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Neonazis zogen mit Fackeln durch Cottbus.

© privat

Nach Nazi-Aufmarsch in Cottbus: Behörden rechnen mit neuen rechtsextremen Aktionen

120 Neonazis marschierten vor zwei Wochen ungestört durch Cottbus. Brandenburgs Sicherheitsbehörden befürchten, dass nun weitere Aktionen folgen werden.

Potsdam/Cottbus - Nach dem ungestörten Aufmarsch von 120 Neonazis durch Cottbus vor zwei Wochen rechnen Brandenburgs Sicherheitsbehörden mit neuen derartigen Aktionen und weiteren rechtsextremistischen Straftaten. Dazu zählen Einschüchterungsversuche von Rechtsextremisten gegenüber Ausländern und politischen Gegnern. Grund seien die große Zahl der Neonazis, „ihre Gewaltalttätigkeit und die Einbettung in größere Szene-Netzwerke“, wie ein Sprecher des Innenministeriums den PNN sagte.

Rocker, Nazi-Gruppenmitglieder, Fußball-Hooligans

Aus Sicht der Sicherheitsbehörden stammten die Teilnehmer des Aufmarsches aus „Teilen der subkulturellen, teilweise gewaltbereiten rechtsextremistischen Szene und aus dem neonationalsozialistischen Milieu“. Und das ist in der Lausitz breit aufgestellt: Dazu zählten Rocker, die Kampfsport-Szene, Mitarbeiter von Security-Diensten, Fußball-Hooligans – offenbar aus der Nazi-Gruppe „Inferno 99“ – und die Musik-Szene. Möglicherweise seien auch vereinzelt Anhänger der verbotenen „Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“ dabei gewesen. Dies werde noch geprüft.

Die Polizei hat eine Ermittlungsgruppe des Staatsschutzes eingesetzt. Die hat auch erste Anhaltspunkte zu den Hintergründen des Aufmarsches. In den vergangenen Monaten seien in Cottbus wiederholt Aufkleber mit der Aufschrift „Defend Cottbus“ aufgetaucht. Und die stehen nach Ansicht der Behörden mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit dem Auftritt der Neonazis.

Cottbus-Aufmarsch werde in der Szene als Erfolg gewertet

Der Aufmarsch habe der rechtsextremistischen Szene in Cottbus ein hohes Maß an medialer Aufmerksamkeit beschert und werde in rechtsextremistischen Kreisen als Erfolg gewertet, hieß es. Daher sei mit ähnlich gelagerten Veranstaltungen in der Lausitz zu rechnen, aber auch mit überregionalen Nachahmern.

Wie berichtet trafen sich am Freitagabend vor zwei Wochen 120 vermummte Neonazis auf dem Altmarkt in Cottbus und konnten unbehelligt von der Polizei durch die zentrale Bummelmeile im Zentrum der Stadt mit Pyro-Fackeln in der Hand marschieren – dabei brüllten sie „Widerstand“. Die Sicherheitsbehörden hatten vorab keine Kenntnis von der Aktion. Die alarmierte Polizei konnte nur noch drei Neonazis festsetzen. Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) kündigte daraufhin Konsequenzen an. „Wir werden mit wachen Augen darauf schauen, dass sich die Szene nicht wie ein Krebsgeschwür ausbreitet“, sagte er.

"Babelsberg vergasen": Antisemitische Sprüche in Cottbus aufgetaucht

Wie selbstbewusst die Neonazi-Szene trotz der harten Hand der Sicherheitsbehörden ist, zeigt ein Vorfall von Mitte November. Rund um das Regionalliga-Brandenburgderby zwischen dem FC Energie Cottbus und SV Babelsberg 03 griffen Cottbus-Fans die Nulldrei-Anhänger an, warfen Böller und versuchten Polizeiketten zu durchbrechen. Beim Spiel riefen Fans aus dem Umfeld der Hooligan- Truppe „Inferno 99“, die Stadionverbot hat, „Zecken, Zigeuner und Juden“. Im Vorfeld waren in Cottbus antisemitische Sprüche gesprüht worden: „Juden 03“ oder „Babelsberg vergasen“.

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