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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, seine Frau Elke Büdenbender und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD, r.) unterhalten sich zur Eröffnung des Fontanejahres 2019 bei einem Stadtrundgang in Neuruppin mit einer Drehorgelspielerin.

© R. Hirschberger/dpa

Neuruppin: Das Fontanejahr 2019 ist offiziell eröffnet

In Fontanes Geburtsstadt Neuruppin wurde am Wochenende das Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag des Dichters eröffnet.

Neuruppin - Weltverbesserungsleidenschaft, Schuhbürstenbart, Gemütlichkeitsrangliste – das sind Wortgebilde, die der Dichter Theodor Fontane schuf. Zu seinem 200. Geburtstag wird er nun ausgiebig geehrt. 

Mit einem Festakt in seiner Geburtsstadt Neuruppin eröffnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Samstag das Fontanejahr 2019. Steinmeier und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprachen in ihren Reden über Werk und Lebensweg des Literaten.

Steinmeier: Fontane war eine Ausnahmeerscheinung

Fontane sei eine Ausnahmeerscheinung unter den Schriftstellern des 19. Jahrhunderts gewesen, sagte Steinmeier in seinem Grußwort in der Kulturkirche. „Seine Romane spiegeln weniger das alte Preußen als vielmehr den Konflikt von Tradition und Moderne und sind vielleicht gerade deshalb so unverändert aktuell.“ Woidke erklärte: „Wer die Mark Brandenburg kennen und verstehen lernen will, der muss Fontane lesen.“

Die Ausstellung "fontane.200/Autor" wird vom 30. März bis 30. Dezember 2019 im Neuruppiner Museum gezeigt. 
Die Ausstellung "fontane.200/Autor" wird vom 30. März bis 30. Dezember 2019 im Neuruppiner Museum gezeigt. 

© Ralf Hirschberger/dpa

Zuvor hatte Woidke gemeinsam mit dem Bundespräsidenten die Ausstellung „fontane.200/Autor“ und das Geburtshaus des Dichters besichtigt. Fontane habe sich als gelernter Apotheker mit menschlichen Krankheiten ausgekannt und gewusst, „dass es kein Allheilmittel gibt und nichts so unersetzlich ist wie ein Gespräch“, sagte Steinmeier. Im dreißigsten Jahr der Deutschen Einheit solle man daran denken. „Wir brauchen das Gespräch zwischen Ost und West mehr und intensiver, als wir das lange gedacht haben.“ Nichts sei so belastend wie das Ungesagte und das Ungehörte. Zudem betonte Steinmeier, die Lektüre der Bücher Theodor Fontanes lasse auch die Aufforderung hören, es nicht noch einmal zu einem „Untergang Europas“ kommen zu lassen. „Indem wir nämlich miteinander reden – über die Grenzen hinweg, wie er es die längste Zeit seines Lebens praktiziert hat“, so das Staatsoberhaupt.

Fontane schrieb über Frauen, die nicht ihrer Zeit entsprachen

Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) faszinieren die Frauenfiguren in Fontanes Werken. Er habe über Frauen geschrieben, die nicht ihrer Zeit entsprachen. Die Kuratorin der Leitausstellung, Heike Gfrereis, las als Schülerin Fontanes „Effi Briest“. Damals habe sie zum allerersten Mal gedacht: Das ist Literatur. Die Leitausstellung des Fontanejahrs zeigt den Dichter als Vertreter des poetischen Realismus: als Wortsampler und „Schreibdenker“.

Eine von Fontane genutzte Enzyklopädie wird in der Fontaneausstellung gezeigt.
Eine von Fontane genutzte Enzyklopädie wird in der Fontaneausstellung gezeigt.

© B. Settnik/dpa

Fontane habe alle modernen Kommunikationsmittel seiner Zeit benutzt, erklärte Irena Trivinoff. Sie betreut im Jubiläumsjahr ein Projekt, das den Dichter Jugendlichen näherbringen soll. Fontane hätte wahrscheinlich heute auch alle digitalen Medien für sein Schreiben ausgeschöpft und wäre vielleicht sogar zum Blogger geworden, mutmaßte Trivinoff.

Der Schriftsteller, Journalist und Apotheker Theodor Fontane (1819-1898) wird zu seinem 200. Geburtstag in seiner Geburtsstadt mit einer großen Schau geehrt. Mehr als 200 Veranstaltungen sind allein in Neuruppin geplant, darunter Lesungen, Wanderungen, Radtouren und Workshops. Fontane schuf Werke der Weltliteratur wie „Effi Briest“ oder „Irrungen, Wirrungen“. Mit ihnen zeichnete und prägte er das Bild Preußens im 19. Jahrhundert.

In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ beschrieb Fontane die Region so, wie er sie erlebte: rauh und liebenswert. „Selten war ein Jubiläum so gegenwärtig“, sagte Ministerpräsident Woidke. „Vielleicht, weil Fontane nichts Menschliches fremd war“. Zum Thema Geburtstage schrieb Fontane im Jahr 1880 einmal an den Schriftsteller Bernhard von Lepel: „Die Geburtstage haben das Schlimme, dass man an ihnen geboren wurde und das Gute, dass man (...) voneinander hört.“ (dpa, mit KNA)

Silke Nauschütz

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