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Zeitzeuge. Der ukrainische KZ-Überlebende Petr Mischtschuk (r).

© Settnik, dpa

Brandenburg: Neuer NS-Gedenkort eröffnet Klinkerwerk Oranienburg wird Geschichtspark

Oranienburg - An die Opfer des NS-Todeslagers Klinkerwerk in Oranienburg erinnert künftig ein neuer Gedenkort. Die Mahnstätte wurde am Montag im Beisein von rund 70 Überlebenden der Öffentlichkeit übergeben, teilte die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten mit.

Oranienburg - An die Opfer des NS-Todeslagers Klinkerwerk in Oranienburg erinnert künftig ein neuer Gedenkort. Die Mahnstätte wurde am Montag im Beisein von rund 70 Überlebenden der Öffentlichkeit übergeben, teilte die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten mit. Der mit Stahltafeln eingefasste Gedenkbereich am Hafenbecken des Geländes ergänzt ein bereits 1998 von Jugendlichen errichtetes Denkmal aus dort gefundenen Ziegelsteinen. Der neue Gedenkort wurde mit rund 153 000 Euro Landesmitteln des Kulturministeriums finanziert.

Im Klinkerwerk-Außenlager des KZ Sachsenhausen mussten Häftlinge ab 1938 das weltweit größte Ziegelwerk errichten, das Material für den von Rüstungsminister Albert Speer geplanten Umbau Berlins zur Reichshauptstadt „Germania“ liefern sollte. Ab 1943 wurden die Häftlinge zur Rüstungsproduktion gezwungen. Das Außenlager war bei den Häftlingen besonders gefürchtet. Die SS nutze es gezielt für Mordaktionen. Die Arbeitsbedingungen in dem Lager waren besonders unmenschlich. Der Ort hat vor allem für Homosexuelle eine besondere Bedeutung: Nahezu alle der mit einem rosa Stern gekennzeichneten KZ-Häftlinge wurden 1942 dorthin verlegt und später ermordet. Bislang sind laut Stiftung die Namen von etwa 200 Männern bekannt. Ende 1944 waren in dem Lager knapp 3500 Häftlinge interniert. Bei einem Bombenangriff am 10. April 1945 wurden die Anlagen fast vollständig zerstört, mehr als 200 Häftlinge starben.

Am ehemaligen SS-Schießstand wurde 2011 bereits die Freiluftausstellung „Steine für Germania – Granaten für den Endsieg“ eröffnet. Der Ort „zeigt exemplarisch die Brutalität, die Unerbittlichkeit und das Ausmaß der nationalsozialistischen Unterdrückungsmaschinerie“, betonte Brandenburgs Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) am Montag. Orte wie das Klinkerwerk seien wichtige Bestandteile der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur und der historisch-politischen Aufarbeitung und Bildung.

Besonders junge Menschen müssten für die Mechanismen des Unrechtssystems sensibilisiert werden und für die „Notwendigkeit, rassistischen und antisemitischen Stimmungen bereits früh entschlossen entgegenzutreten und sich engagiert für Demokratie, Pluralismus und Freiheit einzusetzen“, betonte Gorholt. Der neue Gedenkort wurde bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen eröffnet. Die verbliebenen Häftlinge des Konzentrationslagers wurden am 22. April 1945 von der Roten Armee befreit. Am Donnerstag soll in Tröbitz bei Bad Liebenwerda im Süden Brandenburgs ein weiterer Gedenkort für NS-Opfer eingeweiht werden. Die Stelenausstellung unter freiem Himmel soll dort an den sogenannten „Verlorenen Zug“ mit jüdischen Häftlingen des KZ Bergen-Belsen erinnern, der dort am 23. April 1945 von der Roten Armee befreit wurde. Yvonne Jennerjahn

Yvonne Jennerjahn

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