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Neonazi-Fußballturnier in Grabow: Der braune Kick

Neonazi-Aktivist Maik Eminger organisierte ein "Nationales Fußballturnier". Dies sollte eigentlich in Kloster Lehnin stattfinden, wurde aber von der Polizei aufgelöst. Die Rechtsextremen wichen dann auf einen Platz nach Grabow, Emingers Wohnort, aus - und kickten für die szenebekannte "Gefangenenhilfe".

Kloster-Lehnin/Grabow - Immer seltener gibt es das, weil Behörden und Gemeinden auf der Hut sind. Doch nun hat der Neonazi-Aktivist Maik Eminger am Wochenende erfolgreich in seinem Wohnort Grabow ein „Nationales Fußballturnier“ organisiert.

Ursprünglich hatte Eminger, dessen Bruder André Eminger Angeklagter im NSU-Prozess ist, das braune Fußballturnier in Göhlsdorf, einem Ortsteil von Kloster Lehnin, angemeldet. Doch zum Anstoß kam es nicht: Die Polizei Polizei löste das Turnier auf. Die Beamten nahmen die Personalien der Rechtsextremen auf und untersagten ihnen auf Geheiß der Stadt Kloster Lehnin – die Eigentümerin des Sportplatzes ist – den braunen Kick. Die einzige Zufahrtsstraße zu dem etwas abseits im Wald gelegenen Fußballplatz wurde abgesperrt. Daraufhin wichen die etwa 50 Rechtsextremen auf einen öffentlich zugänglichen Platz nach Grabow aus. Aus Sicherheitskreisen hieß es, dass es dort zu keinen Straftaten gekommen sei.

Motto „Solidaritäts-Fußballturnier der deutschen Jugend“

Offiziell veranstaltet wurde das Turnier unter dem Motto „Solidaritäts-Fußballturnier der deutschen Jugend“ vom Neonazi-Netzwerk „Gefangenenhilfe“. Die Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, inhaftierte Neonazis zu unterstützen. Dazu hält sie Briefkontakt mit den Neonazi-Häftlingen und sammelt Gelder, um die Kosten der Straftäter und ihrer Familien zu decken, von Prozesskosten über Rechnungen bis hin zu den anfallenden Unterhaltskosten. Auch für den mutmaßlichen NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben sammelte das Netzwerk Spendengelder.

In Brandenburg erstmals öffentlich in Erscheinung getreten ist die „Gefangenenhilfe“ im Oktober vergangenen Jahres mit einer Kundgebung in Brandenburg/Havel. Maik Eminger fungierte als Hauptredner. Der Verfassungsschutz misst ihm auch über die Landesgrenze hinweg eine große Bedeutung in der Neonazi-Szene bei. Eminger baut derzeit Strukturen der rechtsextremen Splitterpartei „Der III. Weg“ in Brandenburg aus, im April wurde bereits ein Stützpunkt Potsdam-Mittelmark gegründet. Mit Pascal Stolle fand Eminger einen weiteren Mitstreiter: Bis vor Kurzem saß Stolle noch im Bad Belziger Stadtparlament – für die NPD. Dann aber wechselte er zum „III. Weg“ und gab seinen Parlamentssitz an André Schär weiter.

Im nächsten Jahr ein neues Turnier

Die sonst zerstrittene rechtsextreme Szene scheint durch die in Brandenburg maßgeblich von Eminger gesteuerte „Gefangenenhilfe“ einen gemeinsamen Nenner zu finden. An dem braunen Kick waren Vertreter aller rechtsextremen Parteien aus Brandenburg beteiligt: sowohl der Landesverband von Die Rechte, die NPD Potsdam-Mittelmark wie auch „Der III. Weg“. Sieger des Turniers mit neun Mannschaften wurde ein Team mit dem bezeichnenden Namen „Sturm Belzig“. 2016 wollen die Neonazis, wie sie ankündigten, erneut ein Turnier abhalten.

Im jüngsten Verfassungsschutzbericht heißt es, dass solche braunen Fußballturniere vor allem dazu dienten, neue Mitglieder zu gewinnen sowie Interessenten an feste Strukturen gebunden werden sollen. Das letzte derartige Turnier fand im Mai 2014 in Wünsdorf (Teltow-Fläming) statt.

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