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Falsche Kommunikation? Klar ist, BER-Chef Mehdorn und BER-Aufsichtsratschef Platzeck wollen nicht immer dasselbe, wenn es um den neuen Flughafen geht.

© dpa

Neue Debatte um Lärmschutz am BER: Flughafen-Aufsichtsrat schweigt zu Mehdorns Angriff

Kaum ein Vorstand stellt sich öffentlich so gegen seinen Aufsichtsrat wie der neue Berliner Flughafenchef Mehdorn. Die Politik hält sich mit Reaktionen zurück.

Schönefeld - Am Hauptstadtflughafen wollen die Eigentümer im Streit um die Außendarstellung des Krisen-Projekts kein weiteres Öl ins Feuer gießen. Berlin, Brandenburg und der Bund vermieden am Donnerstag konkrete Erwiderungen auf den Vorwurf des Flughafenchefs Hartmut Mehdorn. Er hatte den Gesellschaftern vorgeworfen, zu viele öffentliche Diskussionen zur Zukunft des Projekts anzustoßen. Seinen Vorstoß, bis ins Jahr 2018 auch vom Flughafen Tegel zu fliegen, nahm Mehdorn nicht zurück. Er betonte am Donnerstag aber, es sei noch nichts entschieden. Erst im Herbst liege ein Gesamtkonzept vor.

Aus der Potsdamer Staatskanzlei hieß es, die Position des Ministerpräsidenten und Aufsichtsratschefs Matthias Platzeck (SPD) sei bekannt. Dieser hatte zuletzt am Wochenende in einem Interview Mehdorns Kurs gestützt, das Projekt nach vier geplatzten Eröffnungsterminen tabulos und ohne Denkverbote anzugehen. Platzeck hatte aber auch einen besseren Kommunikationsstil angemahnt. "Wir sollten manche Debatten zunächst intern führen. Da müssen wir besser werden, um so wenig wie möglich zu irritieren."

Mehdorn griff am Mittwoch im Flughafen-Sonderausschuss des Landtags hingegen die Flughafen-Eigentümer an und betonte: "Die einzige, die hier nicht draußen redet, ist die Geschäftsführung." Der Bund und Berlin sahen am Donnerstag nach eigenen Angaben keine Grund, auf Mehdorns Vorwurf öffentlich zu reagieren.

Brandenburgs Flughafen-Koordinator Rainer Bretschneider (SPD) teilte mit: "Losgelöst von allen tagesaktuellen Debatten und Aufregungen: Wir sind mit dem Flughafen auf einem gutem Weg." Die offenen Fragen würden im Spätsommer entschieden - wenn es juristisch, baufachlich und finanziell fundierte Grundlagen gebe.

Mehdorn betonte, er habe einige Themen vorgetragen, "die wir derzeit ohne Scheuklappen und ohne Denkverbote diskutieren". Er fügte hinzu: "Kern unserer Überlegungen ist und bleibt, wie wir den BER schnell und sicher ans Netz bringen können."

Am Donnerstagabend wollte Mehdorn Bürgermeistern aus dem Umland den neuen Flughafen zeigen. Die Verwaltungschefs sind empört über einen möglichen Angriff des Flughafens auf die Schallschutz-Vorgaben. Der Bürgermeister von Blankenfelde-Mahlow (Teltow-Fläming), Ortwin Baier, warnte Mehdorn vorab davor, ein entsprechendes Gerichtsurteil anzufechten oder den Planfeststellungsbeschluss zu ändern. "Wer an diesem Standort festhält, der muss für entsprechenden Lärmschutz sorgen." Der Bürgermeister von Eichwalde (Dahme-Spreewald), Bernd Speer, sagte, das Urteil lasse keinen Spielraum zu.

Die Bundestagsabgeordnete Dagmar Enkelmann (Linkspartei) forderte: "Herr Mehdorn sollte - statt hemdsärmelig herumzuagieren - endlich die Ärmel aufkrempeln und an die Arbeit gehen." Die Grünen in Berlin und Brandenburg lehnten eine mehrjährige Offenhaltung Tegels ab.

Mehdorn hatte dies am Mittwoch damit begründet, dass die aus der DDR-Zeit stammende Nordbahn des neuen Flughafens 2017/2018 saniert werde und währenddessen die Bahnen in Tegel gebraucht würden. Der Potsdamer Grünen-Fraktionschef Axel Vogel forderte, die Sanierung vorzuziehen - was der Aufsichtsrat in der vergangenen Woche abgelehnt hatte, weil das Geld dafür fehle. (dpa)

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