur durch die polnische Unterstützung konnten in jüngster Vergangenheit größere Diebesbanden ausgehoben werden, die sich auf den Auto- und Solarmodulklau spezialisiert hatten, so Mörke. „Joint Investigation Teams“ aus polnischen und märkischen Kriminalisten operierten problemlos über Staatsgrenzen hinweg. Zudem seien deutsch-polnische Streifen zu Fuß, per Auto und Boot im Grenzgebiet unterwegs. „In Swiecko sitzen deutsche und polnische Beamte im gemeinsamen Polizeizentrum an einem Tisch. Es gibt so kurze Wege.“ In naher Zukunft wird das System durch eine eigene Dienststelle zur Bekämpfung von Eigentums- und Drogendelikten erweitert.

„Es ging um den Ruf Polens im Ausland“, erklärte der polnische Botschafter in Berlin, Andrzej Przylebski, das Engagement seines Landes im Kampf gegen die grenzüberschreitende Kriminalität. „Deutschland ist für Polen in Europa in Sachen Sicherheit ein Schlüsselpartner“, ergänzte Rafal Batkowski, in Polens Hauptkommandantur der Polizei in Warschau zuständig für internationale Zusammenarbeit. Er versprach auf der Konferenz, dass sein Land in Zukunft mehr Beamte nach Swieckow entsenden werde. Außerdem sollte auch auf nationalstaatlicher Ebene die Kooperation ausgebaut werden. Batkowski schlug eine enge Zusammenarbeit seines Landes mit dem Bundeskriminalamt vor. In Zeiten der veränderten Sicherheitslage mit Terroranschlägen sei dies dringend nötig.Georg-Stefan Russew

Georg-Stefan Russew

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