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Brandenburg: NPD-Funktionär organisiert Nazi-Festival

Veltener NPD-Stadtverordneter Wolinski plant Konzertveranstaltung mit bis zu 500 Personen in Finowfurt

Finowfurt/Potsdam - Brandenburg steht das größte Neonazi-Konzert seit Jahren bevor. Robert Wolinski, Vorstandsmitglied in der Brandenburger NPD und Stadtverordneter in Velten (Oberhavel), organisiert nach PNN-Informationen vom 17. bis 19. Juni ein „Sonnentanz Festival“ mit bis zu 500 Teilnehmern. Veranstaltungsort soll das Gehöft von Klaus Mann sein, er ist Ex-Landeschef der Neonazi-Partei „Die Rechte“, war vormals auch bei NPD und DVU.

Die Sicherheitsbehörden sind vor allem wegen der von Wolinski angemeldeten Teilnehmerzahl von 350 bis 500 Personen besorgt. Die Gemeindeverwaltung Schorfheide, zu der Finowfurt gehört, prüft derzeit das weitere Vorgehen. Wolinski hat nach PNN-Informationen bereits Ende Februar beim örtlichen Ordnungsamt eine Ausnahmegenehmigung nach dem Landesimmissionsschutzgesetz für das Festival beantragt, dabei geht es also um Lärm. Vor Ort werden die Chancen, über diesen Hebel den Aufmarsch von Hunderten Neonazis in Finowfurt verhindern zu können, aber eher gering eingeschätzt. Eine Versammlung muss Wolinski nicht anmelden.

Das Grundstück der Familie Mann in Finowfurt gilt seit rund zehn Jahren als einer der wichtigsten Orte für Zusammenkünfte der rechtsextremistischen Szene in Berlin und Brandenburg – mit Rechtsrockkonzerten und braunen Festen. Oftmals war auch die Polizei eingeschritten, wenn indizierte Musik gespielt wurde.

Diesmal sind in der internationalen Neonazi-Szene namhafte Bands angekündigt. Die bekannteste davon ist die US-Band „H8Machine“. Die Hardcore-Band bekennt sich offen zum Nationalsozialismus, der Name verrät die Gesinnung: H8 steht in der Szene für „Hate“, also Hass, aber auch für die Kürzel 88 und HH – also „Heil Hitler“. Zudem hat sich die Band bereits deutlich antisemitisch geäußert. Ebenso für die Szene bedeutend ist der Gütersloher Rapper Julian Fritsch, der unter dem Künstlernamen „Makss Damage“ auftritt. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des „NS-Rap“. In einem Song von 2011 heißt es: „Setzte mich für mein Blut und unsere Tugend ein, das Zeckenpack wollte mich brechen, sie haben es sicher gut gemeint, ich steckte sie alle gemeinsam in den nächsten Zug nach Buchenwald. Wasch mich mit der Seife ab, genieß den Lampenschirm.“ Neonazi-Konzerte gelten als eines der wichtigsten Mittel, um neue Anhänger zu gewinnen und die vorhandenen bei Laune – und vor allem – ideologisch auf Kurs zu halten.

Bemerkenswert ist im Fall Finowfurt die Rolle des Veranstalters Wolinski. Bislang hält er den Festivalort offiziell geheim. Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden ist Wolinski eine der zentralen Figuren in Brandenburgs Neonazi-Szene. Er verfügt über enge Kontakte in die rechtsextreme Konzert- und Musikszene, besuchte zentrale Demonstrationen und Konzerte der Szene im gesamten Bundesgebiet, trat aber auch als Anmelder rechter Musikveranstaltungen auf. Kenner der rechten Szene sehen in Wolinski ein Bindeglied zwischen NPD und der starken subkulturellen Neonaziszene.

Mehrfach ist Wolinskis Wohnung in Velten wegen seiner Aktivitäten von den Ermittlungsbehörden durchsucht worden. Zudem hatte er im November 2014 in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) ein nicht angemeldetes Konzert organisiert, an dem bis zu 500 Neonazi teilnehmen wollten. Als die Polizei die Veranstaltung auflöste, kam es zu gewalttätigen Angriffen, ebenso im Jahr zuvor in Viereck bei Pasewalk. Weil er im November 2013 Rädelsführer eines Neonazi-Fackelmarsches durch Hennigsdorf (Oberhavel) für den verstorben NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke war, wurde gegen ihn ein Verfahren wegen Volksverhetzung eröffnet. 2013 hatte Wolinski dem verurteilten NS-Kriegsverbrecher und früheren SS-Hauptsturmführer in Rom vor dessen Tod einen Besuch abgestattet; im Jahr zuvor hatten maskierte Neonazis in Hennigsdorf einen nächtlichen unangemeldeten Fackelmarsch zum 99. Geburtstag des SS-Mannes abgehalten.

Wolinksi wollte übrigens schon vergangenen Samstag in Finowfurt bei Familie Mann seinen 28. Geburtstag feiern. Weil aber Stunden zuvor in sozialen Netzwerken dafür geworben wurde, ging die Polizei von einer öffentlichen Veranstaltung aus – und untersagte die Party. A. Fröhlich

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