zum Hauptinhalt
Fünf Sekunden reichen. Mit Videobeweis hält die Polizei Geschwindigkeitsverstöße auf der Autobahn A10 fest. Bei Lastwagen kontrollieren die Beamten neben dem Tempo auch das Einhalten des Sicherheitsabstandes. Das Bilden von Rettungsgassen bei Staus wird testweise sogar aus der Luft überwacht.

© Bernd Settnik/dpa

Brandenburg: Mit der Drohne auf Stausuche

Auf über 800 Kilometern Autobahn fahndet Brandenburgs Polizei nach Rasern und Verkehrsbehinderungen

Ludwigsfelde - Polizeihauptmeister Udo Scheil blickt bei der Streifenfahrt auf dem südlichen Berliner Autobahnring in den Rückspiegel und gibt der Kollegin ein Zeichen. Polizeihauptmeisterin Ines Großhanß schaltet das Videomessgerät ein. „Der kommt mit Macht“, meint Scheil. Mit mehr als 140 Kilometer pro Stunde rauscht ein Auto im Baustellenbereich auf der linken Spur an dem zivilen Wagen der Verkehrspolizei vorbei. „Fünf Sekunden Messung reichen, um den Geschwindigkeitsverstoß gerichtsfest nachzuweisen“, erläutert Scheil.

„Heute Morgen hatten wir bereits einen mit 178 Stundenkilometern in der 120er-Zone und einen mit 140 in der 80er-Zone.“ Die beiden Beamten Großhanß und Scheil sind am Dienstag dieser Woche auf der Autobahn 10 zwischen Ludwigsfelde und dem Autobahndreieck Nuthetal unterwegs, um Temposünder, unzulässig geladene Sattelzüge und andere Verkehrssünder aufzuspüren. Unterstützt werden sie dabei von zwei Beamten mit Motorrad. Temposünder und auffällige Lastwagen werden auf einen Parkplatz gelotst und dort von Kollegen der Verkehrspolizei überprüft.

Ein Schwerpunkt ist, ob die Lastwagen auf der rechten Spur den Mindestabstand von 50 Metern einhalten. Anhaltspunkte sind dafür die reflektierenden Streckenpfähle, die an den Autobahnen alle 50 Meter gesetzt sind. „Bei Sonne kann man sich an den Schlagschatten der Lkw orientieren“, erläutert Scheil. Die Frontkamera zeichnet die Verstöße zuverlässig auf.

Auf dem Parkplatz stellen derweil die Kollegen der Verkehrspolizei bei einem Lastwagen weitere Verstöße fest. Fünf der Gurte für die Sicherung der Ladung sind verschlissen und müssen vom Fahrer ausgetauscht werden. Ein Laster, der auf seinem Auflieger einen Kran transportiert, wird von den Motorradpolizisten herausgewunken. Doch der Fahrer hat die notwendige Ausnahmegenehmigung für eine Überlänge bis 20,98 Meter – die Messung der Beamten ergibt schließlich 20,78 Meter. Alles in Ordnung.

Kommt es zum Stau, setzt Großhanß das Blaulicht aufs Dach. Dann wird kontrolliert, ob Autofahrer die Rettungsgasse blockieren. Bis zu 320 Euro, zwei Punkte in Flensburg und einen Monat Fahrverbot kann das seit der Gesetzesverschärfung im Oktober vergangenen Jahres kosten.

Aus Sicht von Scheil eigentlich immer noch zu wenig für Autofahrer, die Rettungskräften womöglich den Weg zu lebensgefährlich Verletzten blockieren. „In der Schweiz und in Österreich klappt das mit der Rettungsgasse hervorragend – aber da liegen die Bußgelder über 1000 Euro“, sagt der Polizeihauptmeister.

Allein in der Polizeidirektion West wurden in diesem Jahr bereits 276 Verstöße gegen die Pflicht zur Bildung einer Rettungsgasse angezeigt. Und es könnten noch mehr werden: Zumindest testweise setzt die Polizeidirektion West bereits eine Drohne ein, die den Stau zur Kontrolle der Rettungsgasse überfliegen kann.

Aber an jenem Dienstagvormittag gibt es zumindest auf dem kontrollierten Streckenabschnitt keinen Stau. Der bildet sich allerdings 20 Kilometer vorher – nach einem Unfall zwischen einem Lastwagen und einem Auto. Doch Großhanß und Scheil können nicht überall sein. Nichtsdestotrotz: „Mir macht das Spaß, ich mach das schon seit 2010 und bleibe dabei bis zur Rente“, sagt der 61-jährige Scheil. Wichtig sei ihm die Verkehrserziehung im Gespräch mit den erwischten Autofahrern. „Da gibt es immer wieder auch Einsicht in das Fehlverhalten, wenn die Fahrer unseren Film sehen“, meint er. Und glaubt auch: „Das ist anders, als bei einem Blitzer, wo man Wochen später den Bußgeldbescheid per Post bekommt.“

Klaus Peters

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false