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Brandenburg: Not und Spiele: Mit Tigern für Flüchtlinge Künstler inszenieren

Kampf auf Leben und Tod

Berlin - Mit Provokationen kennen die Aktivisten vom „Zentrum für Politische Schönheit“ (ZPS) sich aus. Am Donnerstag kündigten sie eine weitere an, erneut mit dem Ziel, auf das Schicksal von Flüchtlingen aufmerksam zu machen: Im Maxim-Gorki-Theater in Mitte stellte die Künstlergruppe ihre aktuelle Aktion „Flüchtlinge fressen – Not und Spiele“ vor.

Ihr Ziel: Bundesregierung und Bundestag sollen ein Gesetz abschaffen, auf dessen Grundlage Fluggesellschaften mit hohen Strafen belegt werden, wenn sie Flüchtlinge ohne Einreiseerlaubnis befördern. Das solle geändert werden – sonst wolle man zu drastischen Mitteln greifen: „Das ZPS sucht ab sofort verzweifelte Flüchtlinge, die bereit sind, sich öffentlich fressen zu lassen“, verkündete die Künstlergruppe. Auf dem Gelände des Gorki- Theaters wurde eine Arena mit vier libyschen Tigern aufgebaut. Eine Sprecherin sagte, ihr Haus habe eine Sondererlaubnis vom Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks für ein Theaterprojekt eingeholt. Dieses war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Das Zentrum behauptet, einen Flug mit 100 syrischen Flüchtlingen von der Türkei nach Deutschland am 28. Juni organisiert zu haben. Sollte die Regierung bis dahin nicht auf die Forderungen reagieren und den Flug verhindern, würde sie damit in der „Art eines römischen Imperators über Leben und Tod der ersten 100 Passagiere verfügen“. Es ist nicht die erste Aktion der Gruppe mit Schockeffekt: Im vergangenen Sommer rief sie unter dem Titel „Die Toten kommen“ dazu auf, Gräber vor dem Bundestag anzulegen, als Symbol für die Flüchtlinge, die auf ihrer Reise nach Europa ums Leben kommen. Am Ende ragten 100 Erdhügel mit Kreuzen auf der Wiese vor dem Bundestag auf. Im Jahr davor stahlen sie die Gedenkkreuze für die Mauertoten in Berlin-Mitte und brachten sie an die EU-Außengrenzen.

„Wir wollen den Menschen für einen kleinen Augenblick den Appetit verderben“, sagte ZPS-Mitglied André Leopold am Donnerstag bei der Vorstellung der Aktion. Natürlich sei das Vorhaben geschmacklos und zynisch, aber: „Wir spielen nach, wie von oberster Stelle mit Schicksalen gespielt wird. Das müssen wir, damit wir die Sache umdrehen und anfangen können, Schicksal mit der Politik zu spielen.“Nach der Präsentation sind manche im Publikum betroffen von dem Vorhaben. Eine Studentin der Humboldt-Universität sagte, sie „ finde es aber wichtig zu zeigen, wie barbarisch und unmenschlich die EU und auch Deutschland gerade mit dem EU-Türkei-Deal handelt.“Melanie Berger/Richard Elsner

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