zum Hauptinhalt
Seit Samstag dürfen Bewohner von Pflegeheimen in Brandenburg wieder Besuch empfangen.

© picture alliance/dpa

Neue Coronaregeln in Brandenburg: Pflegeheime offen für Besucher - Sozialverbände üben Kritik

Bewohner von Pflegeheimen dürfen in Brandenburg wieder Besuch bekommen. Sozialverbände kritisieren, die Heime bräuchten mehr Zeit zur Vorbereitung.

Potsdam - Die Wohlfahrtsverbände in Brandenburg haben die kurzfristige Änderung der Anti-Corona-Regeln für Pflegeheime kritisiert. Die aktuelle Lockerung der Besuchsregelungen sei zwar richtig, gehe jedoch „zu schnell und zu weit“, erklärte die Liga der Wohlfahrtsverbände am Samstag in Potsdam. Die Möglichkeit für die Bewohner, bereits seit Samstag wieder Besucher zu empfangen, sei auf Kosten von Einrichtungen und Pflegekräften beschlossen worden. Die Lockerung wurde am Freitag von der Landesregierung beschlossen.

Die Einrichtungen könnten sich nicht „innerhalb kürzester Zeit auf den verständlichen Andrang von Angehörigen vorbereiten“, betonte der Liga-Vorsitzende Bernd Mones: „Unsere Einrichtungen benötigen Vorlauf, um sich verantwortungsvoll auf diese neue Situation vorzubereiten.“

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Krise live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple-Geräte herunterladen können und hier für Android-Geräte.]

Große Sehnsucht nach Besuchen

Die Sehnsucht nach Besuchen in Pflegeeinrichtungen sei sehr groß, erklärte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Deshalb seien die Lockerungen bereits zum Muttertag möglich gemacht worden. Familienangehörige und Freunde würden jedoch eindringlich gebeten, Besuche frühzeitig mit dem Heim abzustimmen. „Wir müssen zum Schutz der älteren Menschen die Abstandsregeln diszipliniert einhalten“, betonte sie: „Mehr soziale Kontakte bedeuten auch ein größeres Infektionsrisiko.“

Die ohnehin stark belasteten Pflegekräfte müssten nun aufgrund der Kurzfristigkeit der Lockerung eine erneute Belastung auffangen und in kürzester Zeit reagieren, kritisierte Mones: „Das ist keine gute Vorgehensweise in ohnehin angespannter Zeit.“

Dass mehr Corona-Tests in Brandenburg zur Verfügung stünden, sei begrüßenswert, betonte die Liga-Vorsitzende und Berliner Caritasdirektorin Ulrike Kostka: „Dennoch reichen diese bei weitem nicht aus, um Infektionswege verlässlich beim Übergang beispielsweise vom Krankenhaus in eine Pflegeeinrichtung auszuschließen.“ Die Tests müssten deutlich ausgeweitet und mehr Schutzkleidung bereitgestellt werden.

Schutz für Bewohner, Patienten und Personal

Bewohner brandenburgischer Alten- und Pflegeheime dürfen nach Angaben des Gesundheitsministeriums seit Samstag unter strengen Auflagen wieder Besuch bekommen. Zuvor galt seit Mitte März ein Besuchsverbot, um sie vor Covid-19-Infektionen zu schützen. Darunter hätten in den vergangenen Wochen viele Bewohnerinnen und Bewohner sehr gelitten, betonte Nonnemacher. In mehreren Einrichtungen ist es trotz des Besuchsverbots zu Infektionen gekommen.

Die Lockerung sieht den Angaben zufolge vor, dass Patienten in Krankenhäusern, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie Bewohner von Pflegeheimen und in besonderen Wohnformen nun Besuch durch eine Person empfangen können. Dabei müsse jedoch sichergestellt werden, dass der Zutritt gesteuert wird und unnötige physische Kontakte zu Patienten oder Bewohnern, zum Personal sowie unter den Besuchenden vermieden werden, hieß es.

Soweit möglich, solle zudem durch bauliche oder andere geeignete Maßnahmen ein wirksamer Schutz der Patienten, Bewohner und des Personals vor Infektionen gewährleistet werden, hieß es weiter. Da vielfach noch einige Voraussetzungen für Besuche geschaffen werden müssten, könnten möglicherweise nicht alle Besuchswünsche kurzfristig erfüllt werden, betonte Nonnemacher. (epd)

Yvonne Jennerjahn

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false