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Nach Waldbrand: Einsatzleiter beklagt Unwissen bei Löscharbeit in Fichtenwalde

Wie groß war die Gefahr für Einsatzkräfte in Fichtenwalde? Ein Feuerwehrmann berichtet, wie Kameraden zwischenzeitlich von Flammen eingeschlossen waren.

Potsdam - Nach dem Großbrand bei Fichtenwalde wird deutlich, wie gefährlich der Einsatz für die über 1000 Feuerwehrkräfte war. Vor allem in den Anfangsstunden des Brandes am Freitagmittag war die Kommunikation offenbar noch äußerst eingeschränkt, einige Feuerwehrmänner sollen zeitweilig sogar von Flammen eingeschlossen gewesen sein (siehe Interview). „Nicht jeder der Feuerwehrleute hatte das nötige Wissen für einen Waldbrand“, sagte Jens Heinze den PNN. Das munitionsbelastete Waldstück am Autobahnkreuz sei eine komplizierte Einsatzstelle gewesen, so der Kreisbrandmeister von Potsdam-Mittelmark, der die Löscharbeiten koordiniert hatte. Sein Fazit: „Nicht alle Einsatzkräfte konnten die Gefahr einschätzen.“

Heinze widerspricht damit dem Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverband, Hartmut Ziebs, der dieser Zeitung vor einigen Tagen sagte, dass die Feuerwehr „universell einsetzbar“ sei – auch für Waldbrände. „Die Grundausbildung deckt solche Lagen wie in Fichtenwalde nicht ab“, sagte Heinze. Und weiter: „Es gibt keine zentrale Ausbildung für die Waldbrandbekämpfung.“ Nur für Führungskräfte gebe es taktische Schulungen in der Feuerwehrschule in Eisenhüttenstadt. „Das ersetzt aber leider keine flächendeckende Waldbrandausbildung“, so der Brandschutzmeister. Auch bei der Kommunikation sieht er Handlungsbedarf und machte sich für „fliegende Stäbe“ stark, wie sie bereits in anderen Bundesländern ausgebildet werden. Dabei werden krisenerprobte Experten zu Bränden entsandt. „Dadurch wird eine sehr hohe Qualität sichergestellt“, sagte Henze. In Fichtenwalde habe man Glück gehabt, dass viele Einsatzkräfte waldbranderprobt gewesen seien.

Investitionen in Ausrüstung gefordert

Auch in Sachen Ausrüstung fordert der 43-Jährige Investitionen. „Wir haben in Ausrüstung und Ausstattung noch Luft nach oben“, sagte Heinze. Zwar habe es in den vergangenen Jahren ein Umdenken bei der Ausrüstung gegeben und es sei einiges an Spezialgerät beschafft worden, aber eine flächendeckende Strategie gebe es noch nicht. „Bislang gehen Investitionen immer auf Eigeninitiative der kommunalen Träger zurück.“ Er vermutet, dass vor allem die Kosten die Kreise abschrecken könnten. „Pro Feuerwehrmann kostet die Ausrüstung rund 1000 Euro.“ Durch moderne Waldbrandschutzkleidung rechnet er mit etwa 500 Euro Mehrkosten – pro Person. Auch der Feuerökologe Johann Goldammer hatte in den PNN eine bessere Ausrüstung für die Feuerwehren gefordert und die Schwere von Schutzjacken und Helmen kritisiert.

Im Innenministerium hat man den Bedarf erkannt und das Brand- und Katastrophenschutzkonzept überarbeitet. „Das Papier mit unseren Vorschlägen befindet sich aktuell in der Ressortabstimmung“, sagte Sprecher Ingo Decker. Im September hofft man auf einen Kabinettsbeschluss. „Es geht auch um Technik und Ausbildung“, kündigte Decker an, fügte jedoch hinzu, die Ausrüstung im Land erfülle schon höchste Standards. 

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