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20 Jahre Apotheker. Bernd Viesteg betreibt eine Apotheke in Wittstock (Brandenburg).

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Nachwuchs fehlt: Immer weniger Apotheker in Brandenburg

Fast ein Drittel der Apotheker in Brandenburg geht in den kommenden zehn Jahren in Rente. Gerade im ländlichen Raum wird es schwierig, Nachfolger zu finden.

Potsdam - Die Zahl der Apotheken in Brandenburg ist mit derzeit 575 in den vergangenen zehn Jahren konstant geblieben. Große Sorgen macht der Branche aber der Fachkräftenachwuchs, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. „Rund 30 Prozent der Kollegen in den Apotheken erreichen in den nächsten zehn Jahren das Rentenalter“, sagte der Sprecher des Landesapothekerverbands, Mathias Braband-Trabandt. Vielerorts sei es schwierig, Nachfolger zu finden.

Das liegt nach Ansicht des Verbandes auch an zu wenig verfügbaren Studienplätzen im Bereich der Pharmazie. „Eine Möglichkeit, dem zu begegnen, wäre ein Pharmaziestudium in Brandenburg, um entsprechend für Nachwuchs zu sorgen“, sagte Braband-Trabandt.

Auch Fachpersonal dringend gesucht

Doch nicht nur studierte Pharmazeuten rücken zu wenig nach, auch ausgebildetes Fachpersonal wie pharmazeutische kaufmännische oder technische Assistenten sind „Goldstaub“ in der Branche, wie Bernd Viesteg sagte. Er betreibt seit 20 Jahren die Löwen Apotheke in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin). Dort hat sich in den vergangenen Jahren in Sachen Apothekenanzahl nicht viel getan. „Schwieriger dürfte es in zehn Jahren aussehen“, sagte er. Dann sei auch er in Rente. Zumindest habe er aber schon eine Idee, wer sein Nachfolger werden könnte.

Bernd Viestegs gut 200 Kunden halten dem Apotheker schon seit Jahren die Treue. In der Apotheke erhalten sie kostenlose Beratung zu rezeptpflichtiger aber auch rezeptfreier Arznei. „Die öffentlichen Apotheken spielen eine wichtige, gesellschaftlich und politisch anerkannte und legitimierte Rolle in der Prävention“, betonte Verbandssprecher Braband-Trabandt.

In Sachen Preisgestaltung gelten sowohl für stationäre als auch Versandapotheken bundesweit einheitliche Standards was rezeptpflichtige Medikamente angeht. „Die machen rund 85 Prozent unseres Marktes aus“, sagte Viesteg. Bei den anderen Medikamenten und Hilfsmitteln seien aber oft die Versandapotheken, vor allem jene aus dem Ausland, im Vorteil. Die Erfahrung hat Bernd Viesteg schon gemacht, als Kunden teure Ware wie Enzympräparate lieber online statt beim ihm kauften.

„Versandapotheken sind insgesamt mit ihrem Online-Vertriebskanal eine komplementäre Ergänzung zum stationären Absatz von Medikamenten“, sagte der Sprecher des Bundesverbands der Versandapotheken, Udo Sonnenberg. Insbesondere in Flächenländern wie Brandenburg, wo es eine oftmals rückläufige Infrastruktur gebe, könne der Online-Arzneimittelversand eine große Hilfestellung für Patienten und Verbraucher bieten.

Außerdem müssten Kunden beim Versand nicht zweimal zur nächsten Apotheke fahren, um dort Medikamente zu bestellen und abzuholen. „Der ländliche Raum gewinnt dadurch an Attraktivität, da jetzt eine große Produkttiefe auch für die Menschen außerhalb der Metropolen greifbar ist“, sagte der Sprecher.

Lange Wege, gerade auch in der Ostprignitz

Den Aspekt der oftmals langen Wege, gerade in der Ostprignitz, kennt auch Bernd Viesteg. „Auf unseren Lieferdienst können wir nicht mehr verzichten“, sagte er. Angefahren würden Orte in einem Radius von rund 25 Kilometern - ohne Zusatzkosten für den Kunden. Beim Versandhandel bezweifelt der Apotheker jedoch, dass dieser spezielle Rezepturen zusammenmischen würde. Im Übrigen leisteten die stationären Apotheken einen 24-Stunden-Notdienst für die Kunden.

Damit die Apotheken im Land auch künftig gut aufgestellt sind, sollten sie laut Apothekerverband auf eine stärkere Kooperation mit Medizinern setzen. Auch sei eine moderne Kommunikation und digitaler Datenaustausch nötig. „Die Krankenkassenkarte als Datenträger wäre dabei ein interessanter Schritt nach vorn“, sagte auch Viesteg. (dpa)

Christian Bark

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